Red Sand – Human Trafficking

Red Sand – Human Trafficking
spbn (2007)
(4 Stücke, 44:01 Minuten Spielzeit)

Mit der Band Red Sand lernen wir die proggige Seite von Kanada kennen, denn die Musiker Steff (Gesang), Simon Caron (Gitarre und Keyboards), Mathieu Gosselin (Bass) und Perry Angelillo (Schlagzeug) haben jenseits des großen Teichs ihr zu Hause. Bisher waren mir nur Saga als Kanadische Band, die ihre Wurzeln im Progbereich haben, über den Weg gelaufen. Mal hören, was uns dieses Quartett auf ihrem dritten Album zu bieten hat.


Zunächst muss man erwähnen, dass dieser kanadische Prog nicht anders klingt wie der europäische. Da Red Sand erst seit ihrem Debüt „Mirror Of Insanity“ aus dem Jahr 2004 ihre Musik veröffentlichen, kann wohl gesagt werden, dass sie sich stark an Vorbildern wie Marillion orientiert haben. Das ist an einigen Stellen ganz deutlich herauszuhören, was vielleicht auch genau den Schwachpunkt von Red Sand darstellt. Man könnte ihnen vorwerfen, dass sie zu wenig Eigenständigkeit in ihren Stücken haben. Diese Nähe zu bekannten Klängen werden einige mögen, andere aber hassen. Das muss aber jeder für sich ausmachen.

Vier Songs, von denen zwei Longtracks mit Laufzeiten von 16:27 und 18:43 Minuten die Basis des Albums bilden, enthält die im Eigenvertrieb auf den Markt gebrachte CD. Gestartet wird sie mit dem Titelstück, bei dem sofort die, wie ich finde, etwas gewöhnungsbedürftige Stimme von Steff auffällt. Manchmal klingt sie entfernt wie Stuart Nicholls von Galahad, ohne aber an seine Ausdrucksstärke heranzureichen. Dieser Longtrack, bei dem es um das Thema Menschenhandel geht, hat vom Aufbau Höhen und Tiefen. Sehr schöne Melodien und auch Schlagzeugpassagen wechseln sich mit etwas belangloseren Parts ab. Und vom Klang her ist die Aufnahme an einigen Stellen auch nicht auf dem höchsten Stand der Technik und wirkt noch nicht ganz ausgereift.

Der zweite Track, das vierminütigen Instrumental „Lost“ besteht aus einem Sound-Mix von Camel und Pink Floyd. Ein Stück das ganz gut ins Ohr geht. Danach folgt mit „Regrets“ der zweite Longtrack des Albums. Hier hab ich auch wieder das Gefühl eine Mischung aus Marillion und Galahad herauszuhören. Nach ca. drei Minuten kommt eine Passage, die in einer anderen Stimmart gesungen ist und wahrscheinlich einen grimmigen, bösen Mann darstellen soll. ich denke, dass Red Sand damit den Spannungsaufbau unterstreichen wollten. Auf mich wirkt das – trotz des ernsten Themas „Menschenhandel“ – aber ein wenig befremdlich und aufgesetzt, erzielt bei mir also nicht die gewünscht Wirkung.

Den Abschluss bildet dann das fast fünfminütige „Loving Child“. Hier haben die Akustikgitarren, mit denen das Stück beginnt endlich mal mehr Volumen. Der sehr gute Anfang flacht leider nach wenigen Momenten ab, da die Melodie etwas schmalzig wirkt.

„Human Trafficking“ ist ein etwas durchwachsenes Progalbum. Es klingt für mich irgendwie unfertig. Das liegt vor allem an dem Sound, dem für meinen Geschmack auch ein gewisses Volumen fehlt. Und aufgrund des ernsten Themas sind die Stücke sehr melancholisch und eher ruhiger Natur. Aber trotz dieser Kritik hat es auch schöne Melodieparts aufzuweisen. Wer Prog á la früher Marillion mag und die Ähnlichkeiten nicht scheut, der wird, trotz einiger Abstriche, mit diesem Album sicherlich gut bedient.

Stephan Schelle, Februar 2008

   

CD-Kritiken-Menue