Orsino Nation - Spectrasanct Das Duo Yasmine Amber und Charger (wer auch immer sich hinter diesem Namen verbirgt ist nicht ganz klar) stammen aus Australien und bilden den Stamm der Band Orsino Nation, der um einige Gastmusiker erweitert wurde. Der Name ist vom Charakter Herzog Orsino aus Shakespeare’s Komödie „Was ihr wollt“ (im Original „Twelfth Night“) abgeleitet. Im Jahr 2010 erschien die EP „Picnic On A Whale“, der 2013 der erste Longplayer mit dem Titel „Spectrasanct“ folgte. Mittlerweile ist das Duo nach Berlin umgezogen, um in die dortige Musikszene einzutauchen. |
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Nun aber zur Musik, die ist in der Tat recht abwechslungsreich und unterschiedlich. Los geht es mit dem schrägen Titel „The Flesh-Eating Zombie Love Song“. So schrägt wie der Songtitel ist auch die Musik, denn was da aus den Boxen dröhnt, nachdem feenhafte Synthieflächen durch den Raum schweben, sind Metalgitarren, in die psychedelische, avantgardistische, punkartige Passagen verknüpft werden. Das ist recht kurios und man muss sich erst einmal an diese Mixtur gewöhnen. Nach diesem gewöhnungsbedürftigen Opener geht es dann im nächsten Stück „Wanderlust“ in eine völlig andere Richtung. Piano und Flächen bestimmen das Bild des Songs, zu dem Yasmine eine unter die Haut gehende Performance bietet. Das ist Rockpop mit Singer/Songwriter verbunden und wird im weiteren Verlauf immer rhythmischer. Ein klasse Song. Fast wie eine atmosphärische Folkballade wirkt zunächst „Midsommar“, das darüber hinaus auch wieder Singer/Songwriter und balladeske Elemente aufweist. Yasmines Stimme tanzt durch den Raum wie an einem sonnenreichen Tag auf einer Blumenwiese. Sakral wird es dann durch mehrstimmig angelegte Chorgesänge in „Belladonna“. Der Folkanstrich ist auch in diesem Song zu spüren. Er versprüht eine ganz eigenartige, fesselnde Atmo. Skurril wird es dann wieder in „The Mad-Hatter’s Tea Party“. Klavier, Keyboard und Schlagzeug wirken wie Zirkusmusik und in den knapp zwei Minuten geht es ziemlich durcheinander, was die Verrücktheit des Themas (aus „Alice im Wunderland“ entnommen?) widerspiegelt. Dann kommen EBM Industrial- und Electro-Sounds im nächsten Stück „Liza“ an die Oberfläche. „Horses“ wirkt dagegen wie aus den 80’er Jahren transformiert und mit harten Metalgitarren belegt. Dem folgt dann mit „Dixie Wonderland“ erneut eine wunderbare Ballade, bei der Yasmines herrliche Stimme zur Akustikgitarre ihren ganzen Ausdruck entfaltet. Durch den Einsatz der Flöte kommt auch ein bisschen Hippieatmo auf. Diese Beispiele zeigen, wie bunt und abwechslungsreich es auf dem Debütalbum von Orsino Nation zugeht. Auf „Spectrasanct“ hat das australische Musikprojekt Orsino Nation einen bunten Strauß an musikalischen Stilarten gebunden. Und doch ist die CD stimmig ausgefallen. Ein gutes Debüt, das man sich in Ruhe zu Gemüte führen sollte. Vor allem sollte man sich vom Opener nicht irritieren lassen, denn er ist nicht die Blaupause für den Rest des Albums. Stephan Schelle, Februar 2014 |
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