Subsignal – A Poetry Of Rain
Gentle Art Of Music / Soulfood (2023)

(9 Stücke, 52:22 Minuten Spielzeit)

Es wirkt unglaublich, aber seit dem letzten Subsignal-Studioalbum „La Muerta“ sind ganze fünf Jahre ins Land gegangen. Dazwischen veröffentlichte die Band um Gitarrist Markus Steffen und Sänger Arno Menses 2020 das Livealbum „A Song For The Homeless“ um die Pandemie bedingte Zeit zu überbrücken. Am 22.09.2023 ist endlich das sechste Subsignal-Studiowerk unter dem Titel „A Poetry Of Rain“ erschienen. 


Zur langen Studiopause erklärt Markus Steffen: „Und auch das hatte wieder mit der Pandemie zu tun. Existenzängste schlichen sich ein, reflektiert er. „Im Zuge dessen verließ der langjährige Bassist Ralf Schwager die Band. Mit Martijn Horsten aus Rotterdam war allerdings rasch würdiger Ersatz gefunden. Dennoch schwelgen die zehn Kompositionen vor Sehnsucht und einer gehörigen Portion Wehmut.“ Mit Ausnahme des Bassisten ist das LineUp aber konstant geblieben.

Über das Album schreibt der Pressetext: Es beherrscht ein grauer, stimmungsvoller und dichter Spätherbst-Tag das Geschehen. Viel zu früh hat der Himmel sich verdunkelt. Jetzt plätschert gleichförmig und regelmäßig Regen auf die Straßen, auf die Erde, auf die griesgrämig wirkenden Menschen herab. So stellt man sich die Atmosphäre vor, in welcher das sechste Subsignal-Studioalbum „A Poetry of Rain“ entstanden ist.

„Natürlich hat diese ganz eigene Stimmung, die beruhigend und melancholisch gleichermaßen erscheint, viel mit der Ausnahme-Phase der Corona-Pandemie zu tun“, erklärt Gitarrist und Mastermind des mit Sitz in München deutsch-niederländischen Quintetts Markus Steffen. „Das Virus hat – zwangsweise – zu Veränderungen in unser aller Alltag geführt. Der Albumtitel verfolgt tief im Inneren einen poetischen Anspruch. Doch auch Nostalgie spielt eine entscheidende Rolle. Wir verfolgen mit ‚A Poetry of Rain’ die ‚Kultivierung der Traurigkeit’, ganz wie die Dichter während der Renaissance, ohne dabei je in bodenlose Tristesse zu verfallen. Diesen Anspruch versuchen wir ins aktuelle Jahrhundert zu transferieren“, führt Markus Steffen elegant aus. Die Stücke des Albums besitzen zwar eine gewisse Melancholie, jedoch wurden wieder grandiose Melodien komponiert, die für eine wohlige Stimmung sorgen. Die Musik stammt zum Großteil aus der Feder von Markus Steffen. Aber auch ein alter Bekannter der Band, Keyboarder David Bertok war an drei der insgesamt neun Stücke beteiligt.

Eingespielt wurde das Album in der Bandbesetzung Arno Menses (Gesang), Markus Steffen (Gitarre), Markus Maichel (Keyboards), Dirk Brand (Schlagzeug) und Martijn Horsten (Bass). Darüber hinaus wirkten als Gastmusiker noch Iraklis Choraitis (Gesang), Dietmar Waechtler (Gitarre), Yogi Lang (Keyboards), David Bertok (Sounddesign) und Marek Arnold (Saxofon) mit.

Das Titel gebende Instrumentalstück startet in das Album und hat nur eine Spielzeit von 1:11 Minuten. Dieses Intro wird von einer sanften Akustikgitarrenmelodie bestimmt, die auf einer Keyboardfläche liegt. Danach folgt der erste Song „The Art Of Giving In“ (5:16 Minuten Spielzeit), bei dem sofort die kraftvolle Dynamik von Subsignal zu Tage tritt. Gitarrensound und die Stimme von Arno Menses mit seinem emotionalen Gesang nehmen sofort gefangen und leiten in den Subsignal-Kosmos ein. Dann setzt der Refrain mit einer hinreißenden Melodie und kraftvoller Rhythmik ein. Und zum Ende des Songs spielt Markus dann noch ein leichtes, Country angehauchtes Solo auf der Gitarre. Das klingt alles sehr vertraut und doch neu. In diesem Song spielt der Ikarus-Mythos eine herausragende Rolle. Der Übermut der Menschheit, seine Hybris… auch Verlust und Abschied werden behandelt.

