Panzerballett – Breaking Brain
Gentle Art Of Music / Soulfood (2015)
(9 Stücke, 55:40 Minuten Spielzeit)

Drei Jahre sind seit dem Album „Tank Goodness“ der Münchner Jazz-Metal-Band Panzerballett vergangen, da legen sie am 30.10.2015 mit „Breaking Brain“ ihre mittlerweile fünfte Veröffentlichung vor. Schon vor drei Jahren hatte mich die Band mit ihrer unglaublichen Fusion aus Jazz und Metal überrascht. Und auch das neue Werk schlägt in die gleiche Kerbe.


Gegründet wurde dieses außergewöhnliche Quintett mit dem Namen Panzerballett von Jan Zehrfeld im Jahr 2002. Er studierte unter anderem Jazzgitarre an der Universität „Music and Dramatic Arts“ in Graz. Und auch die anderen Musiker, Josef Doblhofer (Gitarre), Alexander von Hagke (Saxophon), Heiko Jung (Bass) und Sebastian Lanser (Schlagzeug) können ein Studium der Musik aufweisen. Ungewöhnlich, das solch studierter Musiker eine Rockband gründen. Und so ungewöhnlich wie dieser Umstand, ist auch die Musik der Band.

Es ist wahr, nicht oft bekommt man die Worte „verstörend“, „verwirrend“, „verkopft“ und „krass“ in einem Satz zu lesen - in einem positiven Zusammenhang ohnehin nicht. ... Panzerballett sagen diese Worte über sich selbst - mit einigem Stolz. Was aber bei jeder anderen Band auf eine Mischung aus Größenwahn und einer mittelschweren Persönlichkeitsstörung hinweisen würde, trifft hier auf wundervolle Weise den Nagel auf den Kopf. Mit diesen recht kernigen Worten beginnt der Pressetext zum neuen Album, aber genau das ist es.

Sieben Eigenkompositionen, darunter zwei Stücke von und mit dem indischen Perkussionisten und Sänger Trilok Gurtu sowie zwei Coverversionen finden sich auf dem Album.

Ein jazziges, noch recht ruhiges Saxophonsolo, untermalt mit E-Gitarre bildet den Beginn des Openers „Euroblast“. Man wähnt sich in einem sanft dahin gleitenden Track. Doch nach nicht ganz einer Minute kommen zunächst progartige Gitarrenläufe auf, die sich schnell in einen treibenden Part wandeln. Jetzt kommt brettharter Metal zum Einsatz. Dem fügen Panzerballett noch sehr jazzige Motive und Breaks hinzu und fertig ist der unverwechselbare Sound. Immer wieder streuen sie auch einige sehr melodische und sanfte Parts ein. Das ist grandios ausgearbeitet, verlangt aber auch sich darauf einzulassen. Und in diesem Stil sind auch die anderen Eigenkompositionen gehalten.

Sehr ungewöhnlich ist allerdings „Typewriter II“, das mit programmierten Samples einer analogen Schreibmaschine aufwartet und konzeptionell von Leroy Andersons „Typewriter“ inspiriert ist. Anderson spielte dieses Stück auf einer analogen Schreibmaschine zusammen mit einem Orchester. Wer jetzt  nicht genau weiß was gemeint ist, der erinnert sich vielleicht an den Sketch von Jerry Lewis, der zu der Musik „Luftschreibmaschine“ spielte. Panzerballett spielen diesen Song allerdings nicht nach, sondern fügen ihrem Jazz-Metal diese perkussive Variante bei. Der Track ist eine rhythmische Ekstase.

Wer kennt nicht den Song „Mahna, Mahna“? Aber in einer derart heftigen Version wird den noch niemand gehört haben. Auch hier treffen Jazz und Metal auf geniale Weise zusammen. Gleiches gilt für das abschließende „Pink Panther“, der Titelmelodie von Henry Mancini zum gleichnamigen Hollywoodstreifen. Zunächst kommt einem dieses Stück nicht bekannt vor. Erst nach einiger Zeit bricht durch das Metalgewitter eine durch Saxophon gespielte jazzige Melodie, die das Thema aufgreift, hervor. Das ist unglaublich.

Mit „Shunyai/Intro“ und „Shunyai“ von und mit Trilok Gurtu gehen Panzerballett neue Wege, denn nun hält Worldmusic Einzug in den Kosmos der Münchner Metal-Jazzer. Während Trilok Gurto noch im Intro allein zu Werke geht, kommen die harten Sounds von Panzerballett im mehr als achtminütigen „Shunyai“ voll zur Geltung.

Auch „Breaking Brain“ ist wieder ein außergewöhnliches Album der deutschen Formation Panzerballett geworden, das nicht nur ihre Fans begeistern wird. Die Mischung aus Metal und Jazz ist ungewöhnlich und faszinierend zugleich. Ein tolles Werk.

Stephan Schelle, September 2015

   

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