s475e – Next Stop Earth
Eigenvertrieb (2024)

(4 Stücke, 15:49 Minuten Spielzeit)

s475e ist der sonderliche Name, den sich Darius Speier für sein Elektronikprojekt ausgedacht hat. Unter diesem Namen hat er am 05.03.2024 seine erste EP mit dem Titel „Next Stop Earth“ veröffentlicht. Darius schildert seinen musikalischen Stil wie folgt: „Ich spiele Musik zwischen den Polen Ambient, klassischer Elektronik mit progressivem Einschlag“. Die EP ist sowohl per Bandcamp als auch als CD erhältlich. Mir lag zur Besprechung die CD vor, die in einem Papersleeve steckt.


Vier Stücke enthält die EP, deren Laufzeiten alle um die vier Minuten liegen. Gemastert hat die Stücke Joachim „Eroc“ Ehrig. Darius hat drei der Tracks, die zwischen Januar 2022 und April 2023 als Einzelspuren erstellt wurden, neu arrangiert, abgemischt und gemastert. Dazu kommt noch der neue Track „White Ocean“, der die EP vervollständigt.

Los geht es aber erst einmal mit dem 3:52minütigen „Sector s475“, das mit sehr schönen Flächensounds beginnt, die durch den Raum schweben. Dann durchbricht ein dröhnender Synthklang die Stimmung und Klangfarben und Sounds kommen auf, die stark an Vangelis „Bladerunner“ erinnern. Darius unterfüttert dies mit einem Drumsound und würzt das Ganze dann noch mit einer von Vocoder verfremdeten Stimme. Ein Track für Vangelis-Fans, der aus meiner Sicht aber gerne noch weiter hätte ausgearbeitet werden können.

Danach folgt der neue Track „White Ocean“. Darius schreibt dazu auf Bandcamp: Meine Assoziation mit dem neuen Track „white ocean“: Die Erde ist in Zukunft ein noch schönerer Ort geworden. Und aus dem alten Ozean ist nun ein weißer geworden. Er harmoniert wunderbar mit dem lila-blauen Himmel und glitzert noch schöner in der Sonne als bisher. Wasserfahrzeuge gleiten sanft über das Wasser und geben in der Luft schön klingende Signale von sich. Von Zeit zu Zeit singen die Wassernymphen ihre Lieder. Die weiß-milchigen Wasserwellen breiten sich am Strand aus. Es herrscht eine harmonische und fröhliche Atmosphäre .....Fast wie im Urlaub auf einem fremden Planeten ..... Moment mal, es ist ein fremder Planet und nicht die Erde! Es ist nicht einmal unser Sonnensystem.

Dieser Track beginnt mit einem rauschenden Synthie in den sich schnell ein Drumrhythmus einfügt. Sanfte, flächige Harmonien werden hinzugefügt, was eine sehr schöne Stimmungslage ergibt. Auch hier schimmert wieder der Stil des Griechen Vangelis durch. Im letzten Viertel kommen dann noch Synthchöre auf.

„Electric Bird“ nennt sich der vierminütige Track. Hier sind zunächst nur flirrende Sounds und monotone Flächen zu hören. Diese wechseln langsam ihre Tonlage. Das ist ein recht ambient angelegter Track, der sich nur langsam verändert und nach 2:30 Minuten einen Drumrhythmus erhält, der jetzt an die vorangegangenen Stücke andockt. Für mich der schwächste Track der EP.

Abgeschossen wird die EP mit dem 3:55minütigen „Frost“. Auch hier sind es zunächst flächige Sounds, die in das Stück einleiten und recht spacig wirken. Ab der Hälfte kommt dann ein interessant klingender Synthesizer-Klang auf und wenige Momente später wird es dann auch wieder rhythmischer. Das wirkt aber weniger melodisch als mehr wie die Musik zu einer spannenden Filmszene.

Highlights der EP sind die ersten beiden Stücke, in denen Darius stilistische Elemente von Vangelis mit einbaut. In den anderen beiden Stücken erzeugt Darius eher Stimmungsbilder. Hier sollte man vor dem Kauf erst in die Musik hineinhören. Ich hätte mir auch gewünscht, dass Darius die ersten beiden Stücke mehr ausgebaut hätte, denn Potenzial dazu ist vorhanden.

Stephan Schelle, Mai 2024

   

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