Peter Hammill – Consequences

Peter Hammill – Consequences
Fie!- Records (2012)
(10 Stücke, 55:01 Minuten Spielzeit)

Nach knapp zwei Jahren gibt es mal wieder ein Solowerk (geschätzt so das 50.) von Peter Hammill zu hören. Waren schon die letzten beiden sehr gelungen, so ist dieses für mich eines der Besten, die er in den letzten Jahren eingespielt hat. Wiederum hat er alles allein gespielt und gesungen.


Erster positiver Punkt für mich: Neben den üblichen Midikeyboards steht wieder die Gitarre (elektrisch und akustisch) gleichberechtigt im Klangkosmos. Darüber hinaus benutzt Hammill zumindest vernünftig klingende Klavier- und Orgelsounds (wenn es nicht solche Instrumente selbst sind, das Booklet ist da leider extrem sparsam mit Informationen). Zweiter Pluspunkt: Es gibt fast keine monotonen Drums aus der Steckdose. Rhythmus wird des Öfteren von einem Tamburine geschlagen, aber das war’s.

Dritter Pluspunkt für mich: Ich finde es mutig, mit einem so spröden Titel wie „Eat My Words, Bite My Tongue“ die CD zu eröffnen – nichts poppig-flottes zu Beginn, sondern statisch klingende Arpeggioklänge aus der Gitarre eröffnen das Stück und erst ab der zweiten Minute wechselt Hammill zu „ungelenken“ Riffs als Begleitung für seinen Gesang, um eineinhalb Minuten später noch eine akustische Gitarre und das Tamburine darunter zu legen, ebenso mehrere Spuren Gesang als begleitende Untermalung.

Das folgende Stück ist ähnlich karg und trotzdem durch die Gitarren rau – nur dass an Stelle der Gitarrenarpeggios ein immer gleicher Klavierakkord tritt, bevor er wieder mit diversen Schichten Gesang sich selbst begleitet. Beide Titel erinnern mich an die Spätsiebzigeralben „The Future Now“ oder „PH7“.

Mutig auch, dass Hammill ab „Constantly Overheard“ völlig die Stimmung kippt und nun fast schon die „Be Calm“-Reihe fortsetzt. Hauptsächlich auf der akustischen Gitarre oder dem Klavier spielend, gehören die nächsten 8 Song zu dem Besten, was ich in den letzten Jahren von ihm gehört habe. Die Stücke wirken wie live vorgetragen, sind aus einem Guss und für mich sehr intensiv im Vortrag.

Bei mir kommt die Vermutung auf, dass Hammill hier sein letztes Statement abgeben will, wobei ich keine negative Grundstimmung ausmache, sondern Altersweisheit und Abgeklärtheit. Höhepunkt ist für mich „All The Tiredness“ - wenige Gitarrentöne, dezenter Hall und sparsame Gesangslinien – Gänsehaut pur, würde ich gern live hören. Die beiden letzten Titel wirken dagegen fast schon konventionell, melodischer (aber in hammillschen Moll), runden das Album aber wunderbar ab.

Mein Fazit: das Album blieb zumindest bei mir hängen, erinnerte mich sehr an die besten Werke aus dem Jahrzehntwechsel 70/80 des vorherigen Jahrhunderts und wird noch häufiger unter dem Kopfhörer im Player landen und ist trotz meiner Vermutung hoffentlich kein Abgesang. Die Aufmachung ist übrigens sehr schön - ein klappbares Pappcover. Links steckt das Booklet, rechts die CD in einer extra-Papphülle. Und im Innencover lächelt dezent ein sitzender Peter Hammill still vor sich hin.

Andreas Plaeschke, April 2012

   

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