Rammelhof - Umweltschmutz
Mano Cornuta / Broken Silence/Hoanzl (2020)

(13 Stücke, 44:52 Minuten Spielzeit)

Rammelhof ist der ungewöhnliche Name einer sechsköpfigen Band aus Wien. Das Österreichische Sextett bestehend aus dem großen General Geri, Gina Maschina (beide Vocals), Urgos Brutalos (Schlagzeug), Mario Granato (Gitarre), Du-Shan (Bass) und Pater Perdurabo (Schauspiel) gründete sich im Jahr 2015. Der Bandname ist nicht etwa eine Anlehnung an die deutsche Rockband Rammstein (auch wenn an einigen Stellen Anleihen an diese zu hören sind), sondern ist auf den gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Arbesbach zurückzuführen.


Am 22.05.2020 erscheint das neue Album der Wiener mit dem Titel „Umweltschmutz“ auf dem sie in ihrer Landessprache singen und sich Themen wie die unnötige Anschaffung von Dreckschleudern wie SUVs (Umweltverschmutzung), dem BREXIT, was es bedeutet in der heutigen Zeit eine Frau zu sein, der Egoismus und die Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber Mitmenschen und der Umwelt, den Zwistigkeiten der unterschiedlichen Religionen, dem Burkatragen oder der Diskussion über die Abschaffung des Karfreitages in Österreich widmen. Dabei geht die Band sehr humorvoll in ihren Texten vor. Sie erinnern mich an eine härtere Version der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV). Da frag ich mich, ob ihre Liveauftritte auch von theatralischem und humorvollem Acting durchzogen ist.

In dem punkigen Opener „Rammelhof“, in dem sich die Band quasi vorstellt, machen sie auf humorvolle Art deutlich, welche Show sie bieten. Dort heißt es: „… Wir haum den Hitler auf da Bühne mit de feschen Ski. Oida scheiss di net au, es is nur Parodie“. Dass sie keine rechte Musik machen, zeigt sich dann in anderen Songs. Dieser erste Song bietet eine Mischung aus melodischem Rock und Punk.

Ein stoischer Schlagzeugrhythmus startet in den Song „SUV“, nach wenigen Momenten geht es dann melodisch und funky weiter. Dazu gesellen sich einige Riffs die an Rammstein & Co. erinnern, allerdings sehr poppig. Ein markanter Basslauf und fette Hardrock-Riffs bestimmen das Bild von „Frau sein“. In „Brexit“ bekommen dann die Briten – verpackt in einem rockigen Kleid – ihr Fett weg. Das erinnert sehr an die EAV, allerdings mit härteren Riffs. Rammelhof klingen insgesamt sehr modern.

„Der große General“ zeigt sich dann in den Strophen im Stil von Rammstein. („Du, du hasst mich“ lässt grüßen). Im Refrain wird es dann sehr poppig und elektronisch, was im Kontrast zu den Strophen und dem Text steht. Das zeigt die große Abwechslung, die die Band zu bieten hat. „Loser“ klingt dann eine Spur nach ihrem Landsmann Andreas Gabalier. Stampfende Beats und ein witziger Gesangsstil mit eingängiger Melodie stehen dann im krassen Gegensatz zum Text in „Wos is mit du“.

Arabische Klänge kommen in „Gemma Billa“ auf, die mit einem tanzbaren Rhythmus versehen werden. Das hat mich zwar erst beim zweiten Hören gepackt, dann allerdings richtig. Eine Spur Status Quo-Feeling kommt dann im Song „Warum“ auf. Erneut nutzen sie arabische Klänge in „Burka“, die jetzt allerdings mit kraftvollen Hardrock-Riffs kombiniert werden. Der Gesang erinnert hier ebenfalls an EAV. Diese Beispiele zeigen die musikalische Vielfalt Rammelhof’s.

Das neue Album der Österreichischen Band Rammelof zeigt sich von einer sehr abwechslungsreichen Seite. Man sollte aber vor allem auf die in ihrer Landessprache dargebotenen Texte achten. Das zwölfseitige Booklet enthält diese, sodass man sie gut verfolgen kann. Musikalisch zeigt das Sextett eine rockigere Version ihrer Landsleute EAV. Wenn man von diesen Songs auf ihre Liveshow schließt, dann wird die Zuschauer eine tolle Performance erwarten. Ein klasse Album.

Stephan Schelle, Mai 2020

   

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