Schandmaul - Traumtänzer

Schandmaul - Traumtänzer
Fame / Sony Music (2011)
(14 Stücke, 55:27 Minuten Spielzeit)

Die sechsköpfige Münchner Band Schandmaul besteht bereits seit zwölf Jahren und kann in diesem Zeitraum auf sechs Studioalben und weitere Livemitschnitte zurückblicken. Ende Januar 2011 meldet sich nach anderthalbjähriger Pause das Sextett zurück. Am LineUp hat sich in dieser Zeit nicht verändert, die Gruppe besteht weiterhin aus:


den beiden bezaubernden Musikerinnen Birgit Muggenthaler-Schmack (Dudelsack, Sackpfeife, Schalmeien, Gesang und verschiedene Flöten), Anna Katharina Kränzlein (Violine, Viola, Drehleier, Gesang) - wer sie schon mal live gesehen hat, der kann das bestätigen - sowie den vier männlichen Mitstreitern Thomas Lindner (Gesang, Akustikgitarre, Akkordeon), Martin „Ducky“ Duckstein (E-Gitarre, Akustikgitarre, Klassische Gitarre, Gesang), Matthias „Hiasl“ Richter (E-Bass, Fretless-Bass, Akustik-Bass) und Stefan Brunner (Schlagzeug, Perkussion).

Die neue CD trägt den Titel „Traumtänzer“ und erscheint in einem sehr schön aufgemachten vierseitigen Digipack, das ein 20seitiges Booklet mit allen Texten und reichlich Bildern der Musiker beinhaltet. Auf sehr humorvolle Art und Weise beschreibt die Band, warum sie weg waren, in dem die Musiker auf der ersten Innenseite ein Statement zur „Auszeit“ geben.

Dort heißt es unter anderem: „Was wir so lange getrieben haben? Ist doch klar! Wir sind mit unseren Luxusschlitten kreuz und quer durch die Toskana gefahren, haben in unseren Zweitwohnsitzen an der Cóte d’Azur residiert und unsere Swimming-Pools mit Vanille-Eis gefüllt – was Rockstars eben so machen.“

Die sechs haben sich allerdings – nach den ausgiebigen Tourneen -  eine Auszeit genommen, weil an Leib und Seele Ermüdungserscheinungen zu verbuchen waren. Danach haben sie sich wieder an die Komposition neuer Stücke gemacht, die bewusst nicht auf Tour zwischendurch entstehen sollten. Vielmehr sind sie die neuen Tracks, die sich nun auf dem Album „Traumtänzer“ befinden in aller Ruhe angegangen und das hört man dem fertigen Produkt auch an.

Stilistisch wandeln sie zwischen Mittelalterrock, Folkrock, Gothik und Pop. Die einzelnen Songs kommen dabei recht locker und flockig rüber, so als wären sie in einer unglaublichen Leichtigkeit entstanden.

Die CD startet mit dem Titelstück, bei dem zunächst durch das Knistern aus den Boxen der Eindruck einer alten Vinylscheibe erweckt wird. Flöte, Violine und Perkussion weisen zunächst auf ein irisches Folk-Stückchen hin. Doch nach wenigen Minuten wird nicht nur das Knistern hinfort geblasen sondern auch dieser besinnliche Part wird durch eine Energie geladene Stimmung ersetzt. Sofort kommt gute Stimmung auf, ein Song der gut abgeht. Vor allem das druckvolle Violinespiel von Anna Katharina und die Sologitarre kommen richtig gut.

„Auf Hoher See“ kann ich mir gut in einer alten Hafenkneipe vorstellen. Mit „Hexeneinmaleins“ kommt die erste Auskopplung aus dem Album. Das mitreißende Mittelalterrock/Folkrock-Stück geht gut ins Ohr. Und mit „Bis zum Morgengrauen“ bedienen sie thematisch die derzeitige Vampirromantik. Das romantische Liebeslied zeigt darüber hinaus mediterrane Züge, was unter anderem durch spanische Gitarren erzeugt wird. Aber auch die Violine sorgt für entsprechende Atmosphäre.

Mit „Die Rosen“ folgt eine verträumte Folk-Ballade. Etwas unheimlich – mit toller Rhythmusgitarre – kommt „Schwur“ rüber. Das tragische „Pakt“ ist dagegen vom Rhythmus osteuropäischer Polka geprägt, bei dem unter anderem Violine und Akkordeon miteinander kommunizieren. Im Fahrwasser von Popmusik wandeln sie dann im Stück „Anker“.

„Geas Traum“ glänzt zu Beginn durch seine Kombination aus Akustik-, E-Gitarre und Dudelsack. Mit dem Stück bewegen sich Schandmaul stilistisch zwischen Subway To Sally und In Extremo. „Assassine“ ist ein unwiderstehliches Stück, das mit einem packenden Rockgitarrenriff, mit Dudelsack, flehentlichen Violinen und einem Schlagzeugspiel, das mich streckenweise an die kanadische Band Rush erinnert, aufwartet. Der Spannungsbogen ist hier sehr hoch. Nach dem sanften und eingehenden „Halt mich“ und der Folknummer „Des Dichters Segen“ (hier klingt der Gesangsrhythmus recht mittelalterlich) endet die CD dann mit der romantischen Popnummer „Mein Lied“.

„Traumtänzer“ ist ein typisches Schandmaul-Album geworden, das durch seine Leichtigkeit besticht. Die Pause scheint den sechs Musikern gut getan zu haben. Derzeit ist die Band dabei, die Stücke einzustudieren, damit die Tour zur CD, die Anfang März 2011 startet, ein Erfolg wird. Ein äußerst gelungenes Lebenszeichen der bayrischen Band.

Stephan Schelle, Januar 2011

   

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