Shades Of Dawn – Graffity’s Rainbow

Shades Of Dawn – Graffity’s Rainbow
MUSEA Records (2011)
(13 Stücke, 64:36 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2006 erschien die CD „From Dusk Till Dawn“ der deutschen Rockformation Shades Of Dawn. Ihr Nachfolger wurde im Jahr 2010 fertig gestellt und erblickte im Jahr 2011 bei MUSEA das Licht der Laser. Die neue CD trägt den Titel „Graffity's Rainbow“. Die Band bestand zum Zeitpunkt der Einspielung aus Hans-Jürgen Klein (Gitarre, Gesang), Peter Schneider (Keyboards, Bass Pedals), Chris Struwe (Schlagzeug, Gesang), Bernhard Marx (Keyboards) und Klaus Lohr (Bass).


Bei einigen Stücken wirkten auch noch als Gastmusiker Edzard Schmidt (Bass) und Cyrill Stoletzky (Keyboards, Piano, Soundeffekte) mit. Leider ist mittlerweile der langjährige Schlagzeuger Chris Struwe verstorben.

Zwar zeigt der Player 13 Titel an, das Album enthält allerdings nur vier Longtracks, von denen zwei in drei bzw. acht Parts unterteilt sind. Thematisch nimmt einen die CD auf den langen, dunklen Highway zum Polarkreis mit, auf dem es keine Lichter oder Straßenbeleuchtungen gibt. Es ist quasi ein Weg ohne Rückkehr. Es ist eine Illusion, ein „Graffity's Rainbow“. So ähnlich beschreiben es die Musiker im Booklet. Das klingt jetzt sehr düster, doch so dunkel ist die Musik dann zum Glück doch nicht.

Gestartet wird mit dem elfminütigen Track „Battle Won ... And Lost“, der gleich zeigt, in welche Richtung die Band sich auf dem Album bewegt. Stilistisch zeigen Shades Of Dawn eine Mischung aus 70'er Jahre Rock, Prog- und Krautrock der melodischen Variante. Bei der Musik fallen mir gleich die unterschiedlichsten Formationen aus den 70'ern ein, ohne das hier aber Plagiat betrieben wird oder dem Hörer etwas antiquiertes vorgesetzt würde. Die Musik klingt zeitlos und klanglich sehr gut abgestimmt.

Schon der Opener bietet tolle Soli und Instrumentalpassagen, denn der Gesang steht hier eindeutig nicht im Vordergrund. Die Arrangements sind sehr gut ausgearbeitet. Es gibt zahlreiche Strukturwechsel und Breaks in der Musik, die den einzelnen Longtrack spannend halten.

„The Eternal Resurrence Of The Same“, das in drei Parts unterteilt ist und auf insgesamt mehr als 13 Minuten kommt, schließt sich an. Zu Beginn liebäugeln die Musiker dabei ein wenig mit Bands wie Grobschnitt oder Eloy. Hatte den Eröffnungstrack noch Schlagzeuger Struwe gesungen, so sind jetzt Hans-Jürgen Klein und Peter Schneider am Mikro zu hören. Hier klingt mir der Gesang allerdings eine Spur zu dünn. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Streckenweise kommt Pink Floyd-Feeling (zu „Dark Side Of The Moon“-Zeiten) auf, wenn der Backgroundgesang angestimmt wird.

Als nächstes steht dann das 15minütige „Empty Vessels“ auf dem Programm. Auch dieser Longtrack bietet alles, was man von einem solchen erwarten kann. Besonders gefallen mir hier die langen Instrumentalstrecken, die mich auch an Bands wie Novalis, Eloy & Co. erinnern.

Den Abschluss bildet dann das achtteilige Titelstück, das es auf satte 25 Minuten bringt. Hier finden sich dann auch klassische Motive wieder. Das Windrauschen versetzt den Hörer in den hohen Norden. Man kann sich zu den anfänglichen klassischen Sounds und Melodiemotiven gut eine unterkühlte, nordische Landschaft vorstellen, die im Dunkeln liegt. Genau so gut kann man sich eine große Kirche vorstellen, da es durchaus sakrale Anklänge in der Musik von „Nemesis“, dem ersten Part des Titelstückes, gibt. Aber schon mit der kurzen Überbrückung „Crossing“ kommen rockige Klänge in die Musik, die stilistisch wieder in die 70'er Jahre zurückreichen. So klingen die Keyboards in einigen Passagen recht ELP-mäßig. Ein sehr schöner, abwechslungsreicher Longtrack.

Ausgeliefert wird die CD in einem Jewelcase mit zwölfseitigem Booklet in dem sich alle Texte und auch einige mystische Computergrafiken wieder finden.

Mit „Graffity's Rainbow“ haben Shades Of Dawn ein wirklich gutes Album in der Tradition der 70'er Jahre - mit den Stilmitteln der heutigen Zeit - produziert. Wer die Musik dieser Epoche gerne hört, der bekommt mit dem neuen Album genügend neues Futter für die Ohren. Mir gefällt das Album jedenfalls sehr gut.

Stephan Schelle, November 2011

   

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