Steve Howe – Love Is
BMG / Warner (2020)
(10 Stücke, 43:23 Minuten Spielzeit)

Den britischen Gitarrenvirtuosen Steve Howe muss man wirklich nicht mehr vorstellen, hat er doch den Sound der britischen Band Yes nachhaltig geprägt. Er ist ein wahrer Saitenzauberer bei dessen Soli man oft genug mit offenem Mund vor den Boxen oder der Bühne steht. Aber nicht nur mit Yes hat er für Furore gesorgt, sondern unter anderem auch mit Asia und auf zahlreichen Soloalben hat er seine Klasse gezeigt. Am 31.07.2020 erscheint nun sein neuestes Solo-Werk unter dem Titel „Love Is“ als CD, 180gr. Vinyl und digital.


Auf dem Album zeigt sich Howe als Multiinstrumentalist und Sänger. Neben der E-Gitarre spielt er auch akustische und Steel-Gitarre, Keyboards, Bass und Percussion. Am Schlagzeug wird Steve Howe von seinem Sohn Dylan unterstützt. Darüber hinaus hat Sänger Jon Davison (aktuelle Yes-Formation, Ex-Glass Hammer, Ex-Sky Cries Mary) noch den Backgroundgesang beigesteuert.

Steve hat auf „Love Is“ fünf Instrumentalstücke sowie fünf Songs platziert, die sich jeweils abwechseln. Es hat einige Jahre Entwicklungszeit gebraucht, bis das Album fertig war. Steve dazu „Ich habe das Album „Love Is“ genannt, weil es auf die zentrale Idee anspielt, dass Liebe wichtig ist, aber auch die Liebe zum Universum und zur Ökologie der Welt sind sehr wichtig. Alexander von Humboldt ging um die Welt und erkannte, dass wir den Planeten zerstören, aber das ist 200 Jahre her. Wir zerstören den Planeten immer noch, und ich nehme an, meine Lieder zeigen die Sehnsucht, die ich nach der Liebe zur Natur habe, und wie die Schönheit, Kunst und Musik alle aus der Natur stammen. Es gibt einen Titel über diese Dinge: Liebe, Schönheit, Ökologie, Natur und wunderbare Menschen. „Love Is A River“ schien mir einfach ein sehr wichtiger Song zu sein, eine Art Quintessenz mit vielen Stimmungen.“

Gestartet wird mit dem Instrumental „Fulcrum“, das gleich mal die Handschrift von Steve aufweist aber darüber hinaus auch einige Elemente von Anthony Phillips und David Gilmour hineinbringt. Steve spielt hier eine eingängige Melodie, die zusätzlich einen Hauch jazziges Feeling versprüht.

Mit „See Me Through“ ist dann der erste Song an der Reihe. Er befasst sich mit der Idee, dass wir durch das Leben gehen, ohne uns zu hart anzustrengen, sondern versuchen, Dinge mit Menschen zu erreichen, die einem auf dem Weg dorthin helfen. Hier hat Steve einen recht schwungvollen Song eingespielt, bei dem seine Gesangstimme durch Backgroundgesang unterstützt wird. So bekommt der Song einen gewissen Bandcharakter.

Yes-Feeling kommt dann zunächst im nächsten Instrumental „Beyond The Call“ auf. Steve zeigt hier seine markante Handschrift, die so viele Yes-Alben verziert haben. Im weitern Verlauf kommen gar einige Klänge auf, die an Mike Oldfield denken lassen. Was vor allem auch durch den leichten Folkanstrich hervorgerufen wird.

„Love Is A River“ ist ein sehr positiver und beschwingter Song. Hier kommen auch klassische Howe-Klänge (starker Yes-Bezug) auf. Dieser Song wirkt sehr proggig. Steve’s Stimme bringt sich sehr gut in den Song ein. Mit 5:55 Minuten Spielzeit ist er gleichzeitig der längste Track des Albums. Ein absolutes Highlight. Im folgenden Instrumental „Sound Picture“, das proggige Rhythmen mit einer herrlichen Melodie vereint und darüber hinaus eine leicht jazzige Note besitzt, zeigt Steve seine ganze Fingerfertigkeit an den Saiten.

Nach amerikanischem Rock klingt dann der Song „It Ain’t Easy“. Hier singt Jon Davison recht hoch, so dass seine Stimme wie eine Frauenstimme klingt. Das passt aber sehr gut zu dem locker, flockigen Song. Im Instrumental „Pause For Thought“ verbindet Steve dann sehr gekonnt Akustik-, Steel-, E-Gitarre und Mandoline mit elektronischen Klangmalereien.

Den Song „Imagination“ hat er seiner Enkelin Zuni gewidmet. Steve meint dazu: „Es geht darum, wie ich einige Dinge sehe, die sie in ihren kurzen sieben Jahren erlebt hat.“ Das rockige Instrumental „The Headlands“ und der knackige Rocksong „On The Balcony“ (hier klingt Jon wieder sehr nach einer Frauenstimme) beschließen dann das Album.

Steve Howe hat mit „Love Is“ ein sehr schönes und positives Album eingespielt. Die Mischung aus fünf instrumentalen Stücken und fünf Songs funktioniert sehr gut.

Stephan Schelle, Juli 2020

   

CD-Kritiken-Menue