Poor Genetic Material - Elsewhere
Eigenvertrieb / Bandcamp (2023)
(7 Stücke, 47:05 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Band Poor Genetic Material veröffentlicht am 15.09.2023 mit „Elsewhere“ den Nachfolger ihres 2020’er Werkes „Here Now“. Allerdings wurde das neue Album nicht in Komplettbesetzung, sondern von einem Kern-LineUp eingespielt. Die Triobesetzung besteht aus Sänger Phil Griffiths, Gitarrist Stefan Glomb und Keyboarder Philipp Jaehne, die die Bandpausen genutzt haben um Stücke zu schrieben und aufzunehmen. Das Ergebnis ist nun auf „Elsewhere“ zu hören. Ein Album der kompletten Band wird es dann wohl 2024 geben.


Das Album kommt als CD, Download und Streaming heraus. Mir lag die CD-Version vor, die in einem vierseitigen Papersleeve mit einem sehr schön gemachten, 16seitigem Booklet erscheint.

Im Pressetext ist zu lesen: „Elsewhere“ mag auf das erste Hören etwas anders klingen als das, was man von der Band gewohnt ist, vielleicht ein wenig leichter zugänglich, in jedem Fall spontaner eingespielt. Schnell aber merkt man, dass all die Elemente aus Poor Genetic Materials unverwechselbarem Klangkosmos das sind. Inhaltlich schafft „Elsewhere“ eine Verbindung zwischen Themen der beiden letzten Alben: Verlust und Gebunden-Sein an den Moment.

Auch wenn der prägende Sound von Pia Darmstaedters Flöte fehlt, so finden sich doch die entscheidenden Elemente - wenn auch in etwas abgespeckter Form - von Poor Genetic Material in den einzelnen Songs wieder. Aus meiner Sicht stellt das Album damit mehr als eine Notlösung zwischen zwei Alben dar.

Es beginnt mit dem 4:56minütigen Stück „The Colour Of Happiness“, das mit Piano und trockenem Schlagzeug beginnt. Sobald dann aber Gitarre und Bass sowie der eindringliche Gesang von Phil einsetzen, kommt eine wohlige/melancholische Stimmung auf, die alles andere als Wehmut verströmt. Ein wunderbar atmosphärischer Song.

Das Highlight kommt dann mit dem 15:21minütigen Titeltrack „Elsewhere“. Sanft und mit akzentuiertem Gitarrenspiel führt das Trio in diesen Longtrack hinein. Phils Stimme umschmeichelt dabei phasenweise die Gehörgänge. Der Track ist durchzogen von wunderbaren, ausufernden Instrumentalpassagen.

Sehr gut arrangiert ist auch das 5:36minütige „The Star“, das zunächst auch recht atmosphärisch beginnt und dann nach etwas mehr als einer Minute in einen druckvolleren, rockigen Part wechselt bei dem vor allem auch die Arbeit an den „Schlagfellen“ und an den „dicken Saiten“ hervorstechen. Recht proggig zeigt sich dann das ebenfalls 5:36minütige „Take-Off“, das in den Instrumentalpassagen Glanzpunkte setzt.

Die restlichen Songs „Comfort And Pain“, „Pages Turning“ und das abschließende, 7:10minütige, abwechslungsreiche „Stargazing“ schlagen in die gleiche qualitative Kerbe.

Obwohl „Elsewehre“ die Pause zwischen zwei Regulären Alben der Band Poor Genetic Material verkürzen soll und nur in Trio-Formation eingespielt wurde, so ist das alles andere als ein Zwischenspiel. Qualitativ fügt sich das Album perfekt in das Oeuvre der Band ein und macht Appetit auf das nächste Werk.

Stephan Schelle, September 2023

   

CD-Kritiken-Menue