Osssy - Serum

Osssy - Serum
mig / made in germany music (2012)
(15 Stücke, 66:44 Minuten Spielzeit)

Mit Produktionen von Musikern, die ich nicht kenne, ist es immer so eine Sache. Schaut man sich den Namen und das Cover an, dann kommen mir immer sofort gewisse Assoziationen, die im Schubladendenken enden und die ich, ohne einen Ton gehört zu haben, musikalisch schon einordne. So ist es auch beim Anblick von „Serum“ von Osssy (alias Oswald Pfeiffer) gewesen, denn ich dachte bei mir „nicht schon wieder so ein heftiges Metalalbum“. Doch als ich die Scheibe in den Player legte, bekam ich etwas ganz anderes geboten, das mich erstaunt vor den Boxen verharren ließ.


Osssy sagt über sein Debütalbum: „’Serum’ ist die Essenz meines bisherigen Schaffens. Es ist mein persönliches Pharmazeutikum!“ - das ist nicht nur ein platter Werbeslogan, es sind deutliche Worte eines gestandenen Musikers. Eines Musikers, der weiß was er will – und was er nicht will! „Nach fast 20 Jahren war es einfach an der Zeit, ein eigenes Statement zu setzen. Dieses Album … das bin ich, zu 100 Prozent!“

So spannend wie die Musik ist auch Osssy’s Lebensgeschichte. Oswald „Osssy“ Pfeiffer (die drei „s“ seines Spitznamens sind ursprünglich auf einen Schreibfehler auf einer Visitenkarte zurückzuführen) hat schon viel gesehen und erlebt. 1970 in Beirut als erster von zwei Söhnen eines deutschen Geschäftsmanns und einer ägyptischen klassischen Ballerina/Pianistin geboren, waren Ägypten, der Libanon, Malta, die Philippinen und gar der Irak nur wenige der vielen Stationen im jungen Leben der Herzblutmusikers. Später dann spielt Osssy in Bagdad/Irak bereits im zarten Alter von 13 Jahren in Hotel-Lobbys und Bars, was ihm 1985, nach dem Umzug nach Deutschland, den Kauf der ersten professionellen Instrumente ermöglichen sollte: Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Bass – noch heute beherrscht der Wahl-Hannoveraner all diese Instrumente perfekt!

Ende der 80’er Jahre erarbeitete sich Osssy mehr und mehr als Produzent im „Frida Park Studio“ mit seiner Lebenspartnerin Anca Graterol einen guten Namen – ein Weg, der ihn mit Künstlern wie Laith Al Deen, Fury In The Slaughterhouse, Paul Young, Gunter Gabriel, Accept, Toto, U.F.O. und vielen anderen zusammenführen sollte.

Osssy scheint in seinem Leben schon eine Menge Rockmusik in sich aufgesogen zu haben, so kam es mir zumindest vor, als ich das Album hörte. Seine Musik ist im Melodic- bzw. Stadionrock verwurzelt. Aber auch andere Elemente werden in die Musik mit eingebunden wie zum Beispiel Country, Pop, Blues, Funk und auch klassische Sounds. Durch zahlreiche kurze Zitate, die er in seine Musik einwebt und die mal nach Queen, dann wieder nach den Beatles, Asia, Toto, Styx, ZZ Top oder sogar Pink Floyd – um nur einige zu nennen - klingen, wird aus dem Album ein sehr vertrautes Werk, dass sich schnell im Ohr festsetzt. Osssy vermeidet es aber zu sehr nach den großen Namen des Rockbusiness zu klingen und macht sein ganz eigenes Ding. Und das macht einfach Spaß.

Man kann keinen einzelnen Song aus dem Album hervorheben, denn jedes dieser Stücke hat eine hohe Qualität und eine unglaubliche Ausstrahlung. In diesem Album scheint sich die Rockmusik der letzten 30 – 40 Jahre vereint und zu einer Essenz, einem Serum destilliert zu haben. Dieses Serum sollte es meiner Meinung nach auf Rezept geben!!!

Multiinstrumentalist Osssy hat das Album nicht allein eingespielt, vielmehr standen ihm zahlreiche enge Freunde und Weggefährten aus dem Rockbereich zur Seite, darunter unter anderem Steve Mann (Lionhart, The Sweet, MSG), Kai Reuter (Nina Hagen, Jutta Weinhold, Vitesse), JJ Marsh (Glenn Hughes) Simon Phillips (The Who, Toto). Lars Lehmann (Roachford, Sydney Youngblood, Konstantin Wecker, Uli Jon Roth), Martin Huch (Heinz Rudolf Kunze) und Gero Dmek (Fury In The Slaughterhouse).

Mit „Serum“ ist Osssy ein wirklich tolles Album gelungen, bei dem sich Freunde des Melodicrock sofort zu Hause fühlen werden. Die herrlichen Melodien und dezent eingefügten Zitate machen aus dieser Veröffentlichung ein kleines Fest. Ein Album, das mir sehr gefällt und das ich vorbehaltlos empfehlen kann.

Stephan Schelle, Februar 2012

   

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