Orden Ogan – Final Days
Pride & Joy Music / Soulfood (2020)
(13 Stück, 46:34 Minuten Spielzeit)

Die aus dem sauerländischen Arnsberg stammende Band Orden Ogan hat sich seit ihrem ersten Album „Testimonium A.D.“, bei dem sie Metal und Mittelalterfolk miteinander verbanden, zu einer der besten Powermetalbands Deutschlands gemausert. Sie wurden von der Presse in den letzten Jahren gar als Nachfolger der Band Blind Guardian gehandelt. Mit ihrem 2008’er Album „Vale“ und dem veränderten Sound begann ihre Karriere, mit der sie sich von Album zu Album kontinuierlich steigerten. Im März 2021 ist das mittlerweile siebte Album („Testimonium A.D.“ mitgezählt) mit dem Titel „Final Days“ erschienen.


Mit dem 2008’er Album „Vale“ führte die Band dann auch das gleichnamige Maskottchen ein, dass mittlerweile unter den Fans einen gleichen Status wie Iron Maidens „Eddie“ besitzt und auf keinem Cover fehlen darf. Die Band um Mastermind Sebastian „Seeb“ Levermann hat sich in der Vergangenheit mehrfach transformiert und so ist er das einzig verbliebene Element der Urbesetzung. Seiner Hartnäckigkeit und Leidenschaft für die Musik ist es zu verdanken, dass sich die Band so entwickelt hat und gern gesehener Gast bei Festivals wie Wacken ist. Metal-Ohrwürmern wie „We Are Pirates“, „F.E.V.E.R.“ oder „The Things We Believe In“ sorgen bei Konzerten stets für Partystimmung und mehrstimmigem Gesang des Publikums. Wer das schon einmal erlebt hat, in Live und in Farbe oder per DVD-Mitschnitt, der ist von dieser Band sofort infiziert.

Seit dem letzten Album „Gunmen“ aus dem Jahr 2017 hat sich im LineUp, das doch einige Jahre konstant war, einiges getan. Da sich Sebastian „Seeb“ Levermann nun nur noch auf den Gesang fokussiert (bisher hatte er auch E-Gitarre gespielt), wechselte Niels Löffler vom Bass zur Gitarre und man stellte zusätzlich mit Patrick Sperling einen weiteren Gitarristen ein, da Tobias Kersting aus privaten Gründen eine Auszeit nimmt und derzeit nicht an Bord ist. Steven Wussow (ex-Xandria) ist der neue Mann am Bass während Dirk Meyer-Berhorn weiterhin hinter den Schlagfellen sitzt.

Gleich der Opener „Heart Of The Android“ führt den Hörer in das Dark Sci-Fi-Konzept des Albums ein. „Nachdem wir für ‚Gunmen’ eine Dark Wild West-Szenerie entwickelten und vorher schon Storylines um Klöster in Moorlandschaften (‚Ravenhead’), endzeitliche Eiswelten (‚To The End’) und brennende Städte (‚Easton Hope’) hatten, blieb nur noch der Weg ins All“, schmunzelt Seeb.

Die zum Quintett angewachsene Band legt mit den ersten Tönen von „Heart Of The Android“ mächtig los, was sich dann auch im Refrain fortsetzt. Die Strophen glänzen dabei vor allem durch eine eingängige Melodie mit Satzgesängen. Das haut einen schon mal richtig um und macht darüber hinaus richtig Spaß.

Ein markantes Riff führt dann in den nächsten Song, das sechsminütige powervolle „In The Dawn Of The AI“ ein. Dirk Meyer-Berhorn sorgt mit seinen stakkatoartigen Rhythmen dafür, dass der Song mal so richtig nach vorne knallt. Die Band versteht es aber immer wieder auch in diesen harten Segmenten äußerst melodisch und fesselnd zu agieren.

„Inferno“ ist ein weiterer druckvoller Powermetal-Song mit herrlicher Melodieführung in den Strophen und sorgt in seinem Refrain mit seinem Ohrwurmcharakter für einen neuen Song, der Live die Fans aus allen Kehlen mitsingen lassen wird. „Let The Fire Rain“ steht ganz in der Tradition der bisherigen Veröffentlichung der Band mit einem voluminösem Sound und Satzgesang der durch die Decke geht.

Speedmetal-Rhythmen werden dem Hörer dann im Song „Interstellar“ um die Ohren gehauen, bei dem der griechische Heavy-Metal-Gitarrist Gus G. (mit bürgerlichem Namen Konstantinos Karamitroudis - ex-Ozzy Osbourne-Gitarrist), ein Gitarrensolo beigesteuert hat. In diesen Song wurde auch noch ein Hauch Folk mit eingebaut. Die schwedische Sängerin Ylva Eriksson (Sängerin der schwedischen Band Brothers Of Metal) ist dann im Song „Alone In The Dark“ zu hören. Ihre Stimme verleiht dem Sound von Orden Ogan noch einmal eine neue, sehr ansprechende Note. Ein toller Song.

Wow, was treibt Dirk Meyer-Berhorn die Band mit seinem Schlagwerk im Song „Black Hole“ wieder nach vorne. Das ist noch so ein Hammersong im Speedmodus. „Hollow“ hat dann erneut so einen Chorus, der zum Mitsingen einlädt. Den Abschluss bildet dann das 6:25minütige „It Is Over“, einem epischen Track, der das Ende der Welt (herbeigeführt durch einen Asteroideneinschlag) thematisiert. Der Song beginnt recht langsam mit einer ruhigen Pianopassage, entwickelt sich aber schnell zu einem erneuten eruptiven Song. Sehr schön ist, dass in diesen Song einige gesprochene Texte eingebaut wurden (die „letzte Radioübertragung der Menschheit“, die in sämtlichen Weltsprachen vorgetragen wird), die den Charakter eines Konzeptwerkes unterstützen.

Die CD enthält neben dem Album auch noch eine DVD (man sollte sich unbedingt diese Version beschaffen) auf der ein 67minütiger Mitschnitt von ihrem „Gunmen“-Tourabschluss, der im Saloon des Fort Fun (Freizeitpark in der Nähe vom sauerländischen Bestwig) aufgenommen wurde, enthalten ist. Darauf finden sich auch die oben erwähnten drei Metal-Ohrwürmer.

Der sauerländischen Metalband Orden Ogan ist mit „Final Days“ ein weiterer großer Wurf im Genre Powermetal gelungen. Nicht nur Fans dieses Genres sollten hier unbedingt ein Ohr - oder besser zwei - riskieren. Das liegt vor allem an den wunderbaren eingängigen Melodien, die Seeb immer wieder hervorzaubert. Hohe Empfehlungsstufe!

Stephan Schelle, Mai 2021

   

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