Redemption – This Mortal Coil

Redemption – This Mortal Coil
insideout music (2011)
(11 Stücke, 72:10 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2009’er Album „Snowfall On Judgment Day“ erschien im September 2011 das mittlerweile fünfte Studioalbum der amerikanischen Progmetalband Redemption unter dem Titel „This Mortal Coil“. Die aktuelle Besetzung des Quintetts lautet Nick van Dyk (Gitarren, Keyboards), Ray Alder (Gesang), Bernie Versailles (Gitarren), Sean Andrews (Bass) und Chris Quirarte (Schlagzeug). Das neue Album hat einen ernsten Hintergrund, wie es Nick van Dyk erläutert.


Redemption-Gitarrist und -Gründer Nick van Dyk wird als Erster bestätigen können, dass etwas dran ist am Sprichwort ‚die dunkelsten Momente im Leben eines Künstlers können eine enorme Quelle der Inspiration sein’ – besonders dann, wenn man mit einem Todesurteil konfrontiert ist. Daher ist es kein Zufall, dass das fünfte Album der Band den Titel „This Mortal Coil“ trägt und sicherlich ihr bis dato aggressivstes Werk geworden ist.

„Vor drei Jahren wurde bei mir Leukämie diagnostiziert und man sagte mir, dass ich vielleicht noch fünf Jahre zu leben hätte“, erklärt van Dyk. „Es ist nicht so, dass ich ein Album über Krebs schreiben wollte, aber es kommt schon zu einem gewissen Gedankenprozess, wenn man mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird. Dabei kommen allerlei Fragen auf: Was zur Hölle habe ich getan, dass ich in diese Position gekommen bin? Was mache ich jetzt? Wie viel Zeit habe ich noch, was kann ich tun, um daran etwas zu ändern, und was mache ich mit der Zeit, die mir noch gegeben ist, ob es nun ein Tag oder 50 Jahre sind?“

„Glücklicherweise wurde die Krankheit durch Zufall bei mir entdeckt, und das gab mir die Möglichkeit, noch vor Beginn der Behandlung den einen Menschen auf dieser Welt ausfindig zu machen, der glaubte sie heilen zu können“, fährt er fort. „Ich unterzog mich einer unglaublich intensiven Therapie und momentan stehen die Chancen ganz gut, dass ich geheilt bin. Der Krebs ist also hoffentlich besiegt – doch die Fragen, die diese Erfahrung aufgeworfen hat, sind immer noch so wichtig wie vorher. Sie sind für uns alle wichtig, denn irgendwann müssen wir uns alle unserer eigenen Sterblichkeit stellen.“

Bei einem derartigen Thema ist es nicht verwunderlich, dass das neue Album wesentlich härter ausgefallen ist, als seine Vorgänger. Elf Stücke mit Laufzeiten von 4:48 bis 10:15 Minuten enthält das prall gefüllte Werk.

Mit einem Stakkatogewitter fegt das eröffnende „Path Of The Whirlwind“ über den Hörer hinweg. Und schon wie beim Vorgänger fegen Nick van Dyk und seine Gefährten mit ihrer Musik nicht einfach alles weg, sondern lassen sich auch genug Zeit um den Stücken Substanz und Melodik mitzugeben. Gitarrenwirbel und Stakkatoschlagwerk treffen auf herrliche Synthiewirbel, auf denen Ray Alder dann seinen Gesang setzt. Das klingt einfach nur mitreißend. Aus dem Rahmen der härteren Songs fällt dann noch das Stück „Let It Rain“, das mit seinen symphonischen Parts so verträumt daher kommt, dass man dahin schmelzen möchte. Eine sehr schöne Metalballade. Auch „Perfect“ zeigt sich streckenweise von einer sehr sanften Seite. Und das abschließende „Departure Of The Pale Horse“ weist proggige Züge auf, bei der auch mal gefrickelt werden darf, allerdings immer im erträglichen Rahmen.

„Blink Of An Eye“ ist ebenfalls kraftvoll und dynamisch und doch dosieren Redemption den Sound so, dass er sehr angenehm wirkt. Die Melodie geht ins Ohr. Und so verhalten sich auch die anderen Stücke. Damit ist Redemption ein sehr guter Nachfolger zu „Snowfall On Judgment Day“ und ein klasse Progmetal-Album gelungen.

Stephan Schelle, Februer 2012

   

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