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Queen - The
Miracle - Deluxe Edition Als die britische Band Queen 1987 mit der Produktion ihres 13. Studioalbums „The Miracle” begann, hatte sie 15 Monate davor, am 09. August 1986, ihre gewaltige Europe Magic Tour mit einem triumphalen Erfolg vor 160.000 Besuchern im britischen Knebworth Park beendet. Es sollte der letzte Liveauftritt von Queen mit Freddie Mercury sein, was zu diesem Zeitpunkt aber weder Band noch Fans ahnen konnten, denn Freddies Aids-Erkrankung machte sich allmählich bemerkbar. |
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Die
Geschlossenheit der Band zeigte sich auch an dem grandiosen Coverartwork
von Richard Gray, das die Köpfe der Bandmitglieder zeigt die nahtlos
ineinander übergehen. „Das Cover zeigt genau diese Einheit, die sie
damals waren: vier Menschen, die nahtlos zu einem Ganzen verschmelzen“,
so May. „Wir hatten auch mit Freddies sich kontinuierlich
verschlechterndem Gesundheitszustand viel zu tun – und zogen an einem
Strang, um ihn zu unterstützen.“ Da
Freddie inzwischen nicht mehr auf Tour gehen konnte, bewies die Band ihr
kreatives Genie auf andere Weise: Laut John Deacon lebten sie diese
klassische Live-Energie nun einfach im Studio aus. „In den ersten Wochen
der Aufnahmephase haben wir auch viele Live-Sachen gemacht, viele Songs
gespielt, einfach Jam-Sessions gemacht – und dabei sind auch gute Ideen
entstanden.“ „Party“
und der Rocksound von „Khashoggi’s Ship“ hätten sich „ganz natürlich
entwickelt, wie von selbst“, wie es Freddie damals formulierte.
Inspiriert von einem Satz von Anita Dobson, der später auch für die
Anti-Apartheits-Demonstrationen zentral wurde, war das übergroße „I
Want It All“. Obwohl es genau genommen schon vor der Studiophase
geschrieben wurde – ein eindringlicher Beweis dafür, wie viel
Heavy-Rock-Nachdruck sich die Band durch ihre Live-Aktivitäten inzwischen
angeeignet hatte. „Wir konnten den Song nie live mit Freddie spielen“,
sagt May. „Ich bin mir sicher, er wäre zu einem festen Bestandteil
unserer Shows geworden – weil der Song so partizipativ ist. Er ist fürs
Publikum zum Mitsingen gemacht, eine astreine Hymne.“ „Viele
der Tracks [von Miracle] beinhalten auch allererste Takes“, so Roger
weiter. „Wir wollten nämlich genau dieses Spontane und Frische
bewahren. Es war ein Versuch, die Energie und den Enthusiasmus
einzufangen, den wir beim gemeinsamen Spielen als Band hatten.“ Die
Songs dokumentierten auch sehr gut persönliche Erfahrungen der
Queen-Musiker: Das aus den Schlagzeilen aufgeschnappte Drama, auf dem der
Song „Scandal“ basiert, war letztlich Mays Seitenhieb gegen das
andauernde Einmischen von Presseleuten in persönliche Angelegenheiten der
Bandmitglieder. Und der von John Deacon besonders gefeierte Abschlusstitel
„Was It All Worth It“ wurde im Nachhinein als Song über den
Gesundheitszustand von Freddie gelesen (der diesen Song komponiert hatte). Nach
der bereits im Jahr 2011 remasterten Version, erscheint am 18.11.2022 das
Album erneut in verschiedenen Editionen. Neben einer Download-Version gibt
es eine zwei CDs umfassende Deluxeversion (die mir zur Besprechung vorlag)
sowie – für den etwas praller gefüllten Geldbeutel – eine
Collector’s Edition, die mit einer LP, 5 CDs, einer DVD und einer
Blu-ray plus einem 76seitigem Hardcover-Buch ausgestattet ist. Die
Deluxe-Edition erscheint in einem Hardcover mit neuem 16seitigen Booklet,
in dem neben neuen Fotos und den Songtexten auch auf zwei Seiten die
Musiker zu Wort kommen. Die erste CD umfasst das Originalalbum im
2011’er Remix, der bereits erhältlich war. In 2011 war es auch eine
DoppelCD, die allerdings andere Bonustracks auf dem zweiten Silberling
enthielt (Singleversionen und Single-B-Seiten). Die neue Version (zweite
CD) ist „The Miracle Sessions“ betitelt und gewährt faszinierende
Einblicke in den kreativen Prozess der Band – inklusive Originaltakes,
Demos und frühen Versionen. Darüber hinaus ist auch die vorab veröffentlichte
neue Single „Face It Alone“ – einem von insgesamt sechs bislang
unveröffentlichten Songs (zwei davon mit Gesang von Brian May) -
enthalten. Bisher unveröffentlicht sind die Songs „When Love
Breaks Up“, „You Know You Belong To Me“, „I Guess We’re Falling
Out“, „Dog With a Bone“, „Water“ und „Face It Alone“. Aufschlussreich
sind auch die Gesprächsmitschnitte der vier Bandmitglieder, aufgezeichnet
zwischen den eigentlichen Takes in den Townhouse-, Olympic- und
Mountain-Studios. Sie sind immer mal wieder zu hören. Diese
Momentaufnahmen zeugen von der Chemie und der Freundschaft, die damals
zwischen den Queen-Mitgliedern herrschte. Auch klingen die Songs in ihren
Demoversionen rauer und ungeschliffener und zeigen nicht nur den
Aufnahme-/Entwicklungsprozess sondern klingen auch richtig gut. Einen
Mehrwert bietet neben dem gut gemachten Hardcover die zweite CD der
Deluxe-Edition, die neben den starken Alternativversionen vor allem durch
die bisher unveröffentlichten Songs „When Love Breaks Up“, „You
Know You Belong To Me“, „I Guess We’re Falling Out“, „Dog With a
Bone“, „Water“ und „Face It Alone“ besticht. Wer also die
2011’er Version schon besitzt und für die Collector’s Edition nicht
so tief in die Tasche greifen will, bekommt mit der Deluxe-Edition einen
neuen Einblick in die Produktion von „The Miracle“, der sich lohnt. Stephan Schelle, November 2022 |
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