Petter Carlsen - Glimt
Friskt Pust Records / Function Records / Cargo (2017)

(10 Stücke, 34:27 Minuten Spielzeit)

Der aus Norwegen stammende Petter Carlsen veröffentlicht am 31.02.2017 sein neuestes Werk unter dem Titel „Glimt“. Seit seinem 2009’er Debüt „You Go Bird“ hat sich Carlsen in ganz Europe mittlerweile einen Namen gemacht. Das führte unter anderem dazu, dass er bereits unter anderem mit Bands wie Anathema, Blackfield und Long Distance Calling auf Tournee ging.


Gut zweieinhalb Jahre hat sich der Norweger Zeit gelassen, um nach dem hinreißenden „Sirens“ einen Nachfolger zu präsentieren. Nachdem er zusammen mit Anathema’s Sänger Vincent Cavanagh einen Song auf dem 2013’er Long Distance Calling-Album „The Flood Inside“ gesungen hat, war er bei dem 2016’er Album „Trips“, der deutschen Postrocker gar für die kompletten Gesangsparts verantwortlich. Nun also endlich ein neues Soloalbum.

„Glimt“, das vierte Werk von Petter Carlsen, ist das erste Album, das der Musiker komplett in seiner Heimatsprache eingespielt hat. Inspiriert wurde er dabei von folgender Geschichte, die sich im zweiten Stück „Majestet“ widerspiegelt: „Ein Freund einer meiner Freunde hatte eine Konversation mit seinem Vater, als sie von einem Ort zu einem anderen fuhren. Er fragte ihn, was er in seinem nächsten Leben sein möchte. Der Vater sagte: „Ich möchte ein Adler sein.“ Kurz danach starb der Vater. Während alle um das Grab herum standen und sich von ihm verabschiedeten, flog ein Adler über ihnen, drehte eine Runde über ihren Köpfen und flog dann in Richtung der Berge am Horizont. Das ist die Geschichte zu „Majestet“, der dem Album die Initialzündung gegeben hat.“

Atmosphärische Drumprogrammierung, ein altes Klavier, die aus dem Jahr 1948 stammende, mit Nylonsaiten bestückte Akustikgitarre und Petter’s betörende Stimme sind die Bestandteile dieser sehr intensiven Musik. Petter hat es, wie schon auf den Vorgängeralben geschafft, eine gewisse Melancholie mit wunderschönen Popmelodien zu verbinden. Das Ergebnis geht wieder stark in Richtung Anathema & Co.

Die leider nur 34:27minütige CD (einziges Manko ist die Kürze) enthält zehn Stücke mit Laufzeiten zwischen 0:39 und 4:56 Minuten Spielzeit. Sie beginnt mit dem zweiminütigen „Dagen Rope“, bei dem Petter mit seiner Stimme zunächst schon Gänsehaut artige Atmosphären schafft. Dies verstärkt sich dann durch Piano und dem sanften Rhythmus aus dem Drumcomputer. Schon nach wenigen Augenblicken ist man von dieser Intensität gefangen. Das Petter seine Texte in Norwegisch intoniert, bleibt dabei völlig unerheblich.

Mit „Majestet“ kommt dann der erste richtige Song auf. Die Akustikgitarre bietet einen sehr atmosphärischen Unterboden, auf dem Petter seinen Song ausbreitet. Darunter hat er auch noch einige Flachen gemischt. Im Refrain geht dann förmlich die Sonne auf. Eine Frauenstimme kommt mit hinzu. Da mir nur die „nackte“ CD ohne Booklet vorliegt und der Pressetext ebenfalls keine Hinweise gibt, kann ich hier nichts zu weiteren Musikern sagen.

Glockenklänge, mit einem Hauch asiatischem Flair (klingt nach Bali), eröffnen „Spõkelse“. Dann setzt die Akustikgitarre ein und es entwickelt sich ein atmosphärischer Singer/Songwriter-Track. „Tynnslitt“ besticht durch treibende Drums und dem sanften Gesang von Petter, der im Kontrast dazu steht. Eine Ausnahme im Album stellt das 39sekündige „Ingen Andre Ser Det“ dar, bei dem mehrstimmiger Gesang geboten wird, der lediglich von leichten Perkussion untermalt wird. Ein klasse Rocksong ist „Bensin“ bei dem Petter die Saiten seiner elektrischen Gitarre schwingen lässt und somit dem Stück einen gehörigen Driver verpasst. Das verträumte „Ekko“ beschließt dann die CD.

Auch mit „Glimt“ zeigt Petter Carlsen das er ein Meister des atmosphärischen Pop/Rock ist. Die Melodien und seine Gesangsstimme gehen förmlich unter die Haut. Ein tolles Album, bei dem man das Hier und Jetzt vergisst.

Stephan Schelle, März 2017

   

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