Saris – Ghosts Of Yesterday
Duck Dive Music (2017)
(11 Stücke, 67:21 Minuten Spielzeit)

Saris ist eine Progressive Rockband aus Bochum. Die im Jahr 1981 von Derk Akkermann (Keyboard, Gitarre) gegründete Band veröffentlicht in 2017 mit „Ghosts Of Yesterday“ erst ihr viertes Album. Grund dafür ist, dass sich Saris 1993 auflösten und sich erst im Jahr 2006 reformierten. Neben Akkerman besteht die Band anno 2017 aus Lutz Günther (Bass, Backgroundgesang), Anja Günther (Lead- und Backgroundgesang), Henrik Wager (Lead- und Backgroundgesang) und Jens Beckmann (Schlagzeug, Percussion).


Inspiriert wurden Saris von Rockbands der 70’er Jahr wie Genesis, Camel, Kansas, Saga und vielen weiteren. Daneben fügten sie aber auch immer eine Portion Hardrock mit in ihre Musik, was auch auf dem aktuellen Album widerspiegelt. Die CD erscheint im sechsseitigen Digipack und ist mit einem 16seitigen Booklet ausgestattet. Bis auf „Evermore“ sind alle Stücke von Derk Akkermann komponiert worden.

Bisher kannte ich die Band nicht, daher noch einige Infos aus dem Pressetext: Saris entwickelten sich in den 1980er Jahren zu einer gut gebuchten Liveband und fanden ihren Stil in melodiösem, symphonischen Hardrock. Nach einer Pause von vier Jahren und einer radikalen Umbesetzung wurde das Album „Dead End Street“ (1993) veröffentlicht. Dieses Werk entfernte sich jedoch von den härteren Elementen und verkaufte sich auch nur in Insiderkreisen. Nach einer kurzen Tour lösten sich Saris, aufgrund privater Gründe auf.

Mit dem Album „Curse Of Time“ (2009), wurde der ursprüngliche Stil der Band wieder aufgegriffen und Hardrock mit Prog-Rock-Elementen vermischt. Weitere Umbesetzungen folgten. 2014 wurde dann das Album „Until We Have Faces“ aufgenommen. Der für Saris typische Stil, ein Mix aus symphonischen Hardrock und Progressive Rock, wurde fortgesetzt, jedoch mit einem deutlichen Hang zum AOR, auf Kosten des Prog-Anteils. Dennoch erhielt dieses Album, wie auch der Vorgänger, sehr gute Kritiken. Der Nachfolger „Ghosts Of Yesterday“ ist das bisher aufwendigste Album der Band und verlagert den Stil wieder ein wenig in Richtung Prog-Rock.

Das eröffnende „Masquerade“ macht schon deutlich, dass hier Progrock mit Hardrock verknüpft wird. Dazu kommen auch einige Elemente, die an frühere deutsche Rockbands (Krautrock) erinnern. Der Opener ist gut strukturiert und geht mit seiner eingängigen Melodie sofort ins Ohr. Anja’s und Henrik’s Gesang ergänzen sich dabei auf’s Beste. Derk sorgt dabei an den Keyboards für den atmosphärischen und spielfreudigen Untergrund, während der Rest der Band für Druck sorgt. Ein tolles erstes Markenzeichen, dass Saris da an den Anfang gestellt haben.

Symphonische Klänge führen dann in den nächsten Song „Shadows Of War“ einen Stück, das durch die Orgel ein wenig Uriah Heep-Feeling erzeugt und doch ganz anders klingt. Es klingt vertraut und doch neu und frisch. Der Refrain wird darüber hinaus mit mehrstimmigem Gesang verziert und es werden immer wieder symphonische Parts eingestreut.

Mit 11:14 Minuten Spielzeit ist „Twilight“ der Longtrack des Albums. Dieses Stück ist von wunderbar hymnischen und symphonischen Passagen durchzogen. Für mich ist dieser Track das Highlight des Albums, bei dem so manches Solo auf die 70’er und 80’er Jahre zielt, ohne verstaubt zu wirken. Das Gegenteil ist der Fall, denn der Track klingt monumental, mitreißend und frisch. Die restlichen Songs stehen dem nur in geringer Weise nach und sind qualitativ auf gleich hohem Niveau wie der Beginn.

Die deutsche Formation Saris legt mit „Ghosts Of Yesterday“ ein sehr gutes Album vor, das Hardrock und Progressive-Rock aber durchaus auch einige AOR-Elemente perfekt miteinander verbindet. Ich frage mich, warum mir Saris bisher noch nicht über den Weg gelaufen sind. Naja, es ist nie zu spät. „Ghosts Of Yesterday“ ist ein Album das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Mai 2017

   

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