Steve Brockmann – Expected Errors

Steve Brockmann – Expected Errors
Eigenvertrieb www.fencesound.com (2007)
(11 Stücke, 51:52 Minuten Spielzeit)

Hoch im Norden Deutschlands ist der Multiinstrumentalist Steve Brockmann zu Hause. Obwohl er von seinem Studiofenster aus auf grüne Wiesen, Kühe und Windkrafträder schauen kann, hat er sich statt irgendwelcher Folklore oder seichter Ambientklänge der handfesten Instrumentalmusik im Bereich Hardrock / Metal gewidmet. Seit Anfang der 80’er Jahre ist der 1965 geborene Norddeutsche bereits in der Musikszene aktiv und veröffentlichte im Jahr 2007 nach seinem Solodebüt („Don’t Sing“ aus 2001) und der Zusammenarbeit mit Gerhard Skrodzki (Broskro Skrobro“ aus 2002) mit „Expected Errors“ sein zweites Soloalbum.


Das neue Album enthält 11 ungeschliffene Diamanten, die allesamt ohne Gesang auskommen. Ich nehme es mal gleich vorweg, der Titel der CD - sinngemäß „erwarteter Fehler“ - trifft auf die Musik nicht zu, denn fehlerhaft sind die Stücke wahrlich nicht. Freunde von melodischem Hardrock kommen mit der Scheibe voll auf ihre Kosten, denn Steve hat die richtige Mischung aus mittelharten Gitarrenriffs, vorantreibendem Rhythmus und tollen Melodien gefunden.

Und das er technisch seine Instrumente beherrscht, wird bei jedem Stück deutlich. Nicht umsonst weist Steve darauf hin, dass sich keine Arpeggios in seinen Songs wieder finden. Aber nicht nur die E-Gitarre, sondern auch Hammondorgel und Rhodes Piano prägen die Musik von Steve. Mit diesen Stilmitteln bewegt er sich das ein ums andere Mal im Umfeld von Deep Purple, Jethro Tull oder Uriah Heep zur Mitte der 70’er Jahre. Freunde dieser Ära werden sich sofort zu Haus fühlen.

Zu Beginn wird der Hörer am Anfang des Openers „Safety Procedures“ von einer weiblichen Stimme, die den Eindruck einer Flugstewardess erweckt, begrüßt. Und los geht es in die instrumentalen Klangsphären von Steve Brockmann. Schöne Gitarrenriffs und Hammondorgelsound vermitteln hier schon einen Mix aus Heavy Metal und 70’er Jahre Hardrock. Und so geht es auf der Scheibe auch munter weiter. Sehr gut gefällt mir auch der Eingangsriff im zweiten Titel „Fernwright’s Lunchbox“. „Not Necessarely Evil“ ist ein bluesangehauchter Hardrocker, so wie ich ihn von Deep Purple her mag und mit „The Aspirant“ hat Steve eine hinreißende Hardrock-Ballade im Gepäck, die so richtig unter die Haut geht. Das ist ein Stück für’s Radio.

Nach diesem relaxten Track geht es in den folgenden Titeln wieder schneller und heftiger zu. „Leaving Soberville“ ist wieder eine bluesige Nummer, die etwas verspielt daher kommt, fast schon wie eine Jam (kaum zu glauben, dass er das allein eingespielt hat). Und auch das folgende „The Quest Of Ryder Ramirez“ hat den Blues aufgesaugt und könnte von einem Purple-Album stammen. Eine weitere Ballade („Inventio Fortunatac“) beschließt das Album.

Mit „Expected Errors“ ist Steve Brockmann ein gutes Hardrock-Instrumental-Album gelungen, bei dem es neben herrlichen Melodien und ruhigen Passagen auch schon mal etwas schnellere Riffs zu hören gibt, ohne aber in technisches Gefrickel abzudriften. Und das er die Instrumente alle allein eingespielt hat, ohne dass die Musik wie ein zusammengeschustertes Werk klingt, sondern sich wie von einer Band eingespielt anhört, ist ein weiteres Plus der CD. Ab ins Auto, Verdeck auf gemacht, CD eingeworfen und dann ’ne Runde drehen. Der Sommer kann (und muss nach diesem verschneiten Ostern) endlich kommen.

Stephan Schelle, März 2008

   

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