Soul Thrivers – Morning Glory
Timezone Records (2023)
(10 Stücke, 48:17 Minuten Spielzeit)

Soul Thrivers (was übersetzt so viel wie Seelentröster bedeutet) ist ein Duo aus Berlin, bestehend aus Sängerin Dvora Davis und Adam Sikora (Mundharmonika, Querflöte, Schlagzeug). Zu den Gründungsmitgliedern Dvora und Adam gesellt sich noch Nick Morrison, ein französisch-amerikanischer Musiker mit ekstatischer, jenseitiger Gitarre.


Die Geschichte, wie sich Dvora und Adam kennen gelernt haben, ist wirklich Drehbuchreif: Auf dem Weg zu einer Kreuzberger Buchhandlung wird Dvora plötzlich von Country Blues-Klängen überrascht. Der Blick durchs Kellerfenster gibt einen Mundharmonikaspieler – sein Name ist Adam, wie sie später erfährt – und einen Gitarristen frei, umrundet von Menschen und zahllosen Vinylscheiben. Sie ändert ihr Bestimmungsziel, steigt die Stufen hinab und schon kurz darauf steht sie singend zwischen den Musikern und inmitten feiernder Leute.

Am 15.09.2023 erschien das Album „Morning Glory“. Die Britin Davis mit familiären Wurzeln in Jamaika und Indien überzeugt darauf sowohl als Singer-Songwriterin als auch als Sängerin. Sie ist eine außergewöhnliche Geschichtenerzählerin. Und mit ihrer warmen und dynamischen Stimme verzaubert sie die Zuhörenden. Und der in Polen geborene Musiker Adam Sikora präsentiert nicht nur sein herausragendes Mundharmonikaspiel sondern führt gleichzeitig zurück zu den Ursprüngen des Country Blues. Außerdem spielt er u. a. auch das Schlagzeug auf dem Tonträger.

Das Album wurde in der Besetzung Dvora Davis (Gesang), Adam Sikora (Mundharmonika, Querflöte, Schlagzeug), Nick Morrison (E-Gitarre, Bass, Keyboards), Federico Corazzini (Schlagzeug), Giggi De Cicco (E-Gitarre, Bass, Backgroundgesang), Onyi Macjossy (Backgroundgesang) und Sonkomusic (Orgel) eingespielt. Darauf bieten Soul Thrivers rohe handgemachte Blues- und Rootsklänge.

Gestartet wird mit dem 5:15minütigen „Everything Changed“. Zu Beginn singt Dvora noch solo in einer Art Gospel. Dann setzen Effekte und sanftes Schlagwerk ein. Und nach einer Minute gesellen sich Mundharmonika und E-Gitarre hinzu und machen aus dem Song eine Mischung aus Gospel und Blues.

Das 4:14minütige „Lord Have Mercy“ geht dann sofort in einen Swamp-Blues-Part, der einen sehr schönen Groove besitzt und Dvoras Stimme teilweise recht dreckig wirken lässt. Die Band nimmt sich im Mittelteil auch für ein ausgiebiges Instrumental Zeit. Singer/Songwriterqualitäten besitzt dann das 5:14minütige Titelstück.

Wie aus den tiefsten Sümpfen der USA erstrahlt das 5:31minütige „Chain Of Fools“, um dann nach gut einer Minute ein bluesiges Popfeeling zu verströmen. Ein Song bei dem man mitsingen will. Danach folgt das mitreißende „Watching Over Me“, das vor allem durch den straighten Rhythmus glänzt. Knackiger Bluesrock kommt dann im 4:23minütigen „Right Track“ auf, der so ein bisschen End 60’er / Anfang 70’er-Feeling aufweist. Im Country-Blues ist dann das 3:35minütige „Baby Boy“ verortet. Das Album endet dann mit einem traditionellen Bluessong „Save Your Love For Me“.

„Morning Glory“ von Soul Thrivers ist ein abwechslungsreiches Bluesalbum, bei dem verschiedene Spielarten geboten werden. Dvoras Stimme wechselt von kraftvoll, dreckig, soulig bis hin zu einem leicht quäkenden Klang, der das Rootsfeeling noch verstärkt.

Stephan Schelle, Oktober 2023

   

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