Dem folgt dann das 5:08minütige „Marigold“, das zunächst durch die Keyboards eine Spur Wave und auch Neo-Prog aufweist. Ein wunderschöner, sehr besinnlicher Song, der unter die Haut geht und bei dem vor allem Arno’s Stimme hervorsticht. Und auch Dirk Brand geht hier mit sehr akzentuiertem Schlagwerk passend ans Werk, während Markus herrliche Licks und Melodien beisteuert. Markus Maichel und Martijn Horsten sorgen darüber hinaus mit ihren Instrumenten für die richtige Atmosphäre.

Druckvoller geht es dann im 5:52minütigen „Sliver (The Sheltered Garden)“ weiter. Aber auch hier dominiert die Melodie, die dann mit technischer Finesse vor allem von Markus an der Gitarre verfeinert wird. Proggig und mit einem etwas düsterem Einschlag kommt dann der Instrumentalpart ab der Mitte des Stückes rüber.

Eine herrliche Akustikgitarrenpassage mit unterlegten Keyboardsounds eröffnet dann das 6:22minütige „Impasse“, das einen leichten AOR-Einschlag besitzt. Hier kombinieren sich Markus’ atmosphärische Gitarren mit dem wunderbaren Schlagwerk von Dirk Brand. Das passt perfekt und wird von Martijn Horstens Bassspiel bestens unterstützt. Auch der mehrstimmige Gesang passt perfekt ins Gesamtbild.

Mit „Embers Part II: Water Wings“ führen Subsignal einen Track fort, der sich mit „Embers Part I: Your Secret Is Safe With Me“ bereits auf dem 2011’er Album „Touchstones“ befand. Über weite Strecken geht die Band hier sehr ruhig und balladesk ans Werk. Erst im Refrain kommen härtere Klänge auf.

Das 5:49minütige „Melencolia One“ wartet dann mit härteren Riffs und Schlagwerk auf, wandelt sich dann im Verlauf aber in einen sehr melodischen, sanfteren und atmosphärischeren Part, der wieder proggige Elemente aufweist. Aber auch AOR-Elemente sind in diesem Song auszumachen. Das hymnische „A Wound Is A Place To Let The Light In“ ist ein weiterer Song, der direkt unter die Haut geht. In diesem Song kommt dann Markus Maichel zu einem Keyboardsolo und in der Hälfte des Songs kommt dann auch eine etwas vertrackte, proggige Instrumentalpassage auf.

In „The Last Of Its Kind“ steuert Marek Arnold ein herrliches, teils jazziges Saxophonsolo bei. Auch sind einige Klänge herauszuhören, die an Bands wie Yes erinnern. Ein außergewöhnlicher Song.

Die CD-Version, die in einem sehr schönen sechsseitigen Papersleeve mit Prägedruck erscheint, besitzt dann mit dem abschließenden „A Room on The Edge Of Forever“ noch einen Bonustrack.

Auf dem neuen Album „A Poetry Of Rain“ liefern Subsignal wieder einen herrlichen Mix aus Rock, Metal, Prog und Artrock. Ihr Stil ist unverkennbar, vor allem durch die markante Gitarrenarbeit von Markus Steffen und Arno Menses Gesang, damit besitzt die Band ein Alleinstellungsmerkmal mit hohem Wiedererkennungswert. Die Musik auf dem Album klingt vertraut und doch frisch und neu. Ob es das beste Werk ist, fällt schwer zu sagen, da Subsignal immer hochwertige Alben veröffentlicht hat. „A Poetry Of Rain“ reiht sich nahtlos in diesen Reigen ein und ist sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Januar 2024

   

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