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Stephan Thelen
– Fractal Guitar 3 Der Schweizer Komponist, Gitarrist und Keyboarder Stephan Thelen veröffentlichte im November 2022 sein neueste Solowerk „Fractal Guitar 3“ bei MoonJune Records. Es ist der dritte Teil seiner „Fractal Guitar“-Reihe, die 2018 mit dem ersten Teil begann. Für die Einspielung der fünf Stücke plus einem Bonustrack hat sich Thelen wieder Hilfe bei befreundeten Musikern wie Touch-Gitarrist Markus Reuter, Elvind Aarset (Gitarren), Stefan Huth (Bass), Manuel Pasquinelli (Schlagzeug), J. Peter Schwalm (Synthesizer, elektronische Perkussion) sowie weiteren Musikern geholt. |
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Die
CD erscheint in einem sechsseitigen Papersleeve und enthält fünf Stücke
sowie einen editierten Mix des Eröffnungsstückes. Gestartet
wird mit dem 16:17minütigen „Through The Stargate“, dem am Ende der
CD als Bonus ein 9:56minütiger Mix angehängt wurde. Sehr elektronisch
beginnt dieser eröffnende Longtrack. Nach wenigen Momenten kommen
Schlagwerk und Gitarre auf und es entwickelt sich ein rockiger Part in
einer Mischung aus Post-, Prog- und Spacerock. Das ist sowohl sehr
rhythmisch und dynamisch als auch sehr sphärisch und elektronisch
angelegt. Mit klassischen Streichersounds endet dann das Stück. Dieses
Stück wurde von Eivind Aarset mitkomponiert, der das
„Richard-Wagner-Thema“ einführte, das den orchestralen Schluss
inspirierte. Ein klasse Track. Der als Bonustrack ans Ende gestellte
Mix des Stückes ist wesentlich rauer und kantiger als der Opener. Stephan
Thelen dazu: Als Bonustrack habe ich
eine bearbeitete Version dieses Stücks beigefügt, die sich auf Eivinds
Parts konzentriert und von unserem gemeinsamen Freund J. Peter Schwalm
abgemischt wurde. „Morning
Star“ basiert zum Beispiel auf einem ähnlichen „5 gegen
7“-Polyrhythmus wie „Pluto“ von „Transneptunian Planets“. Eines
meiner Ziele als Komponist ist es, neue, nicht standardisierte Beats zu
erfinden, oft unter Verwendung von ungeraden Metren, Polyrhythmen,
Isorhythmen und anderen Techniken. Manchmal kommt es dann vor, dass ein
solcher Beat in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Anwendungen nahe
legt. Das
9:49minütige Stück bietet spacige Sounds, die recht schwebend wirken und
eine sehr beruhigende Ausstrahlung besitzen. Der Rhythmus ist dabei sehr
akzentuiert gesetzt. Zum Ende hin wird es dann etwas druckvoller, ohne
aber die Stimmung groß zu verändern. Das
9:37minütige „Glitch“, ist ein Stück, das
als möglicher Track für „Transneptunian Planets“ begann, dann aber
weiterentwickelt und als Track für „Fractal Guitar 3“ fertig gestellt
wurde. Es ist eine neue Version von „Angular Momentum“, einem Stück,
das von Manuel Pasquinelli mitkomponiert wurde und zuerst auf dem Album
„Black Light“ erschien. Flirrende elektronische Effekte und
rhythmische sowie atmosphärische Gitarrenmotive bestimmen hier das Bild.
Das wirkt proggig, futuristisch, mit einem groovigem Basslauf und geht gut
ins Ohr. Es
folgt das 13:38minütige „Ascension“, das
auf ähnlichem musikalischen Material basiert wie mein sechstes
Streichquartett gleichen Namens (aufgenommen vom Al Pari Quartet für
Music for Piano and Strings). Diese Version des Stücks wurde von Markus
Reuter und J. Peter Schwalm mitkomponiert. Es beginnt recht
elektronisch mit hell klingenden Soundscapes und atmosphärischen
Gitarresounds, die einen in sphärische Höhen beamen. Sobald aber der
Schlagzeugrhythmus aufkommt wird es rockiger und proggiger. Der Track
entwickelt sich immer weiter, bietet einen sehr schönen perkussiven Part
und eingängige Harmonien. Das
11:32minütige „Black On Maroon“, basiert
auf denselben rhythmischen Mustern im 7/4-Takt (gleichzeitig in
verschiedenen Geschwindigkeiten und Oktaven gespielt) wie „Slow Over
Fast“ auf dem Album „Fractal Sextet“. Der Titel dieses Stücks ist
einem Gemälde von Mark Rothko entnommen. Thelen geht hier - wie bei
den vorangegangenen drei Tracks - recht atmosphärisch ans Werk und baut
zum Teil eine sehr spacige Atmosphäre auf. „Fractal
Guitar 3“ des Schweizers Stephan Thelen ist ein sehr schönes, atmosphärisches,
spaciges Album, das in „Through The Stargate“ auch Postrock-Elemente
aufweist. Thelen und seine Mitstreiter schaffen auf dem Album teils
schwebende Passagen, die mit einem tollen Groove aus Bass oder Schlagzeug
unterlegt sind. Ein empfehlenswertes Album. Stephan Schelle, Februar 2023 |
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