Shaa Khan – Anything Wrong?

Shaa Khan – Anything Wrong?
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1979/2009)
(8 Stücke, 52:08 Minuten Spielzeit)

Vor zwei Monate startete das deutsche Label Sireena Records mit seiner German Rock Classics-Reihe und veröffentlichte drei Alben des Sky-Labels, darunter auch das Debüt von Shaa Khan. In der zweiten Runde, die am 25.09.2009 veröffentlicht wird, liegt nun das zweite Album „Anything Wrong?“ vor. Es gibt einige Parallelen zur Band Harlis, von denen das zweite Album ebenfalls im September wiederveröffentlicht wird. Auch Shaa Khan nahm lediglich zwei Alben (mal von weiteren zwei Singles abgesehen) auf.


„Anything Wrong?“ betiteln die Duisburger ihre zweite Scheibe, was soviel wie „Ist was nicht in Ordnung?” bedeutet. Da sich das erste Album „The World Will Ends On Friday“ gut verkaufte, die Band einige Auftritte bekam und einen Plattenvertrag in der Tasche hatte, konnte sie ruhiger an die Aufnahmen für das Folgealbum herangehen. Das hört man der Produktion auch an, denn die Songs klingen recht locker und unbeschwert. Das Cover ziert ein weiblicher, bleich geschminkter Kopf mit Taucherbrille. Das ungewöhnliche Bild für das Cover fand man im Atelier eines Düsseldorfer Modefotografen. Das Cover fiel für damalige Zwecke schon etwas aus dem Rahmen.

Mit herrlichem Satzgesang eröffnet der Titeltrack, mit dem das Album beginnt. Vom Sound hat das für mich Ähnlichkeiten zum damals angesagten Classikrock, den Vertreter wie Uriah Heep (man beachte hier den Backgroundgesang - erinnert stark an die „Demons And Wizards-Phase) damals prägten. Shaa Khan wirken souverän und gereift auf dem zweiten Album und bieten straighten Rock, verbunden mit Kraut-, Hard- und Progrock der 70er Jahre, ohne sich den damals aufkommenden neuen Trends anzubiedern. Dabei wandelt der Gesang in den Stücken zwischen Uriah Heep und Novalis.

Thematisch wenden sich die Duisburger unterschiedlichen Gebieten zu. So ist der Titeltrack ein reiner Nonsens Titel, der nach der Lektüre von Carlo Manzoni’s „Lügengeschichten“ entstanden ist und sich mit der Frage beschäftigt, ob unser Leben Wirklichkeit oder Traum ist. „Agonie“ ist ein Protestsong, der den Umweltschutz zum Thema hat. Anders als Grobschnitt’s „Wir wollen leben“ ist dieser Track aber im Rock verbunden und eignete sich nicht als Protestsong der Umweltbewegung. „Howy The Professional“ ist nicht etwa ein Song eines Agenten oder so, sondern erzählt sie Geschichte „eines liebestollen Perverslings“ während sich „Another Fight“ kritisch mit dem Stierkampf auseinandersetzt. Letztgenannter Songs klingt eine Spur nach Genesis. Akustikgitarre, rhythmisches Klatschen und Kastagnetten sorgen für mediterranes Flair.

„Tales Of Schroeder“ hat nichts mit Keyboarder Schlechtriemen zu tun, der auf den gleichen Spitznamen hört, sondern erzählt von einem eingesperrten, vereinsamten Jungen, der sich in seiner Isoliertheit in die Welt von Gnomen, Hexen und Fabelwesen begibt. Unterlegt wird das Ganze zu Anfang mit wahnwitzigem Lachen. So ganz ist das Thema nicht veraltet, könnte man es heute durch Computerspiele ersetzen, denn in die virtuellen Fantasywelten flüchten heute Milionen von Menschen aus der Realität. Und im abschließenden „Once Upon A Time“ geht es um das Ende einer Beziehung.

Als Bonus wurden dem Album noch zwei Liveaufnahmen der Stücke „Anyhing Wrong?“ und „Tales Of Schoeder“ spendiert, die am 18.04.2009 in Duisburg mitgeschnitten wurden.

Auch mit „Anything Wrong?“ hat Sireena ein weiteres Vermächtnis einer deutschen Rockband für die Nachwelt erhalten und in sehr liebevoller Aufmachung neu herausgebracht. Ebenso wie das Debütalbum gehört auch „Anything Wrong?“ zu den besseren Werken des deutschen Krautrocks und ist somit aus keiner gut sortierten Rocksammlung wegzudenken.

Stephan Schelle, September 2009

   

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