Sylvan - X-Rayed

Sylvan - X-Rayed
point music (2004)

Mit X-Rayed bringt das Hamburger Quintett Sylvan ihre mittlerweile vierte CD auf den Markt. Nach dem absoluten Oberhammer Artificial Paradise aus 2002 war ich schon sehr gespannt auf den Nachfolger. Und ich kann es hier schon mal vorwegnehmen, ich wurde nicht enttäuscht.

Auf der neuen CD bietet die Band zehn Songs mit Laufzeiten zwischen 3:07 und 12:55 Minuten. Die CD startet mit So Easy, das bekannte Klänge bietet. Ein sehr gut strukturierter Midtempo-Song, der neben dem schönen Haupt- und Backgroundgesang durch Kay’s filigrane Gitarrenarbeit, die zwischenzeitlich Passagen von Pink Floyd’s Devision Bell annimmt, glänzt. Zum Ende hin wird es etwas härter, da weist der Gesang auch von H-Blockx auf. Ein echter Progsong.
 

 

Es folgt mit So Much More ein ähnlich angelegter Song, der eine sehr schöne Melodie hat. Marco’s Stimme legt hier eine kleine Pause ein, denn er schmeichelt mit der Sanftheit seines Gesangs die Ohren des Hörers. Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Ja, denn mit Track Nummer 3, Lost, geben die fünf Hamburger uns richtig was auf die Ohren. Da fetzen abgefuckte Heavy Metal-Riffs ans Ohr, die teilweise Led Zeppelin-artig angelegt sind. Dieser Power kann man sich nicht entziehen. Und auch Marco’s Stimme klingt hier dreckiger und rauer, passend zum Song. Dieser Track weist dann auch noch ein tolles Keyboardsolo auf. ProgRock mit neuen Stilelementen vermischt, die das Werk sehr modern und frisch klingen lassen.

Bei You Are knistert es anfangs, so als hätte man eine Vinylscheibe aufgelegt. Langsam kommt Marco’s Stimme aus dem Off und startet diesen ungewöhnlichen, vertrackten etwas unterkühlten Song, dessen Stärke im Refrain und den tollen Marillion-artigen Gitarrensounds liegt.

Das folgende Fearless klingt durch die Kinderstimmen zu Beginn ethnisch, wird aber durch einsetzenden Bass, Schlagzeug und Gesang schnell in Richtung Rock zurückgeführt. Der Titel hat wieder fette Heavey Metal-Sounds zu bieten, ohne das der Prog-Anteil vernachlässigt wird. Hier fällt mir spontan Metallica meets Prog ein.

Mit Believed Gift kommt ein Track, der zum sofortigen mitsingen einlädt. Der Refrain hat schon gewisse Hitqualität und geht sofort in Ohr und Blut über. Darüber hinaus ist er durch seine Instrumentierung und dem Spielen mit der Lautstärke überaus spannend aufgebaut.

Today wird wieder von Marco äußerst sinnlich gesungen und stellt wieder einen ruhenden Pol auf der CD dar. Dieser Song hat für mich ebenfalls gewisse Hitqualitäten. Vielleicht sollten die Jungs mal ne Single rausbringen um das zu testen.

Eine verzerrte Stimme, wie aus der Kommandozentrale eines Raumschiffes, ist die Vorhut für Through My Eyes, das wieder von härteren Gitarrenriffs bestimmt ist. Der Song strotzt nur so vor Kraft. Mit Given-Used-Forgetten kommt das mit fast 13 Minuten Spielzeit längste Stück der CD. Eine Klaviermelodie eröffnet diesen Song, der sehr ruhig startet und sich langsam in bester ProgRock-Manier aufbaut. Dann kommt die fette Leadgitarre und verleiht dem Song das notwendige Volumen, während die Schlagarbeit von Matthias für den Drive sorgt. Der Song ist strukturiert wie ein Genesis-Epos aus frühen Tagen. Proggie, was willst du mehr?

This World Is Not For Me beschließt diesen würdigen Nachfolger von Artificial Paradise. Der Song weist eine Melodie auf, die sich sofort ihren Weg durch die Gehörgänge bahnt und sich dort nachhaltig festsetzt. Während die Strophen zum Träumen anregen, fordert der Refrain unweigerlich zum Mitsingen auf. Und diese sich verzehrende Gitarre ist einfach göttlich.

Sylvan legen mit X-Rayed ein überzeugendes Album vor. Sie mischen gekonnt die verschiedensten Rockelemente und klingen dabei unwahrscheinlich modern und aktuell. So hört es sich an, wenn eine der vielversprechendsten Bands sich weiterzuentwickeln weiß. Klasse Album !!!!

Stephan Schelle, Mai 2004

 
   

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