Subway To Sally - Nackt II / Die Akustiktour
 

Subway To Sally - Nackt II / Die Akustiktour (CD + DVD)
Universal (2010)
(CD: 13 Stücke, 61:40 Minuten Spielzeit
DVD: 24 Stücke, 127 Spielzeit + 25 Minuten Bonusmaterial)

Subway To Sally sind bekannt für ihren druckvollen, teilweise brachialen Sound, bei dem neben Rockinstrumenten auch mittelalterliches Instrumentarium wie Schalmei, Drehleier, Laute und diverse Flöten zum Einsatz kommt. Aber als Rockformation auf Verstärker und elektrische Instrumente umzusatteln ist schon ein Abenteuer und so war es auch für die Potsdamer Formation zunächst ein Wagnis, als sie im Jahr 2006 mit ihrer „Nackt“ betitelten Akustiktour (denn nur im akustischen Gewand kamen sie sich schon nackt vor), ganz ohne sich hinter einer Soundwand oder pyrotechnischen Effekten zu verstecken, unterwegs waren.


Doch die sieben Musiker Eric Fish, Frau Schmitt, Sugar Ray, Bodenski, Simon-Michael, Ingo Hampf und Simon kamen auf den Geschmack und so wurde im Frühjahr 2010 eine weitere Akustiktour unter dem Titel „Nackt II“ absolviert, von der es ab dem 22.10.2010 eine DVD/CD-Version mit gleichem Titel gibt. Neben den sieben Musikern wurden mit der Perkussionistin Nora Thiele und dem Cellisten B. Deutung noch zwei Gastmusiker mit auf Tour genommen, die dem Sound ein weiteres Volumen verleihen.

Das von einer Bühnenbildnerin schlicht aber effektvoll gestaltete Bühnenbild ziert ein alter knorriger Baumstamm, unter bzw. an dem sich die neunköpfige Liveformation platzierte. Erstaunlich ist, wie man es schafft, mit wenigen Lichtveränderungen unterschiedliche Stimmungen auf der Bühne zu erzeugen. Allesamt sind darüber hinaus in eine Bekleidung gehüllt, die aus einer Mischung von Mittelalter und Eleganz gekennzeichnet ist. Auch diese Kostüme wurden extra für die Tour angefertigt.

Auf etwas mehr als zwei Stunden bringt es die DVD, die ein komplettes Konzert aus Mitschnitten in Leipzig und Stuttgart zeigt. Die insgesamt 24 Stücke wurden für die Akustiktour aufwendig umarrangiert und erstrahlen in ganz neuem Glanz. Sie weisen teilweise einen ethnischen Touch durch die reduzierte Instrumentierung auf, obwohl drei Saiteninstrumente den Stücken ein gehöriges Volumen verpassen.

Subway To Sally legten Wert darauf, keine Songs, die sie bereits auf der 2006’er „Nackt“-Tour gespielt hatten, erneut ins Programm zu nehmen. Und mit „Bruder“ hatten sie ein gänzlich neues Lied auf der Setlist. Wer nun meint, nach der ersten Tour könnte nicht mehr viel kommen, weil die besten Stücke schon verarbeitet wurden, der irrt. Beispielsweise geht ein Song wie „Eisblumen“ direkt unter die Haut, vor allem, wenn das Publikum den Refrain á capella singt. Und mit „Kaltes Herz“, dem ersten Stück der Zugaben, hatten sie einen Song im Programm, den sie bisher noch nie live gespielt hatten. Bei „Ohne Liebe“ liefern sich dann Schlagzeuger Simon-Michael und Gastperkussionisten Nora Thiele einen tollen, perkussiven Dialog. Weitere Highlights sind „So Fern, So Nah“, „Wenn Engel hassen“, „Falscher Heiland“, „Auf Kiel“ „Tanz auf dem Vulkan“ und „Veitstanz“, die auch in den akustischen Versionen druckvoll rüberkommen und gefangen nehmen.

Als Bonus beinhaltet die DVD noch zwei Dokumentationen. Zum einen präsentiert sich die Band und liefert in gut 15 Minuten einige Hintergrundinformationen, zum anderen hat man der Crew die Möglichkeit gegeben sich in einem zehn Minuten langen Film vorzustellen. Das ist besonders bemerkenswert, geht doch ohne die fleißigen Helfer ein Konzert oder eine Tour - im wahrsten Sinn nicht - über die Bühne. Ein schöner Zug von Subway To Sally der die Verbundenheit zu ihren Crewmitgliedern zeigt.

Neben der DVD, die das Konzert in bester Bild und Tonqualität wiedergibt (Stereo und Dolby Surround 5.1) enthält das sechseitige Digipack, in dem sich auch ein zwölfseitiges Booklet befindet, eine AudioCD mit gut der Hälfte des Konzertmaterials.

Subway To Sally im akustischen Gewand ist ein Erlebnis, was man so nicht unbedingt von der Band erwartet hätte. Wer bisher nur die harte Gangart der Potsdamer kennt, der wird erstaunt sein, wie filigran und akzentuiert die Stücke in der reduzierten Form rüber kommen. Ein tolles Bild- und Tondokument einer hervorragenden Liverperformance.

Stephan Schelle, Oktober 2010

   

CD-Kritiken-Menue