Rubber Tea -
Infusion Im Jahr 2017 gründeten fünf junge Musiker aus Bremen die Band Rubber Tea. Nach diversen Auftritten in Clubs und auf Festivals (darunter auch das Burg Herzberg Festival), erscheint am 12.06.2020 das Debütalbum „Infusion“ der Bremer Rockformation. Eingespielt wurde es von Vanessa Gross (Gesang, Saxophon, Flöte), Lennart Hinz (Gesang, Tasteninstrumente, 12seitige Gitarre), David Erzmann (Bass, Sitar), Jonas Roustai (Gitarren), Maik Scheling (E-Gitarre) und Henri Pink (Schlagzeug, Perkussion). Außerdem waren als Gastmusiker noch Christoph Olesch (Vibraphon), Alex Petratos (Congas, Güiro), Jakob Rubin (Alt-Saxophon) und Trötenfreak Lasse (Trompete) an fünf der acht Songs dabei. |
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Zwei
Instrumentalstücke sowie sechs Songs enthält das Debütalbum. Bei drei
Texten hat sich die Band von Geschichten bekannter Schriftsteller
inspirieren lassen. Die Laufzeiten der Stücke bewegen sich zwischen 1:16
und 6:12 Minuten Spielzeit. Gestartet
wird mit dem sechsminütigen Song „On Mysty Mountains“ bei dessen Text
sich die Band von Edgar Allen Poe’s „The City In The Sea“
inspirieren ließ. Mit Keyboards und Saxophon beginnt dieser Track sehr
proggig. Dann setzten Bass und Schlagzeug sowie weitere Instrumente ein
und es entwickelt sich eine hochgradig spannende Atmosphäre. Vanessas
sanfte Stimme passt sich der Stimmung dabei sehr gut an. Man erkennt aber
schnell dass Vanessa auch sehr ausdrucksstark am Mikro agiert. Im
Mittelteil kommt dann eine Spur Pink Floyd-Feeling auf, was vor allem an
der Gitarre liegt, die an David Gilmour angelehnt ist, während Saxophon
und Piano eine ganz andere Note einbringen. Rubber Tea nutzen Elemente
bekannter Prog-Größen nur in geringem Maß, was dem Sound die besondere
Würze verleiht, ohne ihre Eigenständigkeit zu mindern. Ein klasse
Einstieg in das Album. Nahtlos
geht es dann in das 1:16minütige instrumentale Zwischenspiel
„Downstream“ über, das sehr ruhig und atmosphärisch die Bridge zum nächsten
Song „In Weeping Waters“ darstellt. In diesem zweiten Song, das von
Heinrich Heine’s „Die Loreley“ inspiriert wurde, geht die Band dann
etwas jazziger zur Sache. Das liegt auch an dem Einsatz des Vibraphons.
Die proggigen Elemente werden hier aber nicht vernachlässigt. Geschickt
werden die beiden Stile miteinander verwoben. Ein sehr ausgereiftes Stück. „The
Traitor“ startet mit herrlichen Gitarrenlicks und Marschähnlichem
Schlagzeugrhythmus. Dieser Song besticht vor allem durch
abwechslungsreiche Strukturen, den Blasinstrumenten sowie wunderbaren
Soli. Die Rhythmusstrukturen wurden dabei recht komplex angelegt. Sehr gut
gefällt mir hier der Instrumentalteil, bei dem Saxophon und Congas mit
den anderen Instrumenten eine perfekte Einheit bilden. Proggig wird es
immer dann, wenn Vanessa ihre Stimme einsetzt. Sehr
atmosphärisch und verträumt beginnt das 4:41minütige „Plastic
Scream“. Nach gut einer Minute wird es dann druckvoller und ein Hauch
von 70’er Jahre Rock weht in modernem Gewand durch den Raum. Das 4:27minütige
„Storm Glass“ wurde von E.T.A. Hoffmann’s „The Sandman“
inspiriert. Der Song, der mit verfremdeten Stimmen gesungen wird, wirkt
stellenweise recht düster. Aufgebrochen wird diese Stimmung von leicht
jazzigen und proggigen Sounds und Melodien. Bei der von David Erzmann
gespielten Basslinie ließ er sich von Frank Zappa inspirieren. Mit
dem 5:24minütigen Song „The Drought“ und dem 6:12minütigen
Instrumental „American Dream“ endet die CD. In „American Dream“
wurden Sprachsamples eingebaut, bei denen ich vermute, dass hier Donald
Trump’s sich widersprechende Aussagen verarbeitet wurden. Musikalisch
hat die Band hier einige tolle Vintagesounds eingebaut und den Track sehr
abwechslungsreich durch Struktur- und Rhythmuswechsel gestaltet. Nicht
nur das Cover ist sehr schön und farbenprächtig gestaltet, auch das
16seitige Booklet, das in einem vierseitigen Digipack steckt, enthält
neben den Texten auch sehr schöne Grafiken. Mit
„Infusion“ hat die Bremer Rockband Rubber Tea ein klasse Debütalbum
vorgelegt. Das deutsche Label Sireena Records hat hier aus meiner Sicht
einen Schatz aus deutschen Landen gehoben. Stephan Schelle, Mai 2020 |
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