Sunpath – Night Dream Call

Sunpath – Night Dream Call
Eigenvertrieb / www.sunpath.de (2009)
(8 Stücke, 52:13 Minuten Spielzeit)

Sunpath nennt sich ein Quintett aus Deutschland, das mit „Night Dream Call“ ihren zweiten Longplayer im September 2009 herausgebracht hat. Bereits im Frühjahr 2004 als Inner Turbulance gegründet und kurz darauf in Sunpath umbenannt, sind von der Gründungsformation derzeit nur noch Schlagzeuger Cyril Kajnar und Gitarrist Rafael Sonntag übrig geblieben. Neben diesen beiden besteht die Formation derzeit aus Ralf Kierspel (Gesang), Felix Starker (Gitarre) und Beniamino Alba (Bass). Da ich den ersten Output nicht kenne, beschränke ich mich hier lediglich auf das aktuelle Album.


Die CD enthält acht Stücke mit Laufzeiten zwischen 5:06 und 12:03 Minuten Länge (das kurze 1:32minütige „He’s Gone“ mal außen vor gelassen). Sie beginnt mit dem Stück „Crusader“, das dem Albumtitel entsprechend mit einem Telefonklingeln (das kennen die älteren noch von den alten Geräten mit Drehscheibe) beginnt. Nach wenigen Momenten setzen Schlagzeug und breite Gitarrenseiten ein. In diesem Opener zeigt sich bereits dass neben Ralf’s Gesang vor allem die Gitarren und ein nicht übertrieben agierendes Schlagzeug die Hauptbestandteile der Musik von Sunpath sind. Die fette Gitarrenbreitseite kommt in diesem Stück nur in einzelnen Passagen zum Einsatz, meist bestimmen eher proggige Licks das Bild.

Das Cover macht einen recht melancholisch / morbiden Eindruck und so vermittelt auch das Titelstück eine gewisse Düsternis, obwohl die Jungs hier musikalisch nicht in Verzweiflung abdriften. Der in einigen Passagen aufkommende Growlgesang steht im totalen Kontrast zu Ralf’s Gesangsstimme, ist aber nur eingestreut, so dass er effektvoll den Song unterstützt. In dem folgenden „Mariana“ das durch eine eingängige Melodie mit einigen vertrackten Passagen aufwartet, gefällt mir vor allem der Satzgesang. Das erinnert mich ansatzweise an Wishbone Ash.

Der Anfang von „Hometown“ hat etwas beatleskes und ist ein sehr ruhiger, getragener Song mit sehr einfühlsamen Gitarren und Schlagzeugrhythmen, der im späteren Verlauf an Dynamik gewinnt. In „Holyrood Park“ gefällt mir besonders die Kombination aus Gitarren und Schlagzeug (hat einen Hauch U2, wenn man denn Vergleiche heranziehen will). Das geht gut ins Ohr. „Notes Before Sunset“ ist ein recht abwechslungsreiches Stück, das nach einem längeren progressiven, druckvollen Intro in eine eher ruhigere Nummer übergeht. Hier werden die Gitarren sehr akzentuiert eingesetzt. Die fünf wechseln in diesem Stück mehrmals Tempo und Rhythmus. Das kurze „He’s Gone“ ist ein Zwischenspiel, das auf den Longtrack „Names In The Mirror“ überleitet. Dieser Track ist wohl das Highlight des Albums, kann er doch durch wunderbare Gitarrenpassagen glänzen und wird auch durch Struktur-, Tempo- und Melodiewechsel (hier sind auch wieder einige Metal-Ansätze zu hören) recht kurzweilig.

„Night Dream Call“ ist ein solides Album, das man gut hören kann. Man muss der Band auch zugute halten, dass sie hier sehr eigenständig klingt und sich nicht an irgendwelchen Plagiaten orientieren. Mit den Stücken wandeln sie irgendwo in der Schnittmenge zwischen Progressive, Grunge, Krautrock und Melodic-Rock. Auch wenn hier an der ein oder anderen Stelle Metal artige Riffs aufkommen, würde ich die Scheibe eher nicht im Progmetal-Bereich einordnen, sondern eher dem Artrock zuschreiben. Die fünf scheinen noch eine Menge an Potenzial zu haben, daher sollte man sie im Auge behalten. Ein Antesten lohnt allemal. Hörbeispiele kann man unter www.myspace.com/sunpathmusic bekommen.

Stephan Schelle, November 2009

   

CD-Kritiken-Menue