Riverside - Rapid Eye Movement

Riverside - Rapid Eye Movement (Special Edition)
InsideOut (2007)
(14 Stücke, 89:07 Minuten Spielzeit)

Das mit Spannung erwartete dritte Werk von Riverside startet mit einem gigantischen Anfang in den Song „Beyond The Eyelids“. Der pompöse Keyboardteppich, auf dem sich der Hörer gerade noch geräkelt hat, wird allerdings jäh durch einen Metal-Break abgelöst, sodass es mit der Gemütlichkeit vorbei ist. Mit fortschreitender Dauer wird der Track  zusehends Trance-artiger. Auffällig schon bei diesem ersten Stück ist die Gleichberechtigung von Keyboards und Gitarre.


Während auf den ersten beiden Alben die Gitarre das führende Melodieinstrument war, ordnet sie sich hier mehr dem Gesamtkonzept unter und gibt somit Raum für andere frei. Dies ist so auch auf „02 Panic Room“ zu hören und spätestens hier wird einem bewusst, dass Riverside dabei sind, ihren Sound zu wandeln. „02 Panic Room“ bietet mit einer melancholischer Klavierpassage, welche nach einer gesetzten Pause angehangen wird, einen ungewöhnlichen Ausklang. „Ultimate Trip“, das neunte und letzte Stück der regulären CD, bietet ein Klangerlebnis, in das man sich fallen lassen muss. Nach anfänglich straffer Führung gleitet das Lied, wie schon „Beyond The Eylids“, in Trance über, zerfieselt und zerfasert, um schließlich mit neuem Schwung eine neue, fast schon experimentelle Phase einzuläuten. Die CD ist hiermit zu Ende und hinterlässt beim Hörer den Eindruck, dass „Rapid  Eye Movement“ nicht nur den Abschluss ihrer „Reality Dream“ -Trilogie darstellt, sondern gleichzeitig den Abschluss eines bestimmten Sound-Konzepts.

Es wird wohl beim nächsten Mal keine Revolution geben, aber doch ein Sich-Entfernen von den Ursprüngen. Die neuen Trance-Elemente, die Synthesizer-Effekte auf „Through the Other Side“ und die stärker in den Vordergrund tretenden Tasteninstrumente lassen einen dies vermuten. Riverside halten durch Weiterentwicklung die Spannung bezüglich ihrer nächsten Veröffentlichung aufrecht. Weiterentwicklung bedeutet aber auch immer, sich von Altbekanntem zu verabschieden.

Dringend zu empfehlen ist, sich die Special Edition-Version zu besorgen. Hier gibt es noch eine zweite Disc mit 5 weiteren Stücken, die wohl nicht so recht ins Konzept von „Rapid Eye Movement“ passten, stehen sie doch eher für die „alten“ Riverside. Allein der Song „Back To The River“ lohnt die Anschaffung. Für mich ist es vielleicht nicht der spektakulärste, aber schönste Song, den Riverside je geschrieben haben. Und das liegt nicht daran, dass dort eine Minute „Shine On Your Crazy Diamond“ geboten wird. Die Adaption des Pink Floyd-Klassikers ist allerdings atemberaubend gut gelungen und fügt sich wie selbstverständlich in diesen fantastischen Song ein. Das Stück könnte man sich gut als eindruckvolles Ende eines Konzerts vorstellen. Nicht unerwähnt bleiben soll „Rapid Eye Movement“. Der Titelsong, der es nicht auf die reguläre CD geschafft hat, ist eines dieser tollen, über 10 Minuten langen Werke, die man von Riverside immer wieder hören will.

Holger Fischer, Dezember 2007

   

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