Pendragon - Passion

Pendragon - Passion
Madfiish / Snapper Music / Edel (2011)
(6 Stücke, 54:44 Minuten Spielzeit)

Pendragon verfolge, höre und mag ich seit ihrem Debüt. Wie z. B. bei Eloy bin ich mir bewusst, dass sie nicht die Speerspitze des Progs bilden, sondern eher meine melodieselige Seite bedienen. Kurz gesagt, irgendwie mochte ich die Band immer. Umso überraschter und im positiven Sinne erfreut war ich, als sie mit dem letzten Album „Pure“ neue Wege einschlugen, ohne ganz auf den alten Stil zu verzichten. Überspitzt gesagt, nun konnte man Pendragon ruhig neben den schrägen CDs liegen lassen, ohne mitleidige Blicke zu ernten.


Mit ihrem neuen Album „Passion“ knüpfen Pendragon nun nicht nur nahtlos am „neuen“ Sound des Vorgängeralbums „Pure“ an. Sie sind sogar in der Lage, noch eine Schippe draufzulegen.

„Pure“ war, trotz der für viele alte Fans ungewohnten Härte, gerade im zweiten Teil deutlich als Pendragon zu erkennen, mit allen „Klischees“ die viele Proghörer der Band vorwerfen - zuckersüße Melodien, elegische Pink Floyd-Gitarren, schmalzige Keyboards und schlechter Gesang.

Auf dem neuen Album gelingt es der Band, ihren „alten“ Stil  besser mit den neuen Einflüssen zu verknüpfen und in den einzelnen Songs zu einem neuen Ganzen zu verbinden. Beispielhaft deutlich zeigt dies der zweite Titel „Empathy“, der gerade im Mittelteil mit den typischen langen Gitarrenbögen und den schwülstigen Keyboardstreichern an alte Zeiten erinnert. Aber gesanglich rapt Barrett hier leicht und am Anfang des Titels wird erst monoton stampfend gerifft, während am Ende Clive Nolan für seine erste Symphonie übt. Ansonsten wird die Melodieseligkeit und die Süße der früheren Jahre durch harte Gitarren, einem sehr kraftvollem Schlagzeug und für Nolan ungewohnte Sounds in abwechslungsreichere Bahnen gelenkt. Dazu kommen skurrile Produktionsideen wie Jodeln zu Freiformelektronik (am Ende von „This Green And Pleasant Land“) oder blubbernde Synthies mit Harfenklängen gleich danach in „It's Just A Matter“.

Fazit - Nick Barrett und seine Mannen haben es geschafft, sich rund zu erneuern, ohne ihre Markenzeichen völlig aufzugeben. Trotz aller Anleihen bei Bands wie Porcupine Tree bleiben sie immer noch erkennbar und eigenständig genug. Davon können sie gern noch mehr raus bringen - gefällt mir gut.

Andreas Plaeschke, April 2011


Den Ausführungen von Andreas zum neuen Album kann ich nur beipflichten. Mit „Passion“ haben Pendragon noch mal einen auf das wirklich tolle Vorgängeralbum drauf gesetzt. Ob nun in der Jewel-Case-Version, dem Digibook oder der DoppelLP, „Passion“ macht einfach nur Spaß, denn es strotzt nur so vor tollen Melodien und Soli und hat darüber hinaus den nötigen Druck, der die Songs auf eine höhere Ebene hebt.

Eigentlich kann man keinen Song aus diesem Album hervorheben, denn sämtliche sieben Tracks haben ihre qualitativen Eigenheiten und sprühen nur so vor Spielwitz. Das absolute Highlight des Albums ist für mich dann aber doch „This Green And Pleasant Land“, das es auf gut 13:13 Minuten Spielzeit bringt und damit der längste Track des Albums ist. Vor allem durch seinen eingängigen, sich immer wiederholenden Refrain (ähnlich wie bei „Freakshow“) setzt sich der Song sofort im Hirn fest. Schon nach wenigen Momenten ist man geneigt den Refrain lauthals mitzusingen.

War das Artwork bei Pendragon-Produkten bisher schon sehr ansprechend, so ist die Covergestaltung und vor allem das 20seitige Booklet noch mal eine Spur besser geworden. Vor allem die Fotos der Musiker im Innenteil, die wie Zeichnungen wirken, sind äußerst beeindruckend.

Mit „Passion“ führen Pendragon ihren Weg fort, den sie mit „Believe“ begonnen und mit „Pure“ eindrucksvoll weitergegangen sind. „Passion“ gehört für mich momentan neben „XXV“ von Pallas zu den besten Prog-Veröffentlichungen des bereits fortgeschrittenen Jahres. „Passion“ ist eine Scheibe, hinter der sich viele andere CDs vor dem Player anstellen müssen. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, April 2011

   

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