Overhead – Of Sun And Moon

Overhead – Of Sun And Moon
Progressive Promotion Records (2012)
(9 Stücke, 48:46 Minuten Spielzeit)

Gut vier Jahre hat sich das finnische Quintett Overhead Zeit gelassen, um ihr viertes Studioalbum unter dem Titel „Of Sun And Moon“ zu veröffentlichen. Mit Progressive Promotion Records hat die Band nun auch eine neue Heimat bei einem deutschen Label bekommen (die letzte CD erschien bei Musea), ansonsten gibt es aber nichts neues, denn die Besetzung der Band ist konstant geblieben.


Alex Keskitalo (Gesang, Flöte), Jaakko Kettunen (Gitarren), Janne Pylkkönen (Bass, Backgroundgesang), Tarmo Simonen (Keyboards) und Ville Sjöblom (Schlagzeug, Backgroundgesang) sind ihrem Stil, dem Progressive Rock, den sie mit 70’er-Jahre Rock vermischen, treu geblieben. Allerdings haben sie den Härtegrad eine Spur angezogen, was den Stücken aber gut zu Gesicht steht.

Neun Stücke finden sich auf dem Album, das mit dem Song „Lost Inside 2“, einer Fortsetzung des Stückes „Lost Inside“ vom 2008’er Album „And We’re Not Here After All“, beginnt. Die Band mischt in diesem Opener noch recht verhaltenen Heavy Metal Riffs mit atmosphärischen Melodien. Das ist nicht ganz so hypnotisch, wie auf „And We’re Not Here After All“, zeigt aber schon mal, das der Härtegrad etwas angezogen wurde. Der typische Overhead-Stil ist aber deutlich zu erkennen, was sicherlich auch in der markanten Stimme von Alex begründet ist.

Mit einer Art Geräuschkulisse wie bei einem Liveauftritt beginnt der zweite Song „Berlin“. Der Song geht gut ab und hat schon recht eingängige Melodielinien, die ein wenig in die kommerzielle Ecke zu schielen scheinen, was hier aber nicht negativ gemeint ist. Ein Erfolg wäre Overhead damit wirklich zu wünschen. Mystisch mit fast schon Reggae artigen Rhythmen geht es dann ebenfalls recht kommerziell im nächsten Stück „An Afternoon Of Sun And Moon“ mit progressiven Fragmenten weiter.

Mit „Aftermath“ brechen sie stilistisch dann in den Sound deutscher Bands wie RPWL oder Sylvan ein. Hier spielen sie mit lauten und leisen Passagen und schenken dem Stück im zweiten Teil noch einen ausgiebigen Instrumentalpart, bei dem sie sich so richtig austoben können. In diesem Stück kommen dann auch Anleihen an Jethro Tull (durch den Flöteneinsatz von Alex) zum Tragen. Recht psychedelisch wird es durch den Keyboardsound und die eingeworfenen Gitarrenlicks im Stück „Syriana“. Hier verbinden Overhead auf sehr hypnotische und ansprechende Weise druckvollen Rock mit Psychedelic. Eine äußerst gelungene Mischung. Sehr schön ist in diesem Stück auch wieder der Instrumentalteil. Unmittelbar schließt sich hieran das Instrumetnalstück „Grotte“ an, das in einigen Momenten stilistisch an Bands wie Ozric Tentacles erinnert.

Atmosphärisch und wie im Zeitlupentempo präsentiert sich dann „Last Broadcast“. Das folgende „Alive“ ist ein richtiger Knallersong, denn Melodie und Rhythmus reißen schnell mit. Der beste Song des Albums. Hypnotisch ist auch der Rhythmus im zweiten Teil (instrumental) des Stückes. Mit dem verspielt wirkenden „Angels And Demons“, das so einige Fragmente (Klänge) aus den späten 60’ern / frühen 70’ern bereit hält, beschließt das klasse Album.

Das Album, das am 30.06.2012 neben der CD-Version auch als digitaler Download erschienen ist, wird in einem 3D-Cover ausgeliefert, dem eine rot/grüne Brille beigelegt ist, um den 3D-Effekt aufnehmen zu können. Das achtseitige Digipack enthält einige sehr surreale, fantasymäßige und düstere 3D-Grafiken, die sehr ansprechend gestaltet wurden. Das ist mal eine etwas andere Covergestaltung, die sich deutlich aus der Masse hervorhebt. Einziger Kritikpunkt: man hat eine Halterung bzw. Seitentasche für die kleine farbige Brille vergessen.

Auch wenn es nicht das beste Album von Overhead ist, so hat „Of Sun And Moon“ doch eine hohe Dichte und ist qualitativ weit oben anzusiedeln. Ein klasse Album. Wer Overhead bisher mochte wird auch mit diesem neuen Werk nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Ich kann das Album, sehr empfehlen.

Stephan Schelle, August 2012

   

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