Psymbience - IS
Psyncopated Arts Ltd 2004

Die Band mit dem seltsamen Namen kommt aus den USA und ihre CD „IS“ kommt in einem wundervollen Digipack, beidseitig aufklappbar und schönem Cover sowie schöner Picturedisc daher, allerdings leider ohne Texte (welche man aber Online unter www.psymbience.com abrufen kann). Ansonsten lässt sich leider auf der grafisch schönen Seite nicht viel Information finden. Die Musik ist schwer beschreibbar, es ist wuchtiger Artrock mit einer Menge Prog, die mit ebenso vielen elektronischen Spielereien veredelt ist.

 

 
 

Der Opener „Aurora“ eröffnet mit unheimlichen Geräuschen die dann schon fast in kakophonischen Metal abdriften, um dann plötzlich abzubrechen und in südamerikanische Rhythmen zu verfallen. „Psymbiology“ erinnert vom Takt her an einen Nine Inch Nails Song, wuchtiger Bass, klares und dunkles Piano und trotzdem leichte Popzüge. „Genesis“ eröffnet mit einer feinen, perlenden Gitarre, sanften Keyboards, darunter liegt jedoch ein hektisches Schlagzeug und es bringen sich schnell seltsame Geräusche von E-Gitarren ein. So entwickelt sich ein offensichtlich verworrener Track, der aber wohl strukturiert ist und später in sphärisch leichte Gewässer, dominiert von der anfänglichen Gitarre und Keyboards, gezogen wird. Doch auch diese Stimmung hält nur kurz, bevor bedrohliche Sounds und Gitarren zurück zur Hektik finden. Hier kommen die Progelemente erstmals richtig zum Tragen.

Takt und Stilwechsel im Minutentakt, aber alles wirkt homogen und nicht zusammengeschachtelt. Das folgende „Gihon“ ist ein kleines Soundorientiertes Interlude, das zu „Medium“ überleitet. Und hier wird es gefährlich. Bass und Schlagzeug geben den Takt vor, leise, kreischende Gitarren, dann mischt sich die Leadgitarre und ein klares Piano hinzu und plötzlich bricht ein fast Deathmetallastiger Teil los, mit dem dazugehörigen Grinnding. Auch diese Passage ist nur kurz und fällt direkt zurück in den vorherigen Sound, der jedoch hektischer geworden ist. Doch plötzlich setzt ein ruhiger Stonerbass ein, begleitet von heulenden Gitarren und treibt den Song weiter. Auch wenn dieser Song elf Minuten lang ist, so hat er doch unwahrscheinlich viele verschiedene Stimmungen und Stile in sich und klingt doch wie aus einem Guss. So geht es im Grunde weiter, das folgende „Atonement“ eröffnet mit großartigem Piano und Bass und wird später etwas verspielter, doch beeindruckend bleibt das schwere Piano.

„Communion“ ist wieder ein elektronischer Interlude zum dann beginnenden Knaller „Fifteen“. Dunkle Gitarre, dunkle Elektronik bis dann die Gitarre einsetzt. Hier wird eine seltsame Stimmung kreiert, die dann zunächst durch fast fröhlich anmutende Perkussion aufbricht, doch das Klangbild bleibt schräg und beängstigend. Dann setzen Rockgitarren ein, leicht schräg und der Rhythmus treibt immer schneller an, Proggitarren brechen den Rhythmus und dann setzt dieser herrliche Bass mit diesen großen Keyboards ein und zieht den Track in etwas hymnisch Trauriges. Kurze sphärisch aufgelockerte Passagen, die fast freundlich daher kommen, geben nochmals kurz Luft bevor dann schnelle Passagen mit bedrohlichem Bass und Keyboard einen unheimlichen und fast chaotischen Sound kreieren und einen dann in den Schlussteil hetzen. Hier wird dann wieder der bedrohliche Anfangspart aus Bass und Gitarre aufgegriffen. Ein weiterer Break nach einer kurzen Progeinlage lässt dann bedrohlich den Bass weiter marschieren. Keyboards und Geräusche setzen ein (Regen), eine feine Gitarre und ein tiefer Glockenschlag kreieren eine unheimliche Atmosphäre und lassen den Hörer dahindriften. Zum Abschluss formiert sich noch mal die Gitarre. Ein fantastischer Song. Abschließend folgt noch das neunminütige „Synchronic“ und wirft einen aus diesem Album heraus.

Fazit:

Besonders faszinierend an diesem Werk finde ich das an Mick Karn erinnernde, schwere und doch melodische Bassspiel. Auch die Sounds und das Klavier sind hervorragend. Der Band gelingt es, sehr komplexe Musik sehr organisch zu gestalten. Ich würde sie in eine Richtung wie The Mars Volta sehen, jedoch gelingt es Psymbience wesentlich besser, Melodien und Struktur einfließen zu lassen.

Wolfgang Kabsch, 2006

 
   

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