Blanko
(9 Stücke, 38:03 Minuten Spielzeit)

Nachdem sich das deutsche Label Sireena Records den Streetmark-Alben „Dry“ und „Sky Racer“ gewidmet hat, veröffentlichte es nun mit „Eileen“ das zweite Album der Düsseldorfer Band um Dorothea Raukes erstmals auf CD. Das 1977’er Album wurde von Dorothea Raukes (Keyboards, Backgroundgesang), Wolfgang Riechmann (Gesang, Synthesizer, Gitarre), Thomas Schreiber (Gitarre, Backgroundgesang), Manfred Knauf (Bass) und Hans Schweiß (Schlagzeug, Percussion) eingespielt. Hans Schweiß spielte später das Album „Wunderbar“ von Wolfgang Riechmann mit ein und war Mitglied der Düsseldorfer Band Flaming Bess.


Die Mischung, die sich auf dem zweiten Album von Streetmark befindet vermengt Progressiverock, Funk, Hardrock symphonische Klänge und Elektronikmusik. Das von Conny Plank aufgenommene Werk liefert melodischen Rock sowie mit dem Stück „Dreams“ eine Nummer, die zuvor live als Improvisation gespielt wurde.

Mit „Crazy Notion“ beginnt das Album recht rockig. Leider wird schon bei diesem ersten Stück deutlich, dass Wolfgang Riechmann kein begnadeter Sänger war. Das zeigt sich in einigen Passagen, in denen er recht monoton klingt. Musikalisch ist der Opener aber sehr gut geraten und überzeugt durch eine tolle Melodieführung und einen treibenden Rhythmus. Verschiedenste Acts dieses Zeitraumes kommen einem da in den Sinn wie zum Beispiel Novalis, Eloy & Co. Auch dramaturgisch zeigt sich dieses achtminütige Stück von seiner besten Seite.

Das anschließende Instrumental „Passage“ ist ein atmosphärischer Track mit einer sanften Pianomelodie. Ab der zweiten Hälfte kommen Rhythmen auf die an La Düsseldorf erinnern. „Sea Of Melted Lead“ ist ein atmosphärischer Song, bei dem der Refrain und Riechmann’s Gesang ein wenig in Richtung Cockney Rebel weist. Ansonsten bietet der Song herrlichen 70’er Jahre Rock mit tollem Orgelsolo. Das 1:14minütige „Tomorrow“ ist nur ein kurzes Zwischenspiel mit schrägem Gesang und Effekten. Darauf folgt das Titelstück, das mit zu den schönsten Songs der Band gehört. Auch heute ist dieser Track noch so frisch wie eh und je.

„Der Titel „Dreams“ ist ursprünglich aus einer gut 20minütigen Improvisation bei unseren Livekonzerten entstanden.“ Erinnert sich Dorothea Raukes. „Das Stück war live immer ein Highlight auf der Bühne. Für die Studio-Aufnahme haben wir die Reihenfolge der einzelnen Komponenten beibehalten, aber gekürzt improvisiert.“ Das Stück, das auf dem Album in einer 12:17minütigen Fassung vorliegt, hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Hypnotische Beats treiben das Stück voran, das durch elektronische Sounds und die E-Gitarre bestimmt wird. Die Gitarre klingt in einigen Passagen wie eine rockige Variante von Ashra / Manuel Göttsching. Alle Musiker haben auch in dieser Version genug Raum für Improvisationen und man kann sich sehr gut vorstellen, wie das Instrumentalstück auf der Bühne live zelebriert wurde. Es wird für meinen Geschmack aber zu früh ausgeblendet.

Mit dem symphonisch „Choral“ wird dann das Album beendet. Ein wenig erinnert Streetmark in diesem Stück an ihre deutschen Landsleute von Novalis.

Es ist sehr schön, dass das zweite Album von Streetmark nun zu seinem 40. Geburtstag wiederveröffentlicht wird und somit nicht nur den Musikfreunden der deutschen Rockmusik der 70’er wieder zugänglich gemacht wird, sondern dadurch vielleicht auch neue Hörer bekommt. Zu gönnen wäre es diesem wunderbaren Werk.

Stephan Schelle, April 2017

   

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