Poor Genetic
Material - Possibilities Die deutsche Band Poor Genetic Material hatte zuletzt das Album „Here Now“ im Jahr 2020 in Komplettbesetzung eingespielt. Im Jahr 2023 kam dann überraschend ein Album („Elsewhere“) unter dem Bandnamen heraus, bei dem lediglich Phil Griffiths, Stefan Glomb und Philipp Jaehne beteiligt waren. Es war eine Art Interims-Album, das die Zeit zwischen „Here Now“ und dem am 22.03.2024 erscheinenden „Possibilities“ überbrücken sollte. |
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Das
Album erscheint in einem vierseitigen Papersleeve und enthält neben der
Disc ein sehr gut gemachtes 16seitiges Booklet, in dem neben zahlreichen
Fotos auch alle Texte abgedruckt sind. Daneben erscheint das Album noch in
einer streng limitierten Auflage auf Vinyl. Das
Album beginnt mit dem sechsminütigen Titelstück, das von Bass und
Perkussion eröffnet wird und sich nach wenigen Momenten durch Orgel und
weiteren Instrumenten in proggige Höhen schraubt. Ein klasse Groove, der
das Album eröffnet und nach etwas mehr als einer Minute in einen Part mit
herrlicher Sologitarre, begleitet von akzentuiert gespielten Instrumenten,
übergeleitet wird. Nach etwa zweieinhalb Minuten kommt dann auch Gesang
auf und schraubt den Song noch mal eine Etage höher. Im Mittelteil wird
es dann eine Spur sakral und zurückgenommen, um nach wenigen Momenten
wieder mit Gesang und Schlagzeug/Keyboard zunächst reduziert
weiterzugehen. Zum Ende hin ist wieder die instrumentale Vielfalt zu genießen,
in die sich nun auch Pia Darmstaedter mit einer sehr schönen Flötenmelodie
zurückmeldet. Ein traumhaftes Stück in das man sofort hineingezogen
wird. Eine
warme und unter die Haut gehende Akustikgitarrenpassage, die an frühe
Genesis erinnert, kommt zu Beginn des 8:17minütigen „Rain“ auf. Auch
die Mellotronsounds weisen in diese Richtung, während das Schlagwerk den
Track in die heutige Zeit versetzt. Sobald dann der Gesang einsetzt, hat
aber der eigene Stil von Poor Genetic Material wieder die Oberhand
gewonnen. Es entwickelt sich schnell ein herrlicher Longtrack mit
Satzgesang in dem lediglich die Instrumentalpassagen ein wenig an die
70’er Jahre erinnern. Ein sehr atmosphärischer Song, der Suchtpotenzial
besitzt. Modern
klingende Keyboardsounds leiten dann in den 6:30minütigen Song „A Spark
Of Ideas“ ein. Hier treffen sehr perkussive Elemente von Bass und
Schlagzeug auf herrlichen Satzgesang. Zwischendurch kommen dann auch
wieder proggige Parts auf, die einen in die seligen 70’er
transformieren, jedoch im Klangbild von heute verweilen. Stefan Glomb und
Philipp Jaehne gehen in der zweiten Hälfte an Gitarre und Keyboard ein
sehr schönes Zwiegespräch ein. Mellotronsounds,
wie bei den Beatles, eröffnen dann das 4:28minütige „Old Buffon“,
bei dem Vater und Sohn Griffiths sich den Gesang teilen. Ein Song mit
leichtem Popappeal und beatlesken Elementen. Danach folgt das 12:49minütige
„An Island In Time“. Keyboards und Schlagzeug eröffnen diesen Song
sehr atmosphärisch. Dann setzt nach gut 40 Sekunden eine Rhythmusgitarre
ein, die einem die Gänsehaut nach oben schnellen lässt. Nach etwa einer
Minute mutiert der Track dann in einen melodischen Rocksong, der mit
raumgreifendem Satzgesang versehen ist. Durchzogen ist das Stück von Soli
an denen jeder beteiligt ist. Ein absolutes Highlight des Albums, obwohl
hier eigentlich kein Song einem anderen hintan steht. Zeitlupenartig
zeigt sich dann der 4:56minütige Abschlusstrack „Contingency“, bei
dem zunächst Keyboards, Flöte und Schlagzeug eine sehr angenehme Atmosphäre
verbreiten. Dann wird es etwas komplexer, sobald der Gesang einsetzt, da
die Band an einigen Stellen mehrere Instrumente zu einer Wall Of Sound
hochfährt. Ein druckvoller Abschluss. Mit
„Possibilities“ ist Poor Genetic Material wieder ein eindrucksvolles
Album gelungen, das ihren Status im Prog- und Artrockbereich untermauert.
Oftmals stellen sich bei den Songs Gänsehautmoment ein. Auch wenn das im
Trio gespielte „Elsewhere“ überzeugen konnte, so entfalten Poor
Genetic Material doch erst in der 7’er Besetzung ihre ganze Strahlkraft. Stephan Schelle, März 2024 |
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