Sieges Even – The Art Of navigating By The Stars
spv/insideout (2005)

Sieges Even nennt sich eine Progband, die bereits 1988 in München gegründet wurde und mit dem aktuellen Album „The Art Of Navigating by The Stars“ ihren mittlerweile sechsten Longplayer veröffentlicht. Bisher war mir die Band nicht bekannt und nach dem Hören der CD muss ich mir die Frage stellen, warum ich die nicht früher schon entdeckt habe.

Thematisch befasst sich das Album mit den Veränderungen innerhalb eines Lebens. Die CD beginnt mit dem halbminütigen Titelstück, das als Intro dient. Atmosphärische Flächen und ein keckes Kleinkindlachen irritieren zuerst, sind von der Band aber bewusst gesetzt und sollen quasi den Lebensanfang darstellen. Dann folgt mit dem zehnminütigen Longtrack „The Weight“ das erste Highlight.

 
 


Schöne Gitarrenlinien eröffnen den Track, der dann abrupt durch heftige, stakkatoartige Blackmetalriffs mehrfach kurz unterbrochen wird und Arno Menses Stimme, die hier an Geddy Lee von Rush erinnert, setzt melodisch ein. Die harten Gitarrenriffs werden im Song immer mal wieder aufgegriffen und tauchen auch später bei „Stigmata“ wieder auf. „The Weight“ ist sehr abwechslungsreich arrangiert und mit einigen Soli angereichert.

„Blue Wide Open“ ist eine sehr schöne Ballade mit spanischem Flair, das durch die Akustikgitarre erzeugt wird. Ein weiteres Highlight und mein Anspieltipp ist „Lighthouse“. Sehr schöne Melodielinien mit tollem Satzgesang verweben sie wiederum mit abwechslungsreichen Tempo- und Strukturwechseln.

Der Stil von Sieges Even liegt irgendwo zwischen Yes und den melodischen Rush-Songs. Elemente aus Neo-Prog, Artrock, Jazz und Melodicrock mit vereinzelten Metalspränkseln bilden die Zutaten für dieses äußerst gelungene musikalische Oeuvre. Vor allem Arno Menses, der hier wirklich eine hervorragende Gesangsleistung (zum Teil auf mehreren Spuren aufgenommener Satzgesang) bietet, gibt der Band eine Menge Auftrieb. Gitarrenpassagen, die an Steve Hackett oder Anthony Phillips erinnern, verfeinern diese tolle Produktion.

Das studierte Musiker am Werk sind, merkt man dem perfekten Spiel und den Kompositionen an. Dabei ist die Musik aber nicht verkopft (Kopflastig) oder zu kompliziert, vielmehr sind die Songs komplex aber immer sehr eingängig.

Stephan Schelle, September 2005

 
   

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