Project:Patchwork - Re/Flection
Progressive Promotion Records (2018)

(11 Stücke, 72:06 Minuten Spielzeit)

Lange hatte es gedauert, bis sich Komponist, Gitarrist, Schlagzeuger und Sänger Gerd Albers seinen Kindheitstraum erfüllte und ein mit „Tales From A Hidden Dream“ betiteltes Album unter dem Projektnamen Project:Patchwork im Jahr 2015 veröffentlichte. Ganz so viel Zeit ist dann aber bis zu einem Nachfolger nicht verstrichen, denn Projekt:Patchwork ist mittlerweile das Studioprojekt von Gerd Albers und Peter Koll, der auch bei dem Debütalbum dabei war, geworden.


Wie schon auf „Tales From A Hidden Dream“ haben sich Albers und Koll zahlreiche Gastmusiker mit an Bord geholt. Als Wiederholungstäter konnten sie dabei Martin Schnella (Flaming Row) und Marek Arnold (Seven Steps To The Green Door, Flaming Row, Toxic Smile, Cyril, UPF) sowie weitere, an der ersten Produktion beteiligte Musiker/innen gewinnen. Zwei aus der Szene bekannte Namen sind mit John Mitchell (Frost, It Bites, Arena, Cinema) und Markus Steffen (Subsignal, ex-Sieges Even) das erste Mal mit von der Partie. Beide haben ein Gitarrensolo beigesteuert. Insgesamt 24 Musiker/innen waren bei der Einspielung beteiligt, was die Bezeichnung Patchwork unterstreicht.

Elf Stücke befinden sich auf der CD, die in einem sehr schön gestalteten Digipack daherkommt. Besonders gelungen ist dabei das Cover ausgefallen. Im achtseitigen Booklet findet man neben zwei herrlichen Grafiken, die Songtexte sowie die beteiligten Musiker, die jeweils mit einem kleinen Bild (was ich sehr begrüße) vorgestellt werden.

Hatte ich bei „Tales From A Hidden Dream“ damit geendet, dass das Album Appetit auf mehr macht, so bietet das Neueste, „Re/Flection“, das am 16.03.2018 auf den Markt kommt, 72 Minuten besten Stoff. Wie schon auf dem Debüt schaffen es Albers und Koll die zahlreichen Musiker mit ihren unterschiedlichen Musikstilen zu vereinen und elf Stücke zu einem homogenen Album zu schweißen.

Eingeleitet wird das Album durch das instrumentale, zweiminütige „(P)Reflection“, bei dem Peter Koll einen in englisch gesprochenen Text spricht, während im Hintergrund Synthieflächen durch den Raum ziehen. Nach ca. 20 Sekunden kommen wunderbar verträumte Gitarrenklänge auf, die nach einer Minute in eine romantische (nicht kitschige) Pianomelodie übergehen. Eine passende Ouvertüre für das Album.

Hardrock artige Gitarrenriffs, die klingen, als wenn sie aus einiger Entfernung oder einem Radio, dessen Sender nicht voll rüberkommt (es ist Rauschen zu hören und es scheint am Sendersuchlauf gedreht zu werden), zu kommen scheinen, leiten dann in den ersten Song „Struggle And Agony“, der mit acht Minuten zu Buche schlägt, ein. Nach wenigen Momenten ist der Sendung richtig eingestellt und der Song kommt nun druckvoll aus den Boxen. In diesem ersten Song bietet das Projekt, Hardrock, Metal, Prog und vermischt es mit leicht folkigen Passagen (mit Akustikgitarre, Flöte, Percussion und Jessica Schmale’s intensiver Stimme). Dieses Stück hat John Mitchell mit einem herrlichen Solo verziert. Schon dieser erste Song zeigt, dass die Mischung aus den verschiedenen Musikgenres wieder ausgezeichnet funktioniert.

Herrlich proggig zeigt sich dann „Yearning For Confraternity“, das mit Gitarrensolo (von Markus Steffen) und wunderbar retromäßigen Keyboardsounds aufwartet. Während Lars Begerow mit seiner Stimme „Struggle And Agony“ ein Hardrockfeeling verlieh, sorgt Larry B(rödel) nun für eine weichere, proggigere Variante. Nach etwas mehr als der Hälfte kommen dann Keyboard- und Gitarrensounds (tolles Solo von Markus Steffen) auf, die zusammen mit dem treibenden Schlagzeug nostalgisches Flair verströmen und doch frisch und neu klingen.

Verträumt startet dann auch das 9:21minütige „Worried Citizens“, das mit Gitarren, sanftem Schlagzeug und Klarinette sowie mehrstimmigen Gesang (der Chor wirkt hier ein wenig Musical artig) beginnt und dann in ein AOR-Gitarrenriff mit kraftvollem Schlagzeug mündet. Danach wird es dann aber wieder proggig. Durch Marek Arnolds Sopransaxophon kommt zusätzlich im Song auch noch ein leicht angejazztes Feeling auf. Es macht einfach Spaß der homogen gestalteten Mixtur zuzuhören und an der ein oder anderen Stelle auch ein Aha-Erlebnis zu haben, weil einem eine Passage vermeintlich aus den 70’ern ansatzweise bekannt vorkommt.

Das an den Genesis-Stil der frühen Jahre erinnernde „Fear And Loss“ zieht locker und leicht durch den Raum. Auch die Stimme von Lars Brödel unterstützt den in Genesis-Gefilde führenden Song. In dem wundervollen Song „A Winter’s Tale“ schiebt sich dann Melanie Mau’s wunderbare Stimme förmlich unter die Haut. Mit dem atmosphärischen, gut dreiminütigen Instrumental „Reflection“ endet dann das Album.

Auch wenn einige unterschiedliche Stile in den Stücken auftauchen und sich die unterschiedlichen Sänger/innen das Mikro in die Hand geben, so wirkt das Album doch sehr kompakt. „Re/Flection“ ist ein Album voll herrlicher Melodien, gespickt mit knackigen Rhythmen und hat keinen Ausfall.

Stephan Schelle, März 2018

   

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