Ray Wilson – The Studio Albums 1993 - 2013
Jaggy D / Soulfood (2015)

(105 Stücke, 429:20 Minuten Spielzeit)

Der britische Sänger und Songwriter Ray Wilson verfügt über eine äußerst kraftvolle und markante Stimme. Diese war auch der Grund, warum Genesis ihm anboten ihr letztes Studioalbum „Calling All Stations“, das meiner Meinung nach zu Unrecht unterbewertet ist, einzusingen. Bekannt wurde er aber vor allem durch die Band Stiltskin, mit der er 1994 den Hit „Inside“ in den Charts platzieren konnte. Aber auch seine Soloalben zeugen von hoher Qualität.


Ray Wilson erhielt während seiner über 30-jährigen Karriere immer wieder Lob von Kritikern und wurde vom Britischen Classic Rock Magazin als „UK’s finest ever vocalist“ bezeichnet. Nicht zuletzt wegen seines intensiven Tourplans, hat er den Ruf eines bemerkenswerten Live-Künstlers.

Am 20.03.2015 erscheint ein Box-Set, bestehend aus acht CDs, deren einzelne Alben jeweils in einem Papersleeve verpackt sind. Wie der Titel schon sagt, umfasst diese Werkschau die Alben in der Zeit zwischen 1993 und 2013.

Neben vier Alben, die er unter seinem Namen veröffentlichte, finden sich auch zwei Frühwerke von Wilson, die er mit den Bands Guaranteed Pure („Swing Your Bag“) und Cut („Millionairhead“) eingespielt hat. Auch die letzten beiden Studioalben „She“ und „Unfulfillment“ seiner Band Stiltskin sind in der Box enthalten, so dass man einen guten Überblick über Ray’s Schaffen bekommt. Leider fehlen Stiltskin’s Debütalbum „The Mind’s Eye“ und das Genesis-Album „Calling All Stations“, was wohl den Rechten an den Alben geschuldet ist.

Cut war die erste Band, die Wilson zusammen mit seinem Bruder Steve, Paul Holmes, John Haimes und Chris Cavanagh Anfang der 90’er Jahre gründete. Das einzige Album, das die Band herausbrachte war 1993 „Swing Your Bag“. Ray’s Stimme hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Charisma, das er einige Jahre später erreichen sollte. Die Musik auf dem Album war eine Mischung aus Rock, Pop, Folk und Singer/Songwriter. Die Songs weisen unterschiedliche Stilrichtungen auf, so dass es nicht wirklich einer Sparte zuzuordnen ist. Der Erfolg blieb aus und so nahm Ray 1994 das Angebot an, als Sänger bei der schottischen einzusteigen.

Nach einem erfolgreichen Album von Stiltskin und seinem Gastspiel bei Genesis folgte ein weiteres Bandprojekt unter dem Namen Cut. Hier waren dann seine Kumpane aus der Guaranteed Pure-Zeit Steve Wilson, Paul Holmes und John Haimes mit dabei. Zudem wirkte Schlagzeuger Nir Zidkyahu mit, den Ray von der Genesis-Einspielung „Calling All Stations“ kannte. Diese Formation brachte es dann auch nur auf ein Album, das 1999’er Werk „Millionairhead“. Starke Rockpopsongs sind auf dem Album enthalten, die zwischen Stiltskin und Genesis der „Calling All Stations“-Ära wandeln. Neben elf eigenen Songs beinhaltet das Album auch noch eine Coverversion von David Bowie’s „Space Oddity“, der er aber keine neuen Impulse hinzufügen konnte. Die CD hat neben den 12 Songs des Originalalbums auch noch drei Bonustracks zu bieten.

Auf „Change“ (2003) zeigt sich Wilson von seiner Singer/Songwriter-Seite. Auf dem Album befinden sich zahlreiche herrliche Songs voller Melodie und Sehnsucht. Daneben weist es noch den Ohrwurmtitel „Change“ auf. Ein Jahr später veröffentlichte er mit „The Next Best Thing“ ein weiteres hervorragendes Album, bei dem er rockiger als auf „Change“ zu Werke ging. Weiter gingen die Solopfade mit dem 2009’er Album „Propaganda Man“, das ich auf dieser Homepage schon besprochen habe. Das letzte Solowerk erschien 2013 unter dem Titel „Chasing Rainbows“. Das Album besitzt eine Menge Charisma und ist im Stile seiner vorangegangenen Werke gestrickt. Herrliche Rockpopsongs mit viel Melodie finden sich auf „Chasing Rainbows“. Vor allem seine reibeisenartige Stimme ist sein Pfund, denn damit ist er sofort erkennbar. Die beiden letzten Stiltskin-Werke „She“ und „Unfulfillment“ rundend dann das Paket ab.

Zwar muss der Musikfreund auf Booklets und Infos zu den Alben verzichten, dafür gibt es die Alben aber auch zu einem sehr günstigen Preis. Wer bisher keine Alben von Ray Wilson besitzt, der sollte zu dieser Box greifen.

Stephan Schelle, März 2015

   

CD-Kritiken-Menue