Parzival –
David - The Hymn Es ist schon außergewöhnlich, wenn eine Band nach 50 Jahren Abstinenz erstmals wieder ein Album veröffentlicht. Das trifft am 29.10.2021 auf Deutschlands Klassik-Rock-Legende Parzival zu, die seit ihrem 1973’er Album „BaRock“ im selben Jahr auseinanderfiel. Ende Oktober erscheint das dritte Werk der Band unter dem Titel „David – The Hymn“. Thomas Olivier und Walter Quintus sind die beiden verbliebenen Musiker der Bremer Stammformation, Lothar Siems verstarb bereits 2017 und erlebte die Vollendung des Albums leider nicht mehr. Allerdings stammen drei der 23 Titel noch aus der Feder des Trios Siems, Quintus, Olivier. |
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Das
Konzeptalbum, das in einem sechsseitigen Digipack zwei Silberlinge enthält
(eine Vinyl-Veröffentlichung ist geplant) und mit einem aufwendig
gestalteten 48seitigem Booklet erscheint, bietet 23 neue Songs, die von
130 Musikerinnen und Musikern aus 23 Ländern eingespielt wurde. Das
Booklet enthält neben zahlreichen Fotos Informationen zur
zugrundeliegenden Geschichte, zu allen Songs sowie zur Geschichte der Band
(bestückt mit alten Fotos aus den 70’ern). Der
Aufwand ist enorm, unter den Mitwirkenden finden sich prominente Künstler
aus dem Umfeld von Rock-, Pop- und Klassik-Größen wie Santana, Prince,
Backstreet Boys und Nigel Kennedy, Mitglieder des NDR-Elbphilharmonie
Orchesters und des Festspielorchesters Bayreuth, das Deutsche
Filmorchester Babelsberg sowie Trommler der National-Ensembles von der
Elfenbeinküste und von Benin. Das
Konzeptalbum zeigt eine Welt, die aus den Fugen geraten ist: Demokratien
wanken, Populisten schreien, Gletscher schmelzen. Millionen von Menschen -
mehr als je zuvor - suchen Zuflucht, fliehen vor Kriegen und Gewalt,
Armut, Hunger und Naturkatastrophen. Die rücksichtslose Ausbeutung
unseres Planeten und die zerstörerische Gier nach Macht sind die
treibenden Kräfte in Davids Drama. Was aber letztlich das Blatt wendet,
ist die Sehnsucht der Menschen nach Solidarität, friedlicher Gemeinschaft
und Liebe.
Erzählt wird die Geschichte anhand des Komponisten David S. Fountain. In
der Einleitung ist zu lesen: Er hat schon bessere Tage gesehen, der
Komponist David S. Fountain in der schrillen Hafenmetropole von Monetary.
Ein Narzisst und Fantast, der ohne Drogen nicht schreiben und ohne Liebe
nicht leben kann. Das Leben im Überfluss langweilt und ärgert den
Liebling der Massen: Die Inspiration hat ihn im Stich gelassen. Sein
Lebenswerk ist in Gefahr. Seine junge Geliebte, die Sängerin Cherisa, hat
ihn wegen seiner vielen Affären verlassen. Einer
von Davids Bewunderern ist der skrupellose Medienmagnat Moremoney, sein
Freund und Gönner. Der machtbesessene Herr von Cash Castle hat nur einen
brennenden Wunsch: Er will Präsident werden. Und nichts, aber auch gar
nichts wird sich ihm in den Weg stellen. Doch als die Wahlen näher rücken,
werden seine Hoffnungen enttäuscht: Die Wähler lassen ihn in Scharen im
Stich. David
und Moremoney schließen einen diabolischen Pakt: Es wird eine Hymne benötigt,
eine majestätische Melodie, die das Volk in ihren Bann zieht und seine
Herzen und Stimmen erobert. Das Werk soll Moremoneys Sieg sichern und
David als Musiker unsterblich machen. Die Mächtigen, Schönen und Reichen
des Landes strömen zu Moremoneys jährlichem „Maskenball der Tiere“
auf Cash Castle hoch über dem Meer. David ist als Ehrengast eingeladen. Angesiedelt
ist die Geschichte im fiktiven Monetary, einer lärmenden Postmetropole,
die im Wahlkampffieber steckt. Namen wie die Stadt Monetary, des
Medienmagnaten Moremoney und seines Sitzes Cash Castle machen deutlich,
dass es in der Menschheit nur um Macht und Geld geht, die Großen immer
mehr wollen. Und so zeigt sich die Thematik sehr aktuell. Musikalisch
bietet das Album eine große Bandbreite, die Rock, Folk, Worldmusic und
Klassik umspannt. Die 23 Stücke weisen dabei eine Spielzeit von 1:03 bis
7:05 Minuten auf und bilden ein kompaktes Album in Form einer Rockoper mit
streckenweise musicalartigen Passagen. Atmosphärisch
mit Sirenen und Flächen beginnt das Album mit der „Overture/Prolog“
und einen zarten Gesang von Evelyn Beyer-Peters, gefolgt von einem leicht
irischen Folktouch. Dem schließt sich der leicht proggige, akustische
Song „Old Love“ an, der von Thomas Olivier gesungen wird. Auch kommen
hier erste Orchesterparts auf. Sehr gut passt auch der Chor am Ende des
Songs, der ihm noch mehr Volumen verleiht. Einen leicht beatlesken Touch
zeigt dann „Cash Castle“. Die
zweite CD beginnt dann in den Stücken „Incantation“ und „Rain
Dance“ mit afrikanischen Rhythmen, Chorgesängen und Melodien, die vom
Stil auch ins Musical „König der Löwen“ gepasst hätten. Das soll
aber nicht darüber hinwegtäuschen dass die rockigen und auch
symphonischen Songs sowie die Story in sich stimmig sind. „David
– The Hymn“ ist ein grandioses Konzeptalbum, das man so, von einer
Band, die seit 1973 nicht mehr im Rampenlicht steht, nicht erwarten
konnte. Klasse Songs und eine Mischung aus Rock, Folk, Worldmusic, Musical
und Klassik sorgen für tolle Atmosphäre. Darüber hinaus stellt es eine
große Leistung dar, 130 Musiker aus 23 Ländern in ein solches Werk
einzubinden. Stephan Schelle, Oktober 2021 |
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