Steve Logan – Psych Ward
Flip Flop Records (2024)

(10 Stücke, 60:14 Minuten Spielzeit)

Im Frühjahr 2024 erschien das neue, sechste Album von Steve Logan. Es trägt den Titel „Psych Ward“ und enthält zehn Songs mit Laufzeiten von 4:53 bis 8:18 Minuten Spielzeit. Hier zunächst einige Infos aus dem Pressetext:


Steve wuchs im Südosten von Wales auf, in einem Dorf, in dem die meisten Männer in den örtlichen Stahlwerken arbeiteten. Sein Vater war Sänger, meist in den irischen Clubs um Newport. Später zog er nach London und arbeitete als Busfahrer in der U-Bahn in der Nähe von Marble Arch. Steve schrieb seinen ersten Song im Alter von 14 Jahren hinten im Physikunterricht und machte dann weiter.

Mit fünfzehn trat er seiner ersten Band bei, spielte Schlagzeug und wechselte dann zu Gesang und Gitarre. Es folgte eine lange Reihe von Cover-Bands, Indie-Bands und Tributes. Zu den Indie-Bands gehörte auch eine Band mit einer starken politischen Ausrichtung namens Keep the Faith. Dave Stokes, der Hauptkomponist dieser Band, war eine Inspiration für Steve. Er wollte unbedingt schreiben und seine Musik aufführen lassen, auch wenn sie nicht immer willkommen war.

Später, nachdem er nach Cambridge gezogen war, gründete Steve die Band Free Again, die in verschiedenen Besetzungen auftrat und in der Tribute-Szene fest etabliert war. Sein Plan war es, Free- und Bad Company-Songs zu spielen und dann seine Songs in das Programm einzubauen, bis sie allmählich zum Hauptthema wurden. Daraus wurde jedoch nichts, weil sich die Besetzung änderte und das Tribute-Format zu eng wurde. Es folgten fünf Alben in den Jahren 2014 bis 2019 bei denen er auf die Unterstützung vieler guter Freunde und Musiker zurückgreifen konnte. Anfang 2024 folgt nun Album Nummer sechs.

Was Stil und Einflüsse angeht, sagt Steve: „Es ist immer schwierig zu sagen, wer einen beeinflusst hat. Wenn man nur musikalische Einflüsse nennt, lässt man die persönlichen Einflüsse außer Acht, die oft ebenso entscheidend waren. Und wenn man an geistige Dinge glaubt, stellt sich die große Frage, wie wir zu der Musik und den Menschen geführt werden, die uns am meisten guttun. Aber unter den rein musikalischen Einflüssen fallen meine vielleicht in zwei Kategorien: schwerer Blues-Rock und das, was ich Song-Poeten nenne - Leute, die in der Nachfolge von Dylan die Minnesänger unserer Zeit sind. Free und Led Zeppelin waren für mich entscheidend, weil sie beide Genres abdecken, indem sie schwere Rockhymnen und zarte, verträumte Poesie in Musik umsetzen. Meine Live-Sets und Alben spiegeln dieses akustische/elektrische Grenzgängertum wider. Aus diesem Grund war Neil Young ein besonders wichtiger Einfluss und ein Vorbild, der sowohl als Pate des Grunge als auch als Autor einiger der gefühlvollsten und verführerischsten akustischen Balladen bekannt ist. Ich liebe seine Arbeit, weil sie die Muse ehrt und sich weiterentwickelt, so wie ich es mir zum Ziel gesetzt habe, mit Leidenschaft zu singen, von Herz zu Herz.

Recht rockig geht es mit dem ersten Song, dem 4:54minütigen „Rock Star Slideshow“ los. Der Song geht gut ins Ohr und hat einen straighten Rhythmus. Hier zeigt sich schon, das Logan nicht einfach seine Vorbilder nachahmt, sondern einen eigenen Stil besitzt, der Singer/Songwriter mit Rock verbindet. Ein Gitarrensolo verfeinert den Song nach der Hälfte. Ein klasse Einstig in das Album.

Dem folgt das 6:17minütige „The Sky Inside Your Mind“, das mit atmosphärischen Gitarrensounds und einem gesprochenen Text beginnt, um nach wenigen Momenten in einen sanften Rocksong mit toller Melodie zu wechseln. Das ist Gitarrenrock mit Gefühl und herrlichen Soli.

Das 8:18minütige „Jesus Is My Vaccine“ ist der längste Track des Albums. Zu Beginn sind Gitarre und Schlagzeug zu hören, in die sich eine Art Radiosendersuchlauf im Hintergrund einfügt. Dann kommen nach wenigen Momenten Twinguitars auf. Ein wenig Retro-Flair versprüht dieser Song ohne aber angestaubt zu klingen. Hier kommt dann auch ein wenig rockiges Neil Young-Ambiente auf. Ein Mundharmonikasolo nach etwas mehr als drei Minuten unterstützt dieses Flair und ist das Salz in der Suppe.

Ein wenig floydig, durch einen Orgelsound und Sprachsamples, beginnt das 5:30, minütige „Orwell“, das aber schon nach wenigen Momenten in einen treibenden Rocksong wechselt. Dabei klingen die Gitarren auch eine Spur folkig.

Das Titelstück bringt es dann auf 5:50 Minuten Spielzeit. Das Stück besticht durch eine eingängige Melodie und einen treibenden Rhythmus. Im 5:56minütigen „Simple Pleasures“ kommt dann erstmals eine Spur Bluesrock mit auf. Hierin nimmt Logan den Spirit der 70’er auf und verbindet ihn mit modernerem, sanften Gitarrenrock. Mit dem sanften „Finally“, das wieder etwas an Interpreten wie Neil Young erinnert (allerdings mit der sanfteren Stimme von Logan), endet dann das Album.

Mit „Psych Ward“ ist Steve Logan ein klasse Rockalbum gelungen. Darin verbindet er Singer/Songwriter-Qualitäten mit Gitarren-Rock und sehr guten, eingängigen Melodien. In den Songs ist darüber hinaus genug Zeit für Soli.

Stephan Schelle, April 2024

   

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