Octopus – The
Lost Tapes Beim Aufräumen von Speichern sind schon so manche Schätze gehoben worden. Dabei muss es aber nicht immer Gold sein, manchmal steckt das Wertvolle auch auf einem Datenträger. Jennifer Kowa ist solch eine Entdeckung gelungen. Sie hat vor einiger Zeit eine Kassette der deutschen Rockband Octopus gefunden, in der sie Sängerin war (damals hieß sie Jennifer Hensel). Die Stücke darauf wurden im Sommer 1974 in einem Studio eingespielt und gelangten 1976 in die Hände von Günther Kröber und Sky-Records, der Octopus daraufhin direkt einen Plattenvertrag anbot. |
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Mitte
1972 gründeten Peter Hensel, Claus D. Kniemeyer, Dieter-Paul Becke und
Jennifer Hensel die Band Octopus. Alle Mitglieder studierten oder leben zu
diesem Zeitpunkt im Studentenwohnheim an der Universität Frankfurt am
Main. Werner Littau meldet sich auf eine Anzeige am schwarzen Brett in der
Universität Frankfurt im Herbst 1972 und wird Keyboarder von Octopus. Die
Band komponiert und erstellt ein Programm von 90 Minuten. Inspiriert von
Bands wie Beggar’s Opera, Camel, Yes und anderen Prog-Rock-Bands
versucht man von Anfang an eine Eigenständigkeit zu entwickeln. Der erste
Auftritt findet in Ranstadt bei Frankfurt am 20.11.1973 statt. Im Frühjahr
1974 ergänzt Hans-Paul Sattler die Band mit seinem Mellotron und Fender
Rhodes. In den folgenden Monaten in 1974 spielt die Band 25 Auftritte in
ganz Deutschland. Sogar ein Auftritt in der Düsseldorfer Philippshalle am
25.04.1974 findet im Rahmen eines Festivals statt. Octopus begeistert
schnell die Fans. Jennifer ist nicht nur der optische Mittelpunkt der
Band. Ihre kraftvolle Rock-Stimme interpretiert die anspruchvollen Texte
von Claus D. Kniemeyer in einer Art und Weise, dass viele Journalisten sie
schnell zur besten Prog-Rock-Sängerin Deutschlands zählen.
Im Sommer 1974 nimmt die Band dann ein Demo im Studio „Panne und
Paulsen“ auf, das nun vom Sireena Records Label, die auch schon die vier
Studioalben wiederveröffentlichten, erstmals veröffentlicht wird. Die
sechs Stücke wurden in folgender Besetzung eingespielt: Jennifer Hensel
(Gesang), Peter Hensel (Gitarre), Claus D. Kniemeyer (Bass), Werner Littau
(Keyboards), Hans-Paul Sattler (Mellotron) und Dieter-Paul Becke
(Schlagzeug). Der
erste Song auf dem Album ist das 4:46minütige „Judgement Day“. Der
Song zeigt auch gleich in welcher Richtung Octopus damals unterwegs waren.
Sie spielten straighten 70’er Jahre Rock, der eigenständig war, aber
auch immer mal wieder Ähnlichkeiten zu Bands wie Uriah Heep & Co.
aufzeigte. „Judgement Day“ ist ein druckvoller Song, der im Mittelteil
einen sehr ruhigen, proggigen Part besitzt. Jennifers Stimme passt bestens
zu diesem Sound und zeigt sich variantenreich. Darüber hinaus sind die
Orgelklänge sehr markant. Dem
folgt das 7:17minütige „Time In My Hands“, das durch Rhythmus- und
Themenwechsel - ein Merkmal der Band - besticht. In der ersten Hälfte
geht die Band instrumental ans Werk und erst nach mehr als vier Minuten
steigt Jennifer dann mit ihrem klaren Gesang ein. Das 4:28minütige
„Zipoli“ ist eine Neuinterpretation des Stückes aus dem 17.
Jahrhundert, das von Domenico Zipoli komponiert und von Peter Hensel
arrangiert wurde. Das
9:04minütige „Son Of Sorrow Part I“ ist mit der Version „Son Of
Sorrow“ von „An Ocean Of Rocks“ nicht mehr zu vergleichen, da die
Unterschiede immens sind. In dieser Version herrscht klar der Sound der frühen
70’er Jahr vor. Sireena
Records hat mit „The Lost Tapes“ eine wahre Perle des deutschen Rock
der 70’er Jahre veröffentlicht. Das Demoband, das Jennifer Kowa
wiedergefunden hat, zeigt die Band Octopus in bestechender Form. Es ist
nachvollziehbar, dass diese Songs der Band einen Plattenvertrag
bescherten. Stephan Schelle, August 2023 |
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