Moments In Passion


 

Strange Inside - Moments In Passion
Eigenvertrieb (1996)

Auf seiner zweiten CD, die 1996 ebenfalls bei CUE erschienen ist, führt Gerd Lubos das weiter, was er bereits auf seiner DebütCD so eindrucksvoll begonnen hat. Es erwartet den Hörer wieder ein perfekter Mix aus elektronischer Musik mit Rock- und Popelementen.

Stück Nummer eins, das auch gleichzeitig den Titeltrack darstellt, ist eine locker-flockige Nummer, deren Gitarrenpart eine Mischung aus Blonker und Rockgitarre darstellt.
 

Gleich an zweiter Stelle kommt der mit 12:22 Minuten längste Track der CD. "Talking To The Whales" ist mein Lieblingsstück dieses Albums. Gleich zu Beginn hat Gerd Geräusche eingebaut, die einem suggerieren, mit einem U-Boot abzutauchen. Dann kommen die rhythmischen Sequenzen und nach gut 1:30 Minuten setzen atmosphärische Flächen ein, denen später eine Melodielinie folgt. Und wenn dann die Gitarre einsetzt, die Gerd diesmal sanft spielt, kommt wieder Gänsehautfeeling auf. In diesem gut strukturierten Song sitzt jeder Klang, jede Melodie und jeder Effekt. Im Mittelteil hören wir wieder das U-Boot und es werden Aufnahmen von Walgesängen (echt oder künstlich erzeugt, kann ich nicht sagen) eingebaut. Auch diesen Titel reihe ich meine Lieblingssongs der elektronischen Musik ein.

Ein Klaviersound zu Beginn des dritten Stückes leitet wieder einen sehr romantischen Song ein. Gerd spielt hier eine schöne Ballade mit einer straighten Gitarre. Das Duett des sanften Klangs des Klaviers und die etwas dreckig gespielte Gitarre stehen in einem perfekten Gegensatz, ergänzen sich jedoch hervorragend.

In Track 4 geht es jetzt in den Urwald, was am Anfang des Stückes durch den Einsatz von Naturgeräuschen eindrucksvoll unterstrichen wird. Mit den Synthies wird durch Bambusflötensounds und den Percussions eine stimmungsvolle Atmosphäre mit leichtem asiatischen Touch geschaffen. Dann setzt die Melodie ein und der typische Strange Inside-Sound erklingt.

Eine tolle Gary Moore-artige Gitarre eröffnet diesen hervorragenden Rocksong. Obwohl es sich um eine Platte der Sparte elektronische Musik handelt, verschwimmen hier doch die Genres durch den Einsatz der E-Gitarre.

Gewitter eröffnet den nächsten Track ("Raindance"), der mit rhythmischen Sounds und Percussion unterlegt ist. Der Hauptteil weist wieder diese unnachahmliche E-Gitarre auf.

Ich kann mich eigentlich nur wiederholen, denn auch die nächsten beiden Stücke wissen zu gefallen. Zu bemerken ist hier allerdings, dass es sich bei dem Stück "Yana’s Blues" musikalisch nicht um einen Blues handelt.

Mit Meeresrauschen und Möwengeschrei wird in Track neun der "End Of Summer" eingeläutet. Bei den sanften Synthies stellt sich bei mir gleich wieder die Gänsehaut in Hab acht Stellung auf. Am Strand liegen und dazu diesen Song hören, für mich eine tolle Vorstellung.

Mit atmosphärischen und einer wieder toll gespielten E-Gitarre bildet "Secrets" den Rausschmeißer aus dem zweiten Album von Strange Inside. Und wieder liefert Gerd ein Stück von besonderer Qualität, wenn man das bei der Vielzahl der tollen Songs überhaupt sagen kann, denn es fällt schwer einen herauszuheben.

Leute, die den Stil von Gary Moore oder Joe Satriani mögen, werden auch an diesem Album – und auch dem Debütalbum – ihre Freude haben. Gerd wandelt traumwandlerisch auf musikalischen Pfaden, von denen sich so manch ein "Großer" eine gehörige Scheibe abschneiden kann. Manch Rockgitarrist, der in einer Band spielt und von sich meint, er wer ein Könner, wird beim hören dieser CDs wahrscheinlich vor Neid erblassen. Vor allem wenn er hört, dass sich Gerd alles im Selbststudium beigebracht hat.

Es ist allerdings eine Schande, dass ein derartiges musikalisches Talent nach nur zwei CDs (es gab noch die "Lost Tapes", die Material aus den 800‘ern enthielt, die hier nicht mitgezählt wird) aufgehört hat Alben zu produzieren. Bei CUE (www.cue-records.de) sind die Scheiben noch zu bekommen. Solltet ihr Interesse haben, dann bestellt sie euch. Vielleicht kann man Gerd bei genügend Absatz/Nachfrage wieder hinterm Sofa hervorholen.

Stephan Schelle, Juli 2002

   

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