Sammary – The Dream
Progressive Promotion Records (2023)

(9 Stücke, 41:09 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2022 erschien das beeindruckende Debütalbum von Sammary unter dem Titel „Monochrome“. Oliver Wenzler von Progressive Promotion Records war damit ein wahrer Schatz in die Hände gefallen. Zum Glück konnte er sich das Musikprojekt, dessen Kopf der 20jährige Multiinstrumentalist Sammy Wahlandt ist, sichern. Am 03.11.2023 ist der Nachfolger unter dem Titel „The Dream“ veröffentlicht worden. Die CD-Version, die mir vorlag, erscheint in einem vierseitigen Digipak mit zwölfseitigem Booklet. Hierin ist auch der einzige Kritikpunkt zu finden, denn die Schrift der abgedruckten Texte ist so klein geraten, dass man dafür eine Lupe benötigt.


Mittlerweile hat sich Sammary zu einer siebenköpfigen Band entwickelt, die nun am neuen Album „The Dream“ gemeinsam arbeitete und eine sensibel koordinierte Vielschichtigkeit vereint. Neben Sammy Wahlandt, der das Schlagzeug eingespielt hat, gehören zur Band: Stella Inderwiesen (Gesang), Marvin Kollmann (Gitarre), Joerg Wahlandt (Gitarre), Benedikt Schadt (Keybaords), Ivan Khobta (Synthesizer) und Julius Stapenhorst (Bass). Als Gäste konnte man Adam Holzman, der ein Synthesizer-Solo beim Stück „Trance” und Bruno Bolz, der ein Gitarren-Solo beim Stück „Voices“ beisteuerte, gewinnen.

Das Album thematisiert die innere Welt einer verliebten Person während verschiedener Stadien. Der Schleier der Einfachheit löst sich auf, und menschlicher Affekt erhebt sich aus dem Monochromen in einen bunten Traum.

Mit mächtigen Gitarren und Schlagwerk beginnt der 5:24minütige Opener „Cascades“, der aber schon nach wenigen Momenten in einen von Stella Inderwiesens sanfter Stimme dominierten Part übergeht. In den Strophen herrscht eine wohlige einschmeichelnde Melodie, die in den Refrains dann aber von den heftigen, Metal artigen Klängen konterkariert wird. Das wirkt wie zwei unterschiedliche Pole, die aufeinander treffen. Ein klasse Song, bei dem das Schlagzeug an Bands der Marke Anathema erinnern. Schon in diesem Opener werden ein ungeheurer Druck und Atmosphäre geschaffen, die fesseln. Der Song geht darüber hinaus sofort ins Ohr.

Dem folgt das 4:37minütige „Trance“, das atmosphärisch beginnt und bei dem Stellas Stimme sehr zerbrechlich und zart wirkt. Dabei wird sie zunächst nur vom Keyboard unterstützt. Nach gut einer Minute kommt dann ein unwiderstehlich pumpender Beat auf. Das geht direkt unter die Haut.

Das 1:51minütige „Oscillation“ ist dann nur ein kurzes, von elektronischen Sounds und atmosphärischen Gitarren bestimmtes Zwischenspiel. Darauf folgt dann das 7:32minütige „Voices“. Das Stück beginnt mit Klängen wie von elektronischen Winden erzeugt. Dann setzen Gitarrenriffs ein und transformieren das Stück in einen atmosphärischen Hardrocksong den ein leichter Progduft umweht. Im Mittelteil lässt dann Bruno Bolz seine Gitarre singen. Und zum Ende hin nimmt der Härtegrad dann etwas zu. Das erinnert dann ein wenig an aktuelle Porcupine Tree.

Sanfte Gitarrenlicks und Stellas sanfte Stimme leiten in das 5:09minütige „The Game“ ein. Ein wunderbar zartes und verträumtes Stück, das nach drei Minuten - mit Einsatz des Schlagzeugs - an Dynamik gewinnt. Dem schließt sich dann mit „Rotations“ ein mit 2:24 Minuten wieder recht kurzer Song an. Stellas Stimme, die hier von elektronischen Klängen getragen wird, wirkt wieder recht zart und verletzlich. Das hat was von einem sanften Bond-Titeltrack.

Das Titelstück bringt es dann auf 5:28 Minuten und schließt nahtlos an. Der Song besitzt einen klasse Groove, der von atmosphärischen Gitarren umwoben wird. Das besitzt ein gewisses Popfeeling. Nach nicht ganz anderthalb Minuten kommen trockene, metallisch klingende Gitarrenriffs auf und der Gesang wandelt sich im Refrain zu einer düster verfremdeten Stimme. Das hat einen hohen Spannungsbogen.

Mit den Songs „Eulogy For A Dream“ (4:50) und „Awake“ (4:00) endet das Album dann, ohne an Qualität zu verlieren.

Der junge Multiinstrumentalist Sammy Wahlandt ist seinen hohen Ansprüchen und Erwartungen an ihn voll gerecht geworden und hat mit „The Dream“ ein faszinierendes Werk geschaffen, das für mich zu den Highlights des Jahres gehört.

Stephan Schelle, November 2023

   

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