Overhead – And Were Not Here After All

Overhead – And Were Not Here After All
Musea / Point (2008)
(7 Stücke, 49:39 Minuten Spielzeit)

Der Veröffentlichungsrhythmus der finnische Progband Overhead ist konstant bei drei Jahren verankert. Nach dem Debüt „Zumanthum“ (2002) und dem überragenden Album „Metaepitome“ (2005) liefert das finnische Quintett bestehend aus Alex Keskitalo (Gesang, Flöte), Jaakko Kettunen (Gitarren), Janne Pylkkönen (Bass), Tarmo Simonen (Piano, Polysix, etc.) und Ville Sjöblom (Schlagzeug) am 16.09.2008 ihren dritten Silberling mit dem Titel „And We're Not Here After All“ heraus.


Nach den absolut faszinierenden Stücken „Metaepitome“ und „Dawn“ vom Vorgängeralbum war ich bis auf’s Äußerste gespannt, was die Fünf aus dem hohen Norden da als nächstes auf einen Silberling bannen. Sieben Stücke mit Laufzeiten zwischen 1:09 und 11:47 Minuten werden auf  „And We're Not Here After All“ geboten, das qualitativ nahe an „Metaepitome“ heranreicht.

Der Opener „A Method …“ beginnt mit perlend leichten Keyboards, wie man sie von dem Twin Peaks-Soundtrack von Angelo Badalamente kennt. Dann setzt die unvergleichlich sanfte Stimme von Alex ein und dieser magische Sound von Overhead breitet sich zunächst in einer Downtemponummer aus. Nach einigen Minuten wird der Härtegrad angezogen und aus der sanften Nummer wird ein waschechter Rocker. Schon mal ein viel versprechender Anfang.

Das folgende „… To The Madness“ schließ nahtlos an den ersten Track an, so dass man beide eigentlich als Einheit sehen muss. Treibende Drums puschen das Stück nach vorn. Eine kraftvolle Nummer, die recht abwechslungsreich ist und Spaß macht. Das folgende „Time Can Stay“ lässt Parallelen zu Pink Floyd zu, aber immer mit dem unnachahmlichen Charme, den die Finnen verbreiten und auch dieser Titel zeigt zwei unterschiedliche Gesichter, denn im zweiten Teil wird es durch Heavy Metal-Riffs recht rockig. Ein Stück, das ein Klassiker der Band werden könnte und den Atem des Vorgängeralbums versprüht. Das folgende Instrumental „The Sun“ stellt mit gerade mal knapp einer Minute Spielzeit nur ein kurzes Zwischenspiel dar, bevor dann der Longtrack des Albums, „Lost Inside“ erklingt.

„Lost Inside“ hat ebenfalls aller Ingridenzien, die ein Progsong braucht. Recht mediterran, durch griechisch anmutende Atmosphäre (ohne kitschig zu wirken), beginnt das Stück und verquickt die Querflöte mit floydischen Sounds. Herrliche Melodiebögen, die sich zu steigern wissen sorgen darüber hinaus für magische Momente. Und auch die gewohnten Rhythmus-, Melodie- und Tempowechsel fehlen nicht. „Entropy“ zeugt von herrlich vorantreibenden Melodielinien. Ein Stück, bei dem man gleich mitgeht und das im Verlauf ordentlich rockt.

Zum Abschluss bieten Overhead dann mit „A Captain On The Shore“ noch einen weiteren Longtrack der es auf knapp unter zehn Minuten bringt. Neben Alex ist als Gast Petra Oksa mit an Bord, die ihren Gesang beisteuert, sich allerdings kaum merklich im Hintergrund hält. Das Stück hat u. a. leichte Anleihen an Jethro Tull aufzuweisen.

Overhead etablieren sich nach ihrem Überraschungserfolg aus 2005 mit ihrem dritten Album endgültig in der Riege der wichtigen Progbands. Zwar hat mir der Vorgänger wegen der beiden oben genannten Hammerstücke besser gefallen, aber auch dieses neue Album überzeugt mich, da es nahe an den Vorgänger heranreicht und kann daher ebenfalls empfohlen werden. Overhead sollte man unbedingt im Auge behalten, eine Band mit Zukunft.

Stephan Schelle, September 2008

   

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