Panzerballett – Tank Goodness

Panzerballett – Tank Goodness
Gentle Art Of Music (2012)
(8 Stücke, 47:41 Minuten Spielzeit)

Panzerballett, was für ein Name für eine Rockband. Ich muss gestehen, dass ich bisher außer dem Namen der Band nichts von dieser Formation, bestehend aus Jan Zehrfeld (Gitarre), Josef Doblhofer (Gitarre), Alexander von Hagke (Saxophon), Heiko Jung (Bass) und Sebastian Lanser (Schlagzeug), gehört habe. Die Kategorie Jazz-Metal klingt darüber hinaus sehr außergewöhnlich, trifft den Kern aber perfekt. Das neue Album „Tank Goodness“ erscheint am 28.09.2012 bei Gentle Art Of Music.


Eine Verbindung von Jazz und Metal, geht denn das? Es ist unglaublich, aber es funktioniert gut und hat eine ungeheure, nicht beschreibbare Faszination. Die Hälfte der Stücke (vornehmlich instrumental) stammt aus der Feder der Band, die zweite Hälfte besteht aus Coverversionen. Inwiefern hier einige der Stücke vom Original abweichen, kann ich nicht sagen, da ich diese nicht alle kenne.

Generell ist die Schar der Gastmusiker auf „Tank Goodness“ ausgesprochen illuster. Neben Allzeit-Begleiterin Conny Kreitmeier (Gesang) gibt sich Weltstar Randy Brecker an der Trompete die Ehre, um seinem eigenen Jazzrock-Meilenstein „Some Skunk Funk“ gemeinsam mit dem Panzerballett nach 36 Jahren wiederholt die Krone aufzusetzen. Pop-Songs wie „Time Of My Life“ erhalten ebenso wie „Take Five“ – der wohl bekannteste Jazz-Standard aller Zeiten – den unverkennbaren Panzerballett-Stempel und schließen sich zu einem stimmigen Acht-Song-Album zusammen.

Daneben finden sich noch Mattias „IA“ Eklundh (Gitarre, Gesang) – er hat auch zusammen mit Jan Zehrfeld das Stück „The IKEA Trauma“ komponiert – und Ron van Lankeren (Gesang) auf der Gästeliste wieder.

Dass es hier metallastig zugeht, zeigt schon das Cover des Albums, das eine Art Raumschiff im Stile des aktuellen ScienceFiction Films „Battleship“ zeigt. Aber nicht nur Metal, auch Funk (z. B. in „Zehrfunk“) ist neben Jazz bei einigen der Stücke zu finden.

Stilistisch umschreibt Mastermind Jan Zehrfeld, der auch die eigenen Stücke der Band komponiert hat, die Musik von Panzerballett wie folgt: „… Panzerballett ist Headbangen für Fortgeschrittene“. Und das trifft zumindest darauf zu, dass die Musik der Münchner Band wahrlich nicht einfach zu konsumieren ist, auch nicht für Metalfreunde. Aber genau das macht das Album auch unglaublich spannend. Trotz der gewissen Sperrigkeit, gehen die Songs bzw. einige der Passagen doch sehr gut ins Ohr. Natürlich ist der Jazzgehalt recht hoch, so dass auch die Freunde dieses Genres reichlich auf die Ohren bekommen.

Aber was macht ein Welthit wie „(I’ve Had) The Time Of My Life”, das wohl jeder aus dem Kinohit „Dirty Dancing” kennt, auf einem Jazz-Metal-Album? Gesungen wird das Stück im Duett von Conny Kreitmeier und Ron van Lankeren. Zunächst beginnt es wie das Original recht schmalzig, doch schnell kommen Gitarren und Schlagzeug auf, die das Stück förmlich in seine Einzelteile aufreißen und neu zusammensetzen. Stilistisch liegt die Musik in Bereichen der frühen Sieges Even. Das ist im ersten Moment recht gewöhnungsbedürftig, zumal die Melodien immer erkennbar sind.

Und auch das bekannteste Jazz-Stück „Take Five“, das 1959 von Paul Desmond komponiert und durch das Dave-Brubeck-Quartett bekannt wurde, erhält ein neues Gewand. Dabei sind Panzerballett so vorgegangen, dass zum einen die Grundstruktur gespielt und darüber eine weitere Soundstruktur gelegt wurde. Das klingt recht skurril und ungewöhnlich, hat aber seinen ganz besonderen Charme. Auch einige Soli dürfen in diesem Stück nicht fehlen (Gitarre und Saxophon).

Die eigenen Stücke schwanken zwischen Jazz, Metal und Funk und haben ihre ganz eigene Ausstrahlung. Mit dieser außergewöhnlichen Mischung gehen Panzerballett auch auf eine vierwöchige Tour, die Ende September beginnt und Ende Oktober 2012 ihren Abschluss findet.

Vor dem ersten Hördurchgang hätte ich nicht gedacht, dass eine Mischung aus Metal und Jazz so gut funktionieren kann. Für Freunde, die außerhalb der normalen Hörgewohnheiten mal etwas ganz Neues suchen – sofern sie die Band bisher noch nicht kannten – ist „Tank Goodness“ eine echte Entdeckung.

Stephan Schelle, August 2012

   

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