Ronnie Lane & Pete Townshend - Rough Mix

Ronnie Lane & Pete Townshend - Rough Mix
Dual Disc bzw. revisited records (1977)
(14 Stücke, 53:23 Minuten Spielzeit)

Eine meiner Lieblingsplatten vom ollen Pete, selten habe ich ihn so entspannt gehört, wie auf diesem Album. Am ehesten gleicht es noch seinem Debüt „Who Came First“, auf dem Ronnie Lane (der ebenfalls Anhänger des indischen Gurus Meher Baba war) auch schon mitwirkte.

Die Aufnahme gibt es in diversen Ausgaben. Am lohnenswertesten ist die DUAL DISC aus den USA. Sie enthält neben einem Stereomix (der auch den neuen Ausgaben z.B. von REVISITED zugrunde liegt, einen 5.1.Mix, der auf jedem DVD-Player abspielbar ist.


Dazu kommen eine Bildergalerie und ein interessanter Interviewpart. Der Produzent Glyn Jones erzählt hier, dass Ronnie Lane ursprünglich Townshend anpumpen wollte, als dieser ablehnte sollte er Lane’s Soloplatte produzieren, aber Pete sagte, „eine Geldspende wäre zu simpel, hinter dem Mischpult wolle er auch nicht rumhocken, warum kein Album zusammen machen?". Das wurde dann „Rough Mix“. In der deutschen Ausgabe stammen die Linernotes übrigens von Heinz-Rudolph Kunze, in der US-Ausgabe von Matt Kent.

Entstanden sind die Aufnahmen im Herbst/Winter 1976 zwischen einer WHO-Tour (der letzten mit Moon). In London tobten schon die ersten Punks um die Häuser und mischten die Musikszene auf, und was machen die beiden: sie liefern ein Understatement par excellence ab, eine sehr akustische Platte, irgendwo zwischen Rock, Folk und Country, wie auf dem Backcover zu sehen, völlig entspannt und lächelnd.

„My baby..“ als Eröffnungsnummer ist ein klassischer Townshend-Titel jener Zeit, der von seiner Leadstimme und Gitarre lebt, er hätte ohne große Änderung auf dem "The Who By Numbers"-Album erscheinen können. Am Schlagzeug hier Charlie Watts.

Das folgende „Nowhere To Run“ von Lane ist dagegen eher zurücklehnend. Die Mundharmonika von Peter Hope-Evans dominiert neben dem leicht rauchig-näselnden Gesangsstil von Lane das Stück. Völlig unspektakulär, aber es schleicht sich langsam in die Gehirnwindungen.

Erster kleiner Höhepunkt der Scheibe ist das instrumentale, angejammte Titelstück, mit einem gut aufgelegten Clapton an der Leadgitarre, der schöne Wechselpassagen mit John "RABBITT" Bundrick an der Orgel liefert.

Melancholisch und traurig wird es mit „Annie“ von Lane, sparsam begleitet von akustischen Gitarren, Akkordeon und Violine. Überhaupt habe ich im Laufe der Jahre gerade seine Songs lieben gelernt.

Das intime „April Fool“ zeigt Eric Clapton an der Dobro, in „Streets In The City“ kommt ein Orchester hinzu, das spätere Arrangements von Townshend-Titeln vorwegnimmt.

Abschließender Höhepunkt ist allerdings „Heart To Hang Onto“, der beste Townshend-Song, der nie mit den Who aufgenommen wurde. Lane singt hier die Strophen und Townshend den Refrain, und genau das macht den Song aus. Musikalisch klingt er wie ein Stück aus der „Who's Next“-Phase, allerdings hier akustisch interpretiert. Die Basseinlagen liefert übrigens John Entwhistle.

Fazit: Auf den ersten Eindruck unspektakulär, mit britischem Understatement aufgenommen. Aber je länger man es kennt und je öfter man es hört, umso besser wird es. Mir hat es auch die Augen für Ronnie Lane’s Soloaufnahmen geöffnet.

Andreas Plaeschke, 2008

   

CD-Kritiken-Menue