Ramses –
Control Me In 2014 veröffentlichte Sireena Records 14 Jahre nach dem Erscheinen des letzten Studioalbums „Control Me” das fünfte Album der deutschen Rockband Ramses unter dem Titel „Firewall“. Seither sind zwei Jahre vergangen und das Label hat sich nun dem 2000’er Werk der aus dem Raum Hannover stammenden Band gewidmet. Am 25.11.2016 erscheint „Control Me“ in einer remasterten Version inklusive fünf Bonustracks. |
||||
Nachdem
sie in den 80’ern experimentierten, beschlossen sie um 1994 sich wieder
mehr handgemachter Rockmusik zu widmen. Für den ans Mikro und die
Keyboards gewechselten Reinhard Schröter wurde Carsten Loll als
Schlagzeuger engagiert. Neben diesen beiden bestand die Band aus Norbert
Langhorst (Gitarre), Winfried Langhorst (Keyboard, Gesang) und Herbert
Wolfslast (Bass, Gitarre). Daneben engagierten sie für drei Stücke
erstmals mit Danni Greinke eine Sängerin. Bis zur Erstveröffentlichung
dauerte es aber noch eine ganze Weile, da sich die Nachproduktion noch in
die Länge zog. Passend zum 25jährigen Jubiläum des Sky-Labels im Jahr
2000 erschien das neue Album dann. Das
Coverbild ziert eine Statue des parsischen Gottes Ahirman, der das Böse
repräsentiert und als Gegenspieler der guten Welt dazu herausfordert, ihn
unter Kontrolle zu bringen, was den Titel „Control Me“ erklärt. Von
dem symphonischen Rock der 70’er Jahre, den sie auf den Alben wie „La
Leyla“ und „Eternity Rise“ gespielt haben, hatten sie sich anno 2000
längst entfernt. Auf „Control Me“ sind stattdessen elektronische
Sounds zu hören, die mehr in den 80’er und 90’er Jahren an der
Tagesordnung waren. Auch die Drums wirken an der ein oder anderen Stelle
wie aus dem Drumcomputer. Da machen sich die Experimente mit
elektronischen Sounds dieser Ära bemerkbar. Auch AOR und Poprock sind in
den Stücken zu finden. Die
CD startet aber mit dem starken Titelstück, das noch einige
Neo-Prog-Elemente aufweist und neben AOR-Rhythmen auch floydige Momente
hat. Einige Stellen klingen auch nach Eloy & Co. Aber schon im nächsten
Stück „World Of Dreams“ kommen weitere musikalische Elemente auf, mit
denen sie Pop und sanften Rock einbauen. Reinhard Schröter und Danni
Greinke singen hier ein Duett, das in dieser Form ganz gut rüberkommt.
Auch in „Rule The Globe“ mischen sie leicht proggige Passagen mit AOR,
was dem Song ganz gut zu Gesicht steht. „Hold
On“ scheint in den 90’er entstanden zu sein, denn hier ist typischer
Poprock aus dieser Zeit zu hören (mit den entsprechenden Sounds). Für
meinen Geschmack driften sie damit und mit dem nächsten Song „Blues Of
A Nation“ in zu seichte Gewässer ab. Das hatte nichts mehr mit dem
70’er Sound von Ramses zu tun. „Into Your Life“ mit seinem
stampfenden Beat stellt eine Mischung aus der Mittachtziger-Phase von
Grobschnitt und Bands der Marke Camouflage & Co. dar. Das rockige
„Wonderland“ holt dann aber wieder einiges raus. Und „Time To Go“
ist dann wieder netter AOR. Noch
mehr in Richtung Camouflage und Alphaville weisen die Bonusstücke „This
Planet“ (mit leichtem BJH-Einschlag), „Love Me“ und der weichgespülte
Popsong „Stranger“. Als weitere Bonusstücke finden sich dann das
bisher unveröffentlichte „Surrender“ sowie eine Liveversion von
„War“ (die Studiofassung stammt vom „La Leyla“-Album) auf dem
remasterten Album. Während man auf „Surrender“ gut verzichten kann,
denn hier kommt gar Sound und Gesang wie bei Modern Talking & Co. auf,
ist die 9:22minütige Liveversion von „War“, die bei einem Konzert am
16.04.2016 mitgeschnitten wurde – trotz der abfallenden Soundqualität
– eine gute Beigabe. Hier zeigt sich, dass die Band auch anno 2016 live
noch richtig rocken kann. Wer
die alten Alben von Ramses kennt, dem sei gesagt, dass sich die
Hannoveraner auf „Control Me“ von ihrem Krautrock verabschiedet haben
und stattdessen auf AOR und Poprock im Stile der 80’er und 90’er Jahre
setzten. Aus meiner Sicht ist es das schwächste der fünf Alben der Band.
Es ist zu hoffen, dass Sireena-Records sich den früheren Werken der Band
annimmt und diese Wiederveröffentlicht. Stephan Schelle, Oktober 2016 |
||||