Seasons Of Time – Closed Doors To Open Plains

Seasons Of Time – Closed Doors To Open Plains
Progressive Promotion Records (2014)
(16 Stücke, 62:14 Minuten Spielzeit)

Mit Seasons Of Time hat das deutsche Label Progressive Promotion Records mal wieder einen Knaller aus deutschen Landen an Land gezogen. Die Band Seasons Of Time, das sind Dirk Berger (Bass, Keyboards, Gesang), Malte Twarloh (Gesang, Gitarre, Keyboards), Florian Wenzel (Gitarre) und Marco Grühn (Schlagzeug), kommen aus dem hohen Norden Deutschlands, was man am Cover des Albums vielleicht schon vermuten kann. Dieses zeigt dem Titel entsprechend eine geschlossene Tür im Watt.


Seasons Of Time haben eine gut 17jährige Pause eingelegt und veröffentlichen im März 2014 nach ihrem Debütalbum „Behind The Mirror“ ihr zweites Album, das den Titel „Closed Doors To Open Plains“ trägt. Auf diesem Konzeptalbum mischen die Nordlichter Progressive- mit Krautrock. Anleihen an Bands wie Eloy, Pink Floyd, oder Marillion kommen einem dabei schnell in den Sinn. Aber auch NeoProg der Marke Arena & Co. schimmert an der ein oder anderen Stelle durch.

„Neid hat die Seele der Menschen vergiftet“ (dieser Satz ziert auch den Innenteil der CD), sagte einst Charlie Chaplin. „Es hat die Welt mit Hass verbarrikadiert“. Vielleicht versperren uns die Barrikaden die Sicht, und wir erkennen nicht, dass uns eben dieser Neid oft durch unser Leben führt und unsere Entscheidungen beeinflusst, selbst wenn wir es nicht wollen. „Closed Doors To Open Plains“ beschäftigt sich mit unser aller Streben nach mehr. Mehr Leistung, mehr Geld, mehr Anerkennung. Ohne Rücksicht auf diejenigen, die dabei auf der Strecke bleiben. Wir scheinen blind gegenüber all dem Schönen dieser Welt; gegenüber dem Wunder unseres Lebens selbst. Wir haben verlernt uns entspannt zurückzulehnen und das zu genießen, was die Natur gegeben hat. Doch wir gehören zu den wenigen Lebewesen auf diesem Planeten, die genau das können. Darum sollten wir es tun. Wir als Individuen. Wir als Gesellschaft. Soweit der Pressetext.

Mit der instrumentalen Overtuere „An Overture In My Mind“. Hier hören wir zunächst Vogelstimmen und dann kommt eine Gitarrenpassage auf, die sofort an David Gilmour erinnert. Auch die Synthieflächen und der Bass weisen in die Richtung von Pink Floyd. Funksprüche tun ihr Übriges. Ein toller Einstieg in das Album, das von diesem Moment an fesselt.

Knackiger Rock dröhnt dann im ersten Song „Expectations I“ aus den Boxen. Das ist genau nach meinem Geschmack. Sofort stelle ich mir vor, wie das live auf einer Bühne rüberkommt. Nach dem ersten rockigen Part, bei dem die Band so richtig die Zügel loslässt, kommt eine Pianopassage auf, zu der ein Text gesungen wird. In diesem zweiten Teil wirkt der Song wie eine Ballade. Aber in Wahrheit sind es keine einzelnen Songs, denn die Stücke gehen nahtlos ineinander über und ergeben so ein Konzept und in sich stimmiges Werk.

„Someone“ beginnt dann wieder recht floydig um dann aber einen krautigen Anstrich zu bekommen, der dem Stück sehr gut zu Gesicht steht. Der Gesang ist nicht schlecht könnte aber noch ausdrucksstärker sein, was den Songs dann noch mehr Drive und Faszination verleihen würde.

Einzelne Stücke zu beschreiben funktioniert hier nicht, das Album ist ein einziger Longtrack, der es wahrlich in sich hat. Hier stimmt einfach alles, Melodien, Rhythmen und die tollen Soli, die die einzelenen Stücke durchziehen. Dabei kommen zum einen durch die Instrumentierung und Klangfarben nostalgische Gefühle auf, zum anderen klingt die Produktion aber sehr modern.

Wow, ich bin wirklich von der Klasse der norddeutschen Band Seasons Of Time überrascht. Prog, NeoProg und Krautrock werden hier in fast perfekter Form zusammengeschweißt. Herausgekommen ist ein tolles Album, bei dem man sich wünscht dass die Band nicht wieder 17 Jahre bis zu ihrem dritten Album ins Land ziehen lässt. Das Album sollte man als Fan dieses Genres haben. Da hat Progressive Promotion Records einen dicken Fisch ans Land gezogen.

Stephan Schelle, März 2014

   

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