Scatterface - 2020
Echozone / BOB-MEDIA (2020)
(16 Stücke, 65:34 Minuten Spielzeit)

Chris Techritz ist ein Künstler, Produzent und Songwriter aus Deutschland. Der Sänger und Keyboarder, der erst vor Kurzem mit seiner Band =Fudge= das Album „Dust To Come“ veröffentlichte, hat mit Scatterface ein weiteres musikalisches Projekt am Laufen, mit dem er am 06.11.2020 das Debütalbum „2020“ veröffentlicht. Die Stücke stammen allerdings nicht alle aus der Feder von Chris Techritz, dafür hat er die Mehrzahl der Texte geschrieben. Es ist quasi eine weltweite Kollaboration von Musikern, die sich über das Internet verständigt haben.


Nach acht Jahren des Metalspielens entschied sich Chris Techritz, den Sprung zu wagen und sein Soloprojekt aufzubauen, SCATTERFACE! Er schrieb und komponierte seine eigenen Songs, arbeitete aber auch zusammen mit Sänger*innen und Musiker*innen weltweit über das Internet, so dass er seine Songs mit zusätzlichen Instrumentierungen und Strukturen ausschmücken konnte.

Das Debütalbum mit dem Titel „2020“ vereint eine Vielzahl unterschiedlicher Stile, Themen und Genres, woraus sich eine aufregende musikalische Reise ins SCATTERFACE-Universum ergibt. Dieses Album zeigt auf, das Menschen jegliche Art von Musik sowohl selbst erschaffen als auch hören können, nur mit der Einschränkung des persönlichen Geschmacks und der Qualität.

Zwar finden sich auch metallastige Songs auf dem Album wie zum Beispiel „NULL“, aber Techritz bietet einen bunten Blumenstrauß an unterschiedlichen Stilistiken, bei denen er nicht allein zum Mikro griff, sondern sich drei Sänger und fünf Sängerinnen an Bord holte. Darüber hinaus wurde er noch von zahlreichen Musikern unterstützt, die ebenfalls über den Erdball verstreut ihr Zuhause haben. Das legt nahe, dass die Songs durch Austausch von Soundfiles eingespielt wurden. Dafür wirken sie aber sehr homogen und kompakt, wie von einer Band eingespielt.

Das eröffnende „SC4TTERF4CE_“ bietet eine Mischung aus Elektropop, Gothic und Hardrock, während „State Of Change“ eine sehr melodische, von Alice Banister gesungene Ballade mit Popappeal ist. „Symptoms“ bietet dann Industrial mit pumpenden Beats, Sprechgesang der Kanadierin Jess McLaughlin sowie Gesang der Südafrikanerin Abby Strickland. „Lust II“ ist dann ein hymnischer Rocksong während „Snowflakes“ eine sehr schöne sanfte Rock/Pop-Nummer mit Cello darstellt. Das sind einige Beispiele für dieses abwechslungsreiche Album. Die unterschiedlichen Sängerinnen und Sänger machen durchaus eine gute Figur. Ausnahmen sind allerdings der Gesang der Italienerin Josephine Kyba in „Secret Rooms“ und der Italienerin Maria Grazia Zancopè und des Amerikaners Cody Brande in „We All Float“. Hier klingen die Sänger, als wenn sie die Noten nicht treffen würden. Das schmälert das Gesamtergebnis aber nur marginal.

Das knapp einminütige „Kyosis“ ist ein Instrumental und fällt ein wenig aus dem musikalischen Rahmen. Es wurde allein von dem Indonesier Maulana Malik Ibrahim eingespielt und bietet asiatische Folkelemente. Damit hat Chris auch Worldmusic mit auf dem Album.

Ärgerlich sind für mich immer Hidden Tracks. Die CD weist nur 15 Stücke auf, während der CD-Player auf 17 kommt. Das liegt daran, dass mit der Instrumentalversion von „Endless Rain“ noch ein abschließender Hidden Track vorhanden ist, der sich durch einen 16., 6:10minütigen Titel ohne Klänge abgrenzt. Ärgerlich ist die Aufblähung um diese sechs Minuten. Zugute kommt aber der CD, dass man diesen quasi überspringen kann. In der obigen Gesamtlänge des Albums habe ich die Geräuschlosen sechs Minuten daher abgezogen. Die instrumentale Version von „Endless Rain“ ist aber auf jeden Fall hörenswert und ein schöner Bonus.

Die CD wird mit einem 16seitigen Booklet ausgeliefert, das sehr schöne Grafiken von Künstlern aus den verschiedensten Ländern aufweist. Daneben wird es noch eine Downloadvariante und eine 12“Vinyl-Version geben.

Chris Techritz hat mit „Scatterface“ ein sehr abwechslungsreiches Album hingelegt, das sich doch stark von den Songs seiner Band =fudge= unterscheidet. Mit internationalen Künstlern ist so ein musikalisches Mosaik entstanden, das erstaunlich homogen wirkt.

Stephan Schelle, September 2020

   

CD-Kritiken-Menue