Snowball - Defroster

Snowball - Defroster
Sireena Records (1978 / 2009)
(9 Stücke, 39:43 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 1977 schlossen sich vier etablierte Musiker aus der deutschen Musikszene zusammen und formierten mit der Band Snowball eine sehr beachtenswerte neue Band, die sich im Umfeld von Jazz, Funk, Krautrock und Rock bewegte. Die Mitglieder der Band waren ausgesprochen versierte und etablierte Musiker und so konnte man schon von einer Supergroup der deutschen Rockmusik sprechen.


Von der sehr erfolgreichen Band Klaus Doldinger’s Passport stammten der Keyboarder Kristian Schulze und Schlagzeuger Curt Cress (ihn kann man wohl als den besten deutschen Rockschlagzeuger bezeichnen). Daneben gehörten noch der Bassist Dave King (er arbeitete zuvor u. a. mit Volker Kriegel, Donna Summer und Wolfgang Dauner zusammen) und Gitarrist und Sänger Roye Albrighton, der lange Jahre Kopf der Band Nektar war und immer noch ist, zur Formation. In dieser Besetzung nahmen die vier das viel beachtete Debütalbum „Defroster“ auf. Roye ging zwar in der Folge mit auf Tour, verließ aber noch vor den Aufnahmen des Folgealbums die Band.

Am 19.06.2009 erscheint nun das tolle Debütalbum dieser Formation in remasterter Version in einem sehr schön aufgemachten Digipack mit Originalcover bei Sireena Records.

Auf dem Album vermischen die vier die Einflüsse ihrer bisherigen Stammbands, was dazu führt, dass jazzige Elemente, die man ansatzweise von Passport kennt, mit stilistischen Einflüssen von Nektar (was sicherlich auch an Roye’s markanter Stimme liegt) und einer gehörigen Portion Funk (der klingt ansatzweise wie Randy Pie) vermischt wurde. Das zusammen bietet eine äußerst faszinierende Mischung die auch im neuen Jahrtausend noch sehr schmackhaft ist.

Alle vier agieren sehr harmonisch und gleichberechtigt bei dieser Produktion. Während Kristian herrliche Keyboardsounds als Grundlage für die Kompositionen besteuert, sorgen Dave und Curt für den nötigen Rhythmus, auf den dann Roye seine Melodien spielt und eindrucksvoll seine Stimme platziert. Einzelne Stücke kann man nicht hervorheben, da das Album äußerst geschlossen und stimmig wirkt. Allerdings gehören die Instrumentalstücke Tender Storm, Country Dawn und Lilli Henri“ zu den Highlights des Albums.

Einziges Manko dieser Wiederveröffentlichung ist aus meiner Sicht, dass sich lediglich die Titel des Originalalbums auf der CD befinden und ihr keine Bonustitel spendiert wurden. Aber wahrscheinlich lagen keine weiteren Tondokumente vor. Ansonsten lässt die CD keine Wünsche übrig. Der Sound entfaltet eine unglaubliche Transparenz und das 12seitige Booklet enthält neben Texten und Bildern auch einige Linernotes von Tom Redecker.

Sireena Records hat dieses Zeitdokument in sehr ansprechender Weise klanglich aufbereitet und somit der Nachwelt ein Juwel der 70’er Jahre erhalten. Snowball gehörten in den späten 70’ern zu den faszinierendsten Bands, die eine Art Crossover spielten. Es ist zu hoffen, dass die beiden weiteren Alben „Cold Heat“ und „Follow The White Line“ ebenfalls ins Zeitalter der CD übertragen werden. „Defroster“ gehört aus meiner Sicht jedenfalls in jede gute Rocksammlung.

Stephan Schelle, Mai 2009

   

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