Stick Men - Tentacles
MoonJune Records (2023)

(5 Stücke, 29:55 Minuten Spielzeit)

Stick Men, das sind Tony Levin (Chapman Stick, Touch Guitars® U10, Vocoder), Pat Mastelotto (Akustisches und elektronisches Schlagzeug, Percussion) und Markus Reuter (Touch Guitars@ AU8, Soundscapes). Sechs Jahre sind seit dem letzten Studioalbum von Stick Men vergangen, da erscheint in 2022 ein neues Werk dieses Powertrios, die EP „Tentacles“. Zuvor gab es in 2020 mit „Owari“ schon einen Livemitschnitt von einem Konzert aus Osaka.


Fünf Instrumentalstücke mit Laufzeiten von 4:58 bis 6:50 Minuten Spielzeit finden sich auf der EP, die in einem vierseitigen Digipak erscheint. Die Musik darauf sind Energie geladene, strukturierte Tracks, bei denen sich die drei Musiker genügend Raum für Improvisationen gelassen haben.

Die EP beginnt mit dem 6:38minütigen Titelstück, in dem als Einziges mit dem gesungenen Wort „Tentacles“ Sprache mit ins Spiel kommt. Dieser Gesangspart ist aber in den Hintergrund gemischt worden, sodass die Instrumentalmusik hier die Oberhand hat. Sehr druckvoll startet die Band in diesen proggigen und jazzigen Track. Die Drei harmonieren perfekt miteinander wobei hier Markus Reuter den melodischen Part übernimmt, während Pat Mastelotto und Tony Levin sehr akzentuiert den Rhythmusboden beisteuern. Die Band baut hier schon einen treibenden, mitreißenden Groove auf. Das Stück endet dann mit einem sehr atmosphärischen, fast schon ambienten Part.

Akzentuierte Gitarrenmotive und ein fetter Bass, dem wieder ein sehr akzentuiertes und ausdrucksstarkes Schlagzeugspiel zugrunde liegt, bieten Stick Men dann im 5:54minütigen „Ringtone“. Noch filigraner und ausgearbeiteter geht Pat dann in „Company Of Ghosts“ an seinen Schlagfellen zu Werke. Hier kommen Harmonien auf, die in Richtung King Crimson & Co. weisen. Nach etwas mehr als der Hälfte wird es dann atmosphärisch und recht elektronisch.

Auch „Danger In The Workplace“ hat einen mitreißenden Groove. Das Stück hat Ecken und Kanten, was vor allem auch durch die Klänge der einzelnen Instrumente in ihrem Zusammenspiel deutliche wird. Im Mittelteil sorgt ein Gitarrensolo von Markus für einen Ruhepunkt, der nach wenigen Momenten dann aber von den druckvollen und leicht surrealen Motiven wieder konterkariert wird. Das 4:58minütige „Satieday Night“ beschließt dann die EP. Hier zaubern die Drei surreale, zunächst sanfte Klangemälde.

Die EP „Tentacles“ von Stick Men bietet teils atmosphärische, den Großteil über aber sehr druckvoll groovende Musik, die sehr proggig ist und trotz ihrer Eigenständigkeit auch eine Spur in Richtung King Crimson weist. Obwohl sich manche schrägen Klänge in den Stücken finden, ist die Musik auf dem Album doch erstaunlich eingängig und homogen.

Stephan Schelle, Januar 2023

   

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