Ramses – Control Me
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2000 / 2016)

(13 Stücke, 66:31 Minuten Spielzeit)

In 2014 veröffentlichte Sireena Records 14 Jahre nach dem Erscheinen des letzten Studioalbums „Control Me” das fünfte Album der deutschen Rockband Ramses unter dem Titel „Firewall“. Seither sind zwei Jahre vergangen und das Label hat sich nun dem 2000’er Werk der aus dem Raum Hannover stammenden Band gewidmet. Am 25.11.2016 erscheint „Control Me“ in einer remasterten Version inklusive fünf Bonustracks.


Zwischen dem dritten („Light Fantastic“) und vierten Album („Control Me“) lagen 19 Jahre. In dieser Zeit, in der die Band sich ein eigenes Studio eingerichtet hatte um Stücke auf Basis von Drumcomputern und Sequenzern aufzunehmen, avancierte der bisherige Schlagzeuger Reinhard Schröter vom reinen Schlagzeuger zum Keyboarder und Leadsänger. Er war in dieser Zeit auch Hauptkomponist der Stücke. Die Band nahm einige Songs auf, die von Thilo Rex produziert wurden. Drei dieser Songs erblickten aber erst auf „Control Me“ als Bonustracks das Licht der Laser. In der remasterten Version kommen der vierte damals eingespielte Song „Surrender“ sowie eine Liveversion von „War“ als zusätzliche Bonusstücke hinzu.

Nachdem sie in den 80’ern experimentierten, beschlossen sie um 1994 sich wieder mehr handgemachter Rockmusik zu widmen. Für den ans Mikro und die Keyboards gewechselten Reinhard Schröter wurde Carsten Loll als Schlagzeuger engagiert. Neben diesen beiden bestand die Band aus Norbert Langhorst (Gitarre), Winfried Langhorst (Keyboard, Gesang) und Herbert Wolfslast (Bass, Gitarre). Daneben engagierten sie für drei Stücke erstmals mit Danni Greinke eine Sängerin. Bis zur Erstveröffentlichung dauerte es aber noch eine ganze Weile, da sich die Nachproduktion noch in die Länge zog. Passend zum 25jährigen Jubiläum des Sky-Labels im Jahr 2000 erschien das neue Album dann.

Das Coverbild ziert eine Statue des parsischen Gottes Ahirman, der das Böse repräsentiert und als Gegenspieler der guten Welt dazu herausfordert, ihn unter Kontrolle zu bringen, was den Titel „Control Me“ erklärt.

Von dem symphonischen Rock der 70’er Jahre, den sie auf den Alben wie „La Leyla“ und „Eternity Rise“ gespielt haben, hatten sie sich anno 2000 längst entfernt. Auf „Control Me“ sind stattdessen elektronische Sounds zu hören, die mehr in den 80’er und 90’er Jahren an der Tagesordnung waren. Auch die Drums wirken an der ein oder anderen Stelle wie aus dem Drumcomputer. Da machen sich die Experimente mit elektronischen Sounds dieser Ära bemerkbar. Auch AOR und Poprock sind in den Stücken zu finden.

Die CD startet aber mit dem starken Titelstück, das noch einige Neo-Prog-Elemente aufweist und neben AOR-Rhythmen auch floydige Momente hat. Einige Stellen klingen auch nach Eloy & Co. Aber schon im nächsten Stück „World Of Dreams“ kommen weitere musikalische Elemente auf, mit denen sie Pop und sanften Rock einbauen. Reinhard Schröter und Danni Greinke singen hier ein Duett, das in dieser Form ganz gut rüberkommt. Auch in „Rule The Globe“ mischen sie leicht proggige Passagen mit AOR, was dem Song ganz gut zu Gesicht steht.

„Hold On“ scheint in den 90’er entstanden zu sein, denn hier ist typischer Poprock aus dieser Zeit zu hören (mit den entsprechenden Sounds). Für meinen Geschmack driften sie damit und mit dem nächsten Song „Blues Of A Nation“ in zu seichte Gewässer ab. Das hatte nichts mehr mit dem 70’er Sound von Ramses zu tun. „Into Your Life“ mit seinem stampfenden Beat stellt eine Mischung aus der Mittachtziger-Phase von Grobschnitt und Bands der Marke Camouflage & Co. dar. Das rockige „Wonderland“ holt dann aber wieder einiges raus. Und „Time To Go“ ist dann wieder netter AOR.

Noch mehr in Richtung Camouflage und Alphaville weisen die Bonusstücke „This Planet“ (mit leichtem BJH-Einschlag), „Love Me“ und der weichgespülte Popsong „Stranger“. Als weitere Bonusstücke finden sich dann das bisher unveröffentlichte „Surrender“ sowie eine Liveversion von „War“ (die Studiofassung stammt vom „La Leyla“-Album) auf dem remasterten Album. Während man auf „Surrender“ gut verzichten kann, denn hier kommt gar Sound und Gesang wie bei Modern Talking & Co. auf, ist die 9:22minütige Liveversion von „War“, die bei einem Konzert am 16.04.2016 mitgeschnitten wurde – trotz der abfallenden Soundqualität – eine gute Beigabe. Hier zeigt sich, dass die Band auch anno 2016 live noch richtig rocken kann.

Wer die alten Alben von Ramses kennt, dem sei gesagt, dass sich die Hannoveraner auf „Control Me“ von ihrem Krautrock verabschiedet haben und stattdessen auf AOR und Poprock im Stile der 80’er und 90’er Jahre setzten. Aus meiner Sicht ist es das schwächste der fünf Alben der Band. Es ist zu hoffen, dass Sireena-Records sich den früheren Werken der Band annimmt und diese Wiederveröffentlicht.

Stephan Schelle, Oktober 2016

   

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