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PoiL – PoiL
Ueda PoiL nennt sich eine französische Experimental-Rock-Band bestehend aus Antoine Arnera (Keyboards, Gesang), Boris Cassone (Gitarre, Gesang), Benoit Lecomte (akustischer Bass) und Guilhem Meier (Schlagzeug, Gesang). Dazu kommt für dieses Album noch die japanische Sängerin und Satsuma-Biwa-Spielerin Junko Ueda. |
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„Poil
Ueda“ basiert auf der japanischen epischen Erzählung
„Heike-Monogatari“ aus dem 13. Jahrhundert. Die Komposition basiert
auf dem traditionellen epischen Gesang, begleitet von der Satsuma-Biwa und
dem buddhistischen Shomyo-Gesang. Durch die Verschmelzung einer alten
japanischen traditionellen Musik mit einer hypermodernen europäischen
Musikformation bietet dieses Projekt die Möglichkeit, ein einzigartiges
musikalisches Universum zu entdecken. „Poil
Ueda“ ist eine innovative Performance, bei der sich PoiLs hemmungsloser
experimenteller Rock mit der sanften und geschmeidigen Stimme, der
fesselnden Erzählung und dem bemerkenswerten Charisma von Junko Ueda
verbindet. Das
Album beginnt mit Kujô-Shakujô, einem buddhistischen Shômyô-Gesang,
der von Mönchen zur Abwehr böser Geister abzuwehren praktiziert wird. Im
zweiten Teil des Albums tauchen wir in die Seeschlacht von Dan no Ura ein
und den schweren Niedergang des kaiserlichen Heike-Klans gegenüber dem
Genji-Klan. PoiL
haben hier ein außergewöhnliches Album geschaffen, bei denen die ersten
drei sowie letzten beiden Stücke nahtlos ineinander übergehen und
traditionelle fernöstliche Musik mit modernem Art-/Progressiverock
vereint. Wem das exotisch vorkommt, dem sei gesagt, dass diese Mischung
eine unglaubliche Faszination ausübt. Eröffnet
wird das Album mit dem siebenminütigen „Kujô Shakujô - Part 1“.
Elektronische Flächen starten in das Stück, zu dem nach einigen Sekunden
dann Junko Uedas Stimme einsetzt. Während die Flächen unverändert
bleiben und den Unterboden darstellen, wirkt der Gesang sehr meditativ.
Akzentuiert werden weitere Klänge (Gitarre Paukenschläge, Keyboard)
eingefügt, was den Spannungsbogen sehr hoch hält und eine mystische
Stimmung erzeugt. Im darauf folgenden, 3:38minütigen „Kujô Shakujô -
Part 2“ geht es dann recht proggig zu, denn nun kommen zu dem Gesang
Rhythmen und herrliche Keyboardsounds auf. Die Dynamik nimmt darüber
hinaus zu und entwickelt einen hypnotischen Strom, was zum Ende hin dann
in einen perkussiven Part gipfelt. Dem schließt sich dann das 7:24minütige
„Kujô Shakujô - Part 3“ an. Hier geht es ebenfalls sehr rhythmisch
und proggig, mit einem großen Worldmusic-Einschlag weiter. Weitere
Instrumente kommen hinzu und führen zu einem akustischen Mahlstrom, der
trotzdem auf Harmonien basiert. Danach
folgen die beiden Parts von „Dan No Ura 壇ノ浦の戦い“.
Mit Gesang und ungewöhnlicher Rhythmik beginnt dann „Dan No Ura 壇ノ浦の戦い
- Part 1“, das zunächst wie eine Aufführung in einem traditionellen
japanischen Theater anmutet. Nach gut zwei Minuten wird es dann aber
rockiger. Nun hat man den Eindruck, dass eine Rockband dieses Theaterstück
begleitet. Da kommen dann auch mal Breaks auf, die in sehr vertrackte,
kraftvolle Parts übergehen. Da geht es dann auch schon mal recht wüst
zu, da die Band viele Instrumente zu einer Wall Of Sounds auftürmt, die
wild durcheinander zu spielen scheinen und doch Struktur aufweisen. Mit
dem 4:29minütigen „Dan No Ura 壇ノ浦の戦い
- Part 2“, das direkt anschließt, endet das Album dann. Hier kommen
neben dem japanischen Gesang vor allem recht ambiente Klänge zum Tragen. „PoiL
Ueda“ der französischen Band PoiL, verstärkt um die japanische Sängerin
und Satsuma-Biwa-Spielerin Junko Ueda ist kein leichtes Werk, aber
hochgradig spannend. Vor allem die ersten drei Stücke „Kujô Shakujô -
Part 1 - 3“ verbinden sehr gut traditionelle japanische Kunst mit
westlichem Art-/Progressiverock. Hier sollte man auf jeden Fall ein Ohr
riskieren. Stephan Schelle, Januar 2023 |
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