O'Phrenic -
Fata Morgana O’Phrenic, die Band aus dem sauerländischen Iserlohn, lässt sich immer etwas Zeit mit ihren Veröffentlichungen. So hat es nach dem selbst betitelten 2017’er Album vier Jahre bis zum Nachfolger „Fata Morgana“ gedauert. Das LineUp blieb mit Felix Hueck (Gesang, Akustikgitarre), André Terp (Gitarren), Tobias Fazio (Bass) und Sebastian Hertel (Schlagzeug) unverändert. Darüber hinaus waren aber als Gastmusiker noch Elmar Lahrmann (Sounds, Effekte), Jan Terp (Klarinette bei „The Brave“ und „Persipan“) sowie Kevin Brandie (spricht und singt den King bei „Persipan“) beteiligt. |
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Das
Album erscheint in einem sechsseitigen Digipack mit zwölfseitigem
Booklet. Im Booklet befinden sich sehr atmosphärische, teils verfremdete
Bilder mit Wüstenmotiven. Das passt dann auch perfekt zur Story.
Allerdings wurden die Songtexte zwar in chronologischer Reihenfolge, aber
nicht mit Songtiteln versehen im Booklet abgedruckt. Für jedes Stück
wurde aber der Text nur auf einer Seite platziert, so das dass
Zurechtfinden kein Problem darstellt. Die
CD startet mit Geräuschsamples, die nach Morsezeichen klingen, im
1:12:minütigen „Intro“. Begleitet wird dies von einem Bassmotiv, das
ein wenig nach Stonerrock klingt. Dann setzen E-Gitarre und Schlagzeug ein
und die ersten Zeilen werden gesungen. Vor allem der Wechsel von einem
verhaltnen Klangbild (fast schon Garagensound) zu einem Breitwandsound ist
hier gut gelungen. Eine guter Einstig in das Album, der aus meiner Sicht
vom musikalischen aber gerne noch etwas länger hätte dauern können. Dann
geben die Jungs im ersten Song, dem ebenfalls recht kurzen, 1:39minütigen
„Departure“, richtig Gas. Jetzt klingen sie wie eine Mischung aus
Black Sabbath und Led Zeppelin. Sänger Felix Hueck passt je nach Song
seine Stimme an, die hier eine leichte Spur in Richtung Geddy Lee wandelt,
ohne die Höhen des Rush-Sängers zu erreichen. Vielmehr ist es die Art,
wie er den Song interpretiert. Leider ist auch dieser Track aus meiner
Sicht ein wenig zu kurz geraten, denn das Teil hat richtig Schmackes. Dem
schließt sich dann das 8:23minütige „The Brave“ an, das Soundmäßig
wie der Soundtrack zu einer Wüstenkarawane wirkt. Hier gehen O’Phrenic
gemächlicher, aber nicht weniger intensiv ans Werk. Tolle atmosphärische
Parts finden sich in diesem Song, der sich im Mittelteil zu einer
flirrenden, musikalischen Fata Morgana entwickelt, was wiederum dem
Albumtitel entspricht. Das ist hypnotisch und fesselnd und wechselt kurz
vor dem Ende in einen eruptiven Part, der sich dann in elektronischen
Sounds auflöst. Rockiger
wird es dann im 4:10minütigen „Persipan“ mit starken Riffs, die ein
leichtes Retro-Feeling aufkommen lassen. Im letzten Drittel kommt gar
durch unterschiedliche Stimmen ein Part auf, der das Konzept noch mal
unterstreicht. Ein Schöner Gitarreakkord eröffnet dann das achtminütige
„Desert Storm“, das sich im Verlauf zu einem atmosphärischen Song
entwickelt, in dem Felix Hueck in unterschiedliche Stimmlagen wechselt und
zeigt, welch guter Sänger er ist. Ab der Hälfte nehmen die Jungs dann
wieder mehr Fahrt auf und steigern das Tempo bzw. den Rockgehalt, um zum
Ende hin wieder sehr atmosphärisch und elektronischen auszuklingen. Dem
schließt sich nahtlos das siebenminütige Titelstück an, das mit einem
sehr schönen Bassmotiv beginnt. Nach einem atmosphärischen Beginn rockt
der Song richtig gut, da die Riffs und die Rhythmusfraktion nun deutlich
stärker in den Vordergrund treten. Es folgen drei weitere eindruckvolle
Songs und schließlich endet das Album mit dem 1:15minütigen „Outro“,
dass das Motiv vom „Intro“ erneut aufnimmt und sich so der Kreis
schließt. Wie
zu erfahren war, hat die Band bereits weiteres Material gesammelt, das auf
einen zweiten Teil hoffen lässt. Das ist eine gute Nachricht, denn mit
„Fata Morgana“ haben die Iserlohner O’Phrenic ein beachtliches Werk
geschaffen. Sollte dieses Jahr endlich wieder das German Kultrock Festival
in Balve stattfinden, wird man O’Phrenic dann auch live erleben dürfen.
Stephan Schelle, Januar 2022 |
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