Octopus – Hart am Rand

Octopus – Hart am Rand
Sireena Records / Broken Silence (1981 / 2011)
(12 Stücke, 50:15 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Band Octopus, deren erste beiden Alben „The Boat Of Thoughts“ und „An Ocean Of Rocks“ noch konzertanten Rock boten, hatten sich auf dem dritten Album „Rubber Angel“ schon straighterem Rock und einer kommerzielleren Schiene gewidmet. Diese drei Alben wurden bereits vom deutschen Label Sireena Records als CD veröffentlicht. Am 10.06.2011 folgt nun das vierte und letzte Album dieser deutschen Band. Es trägt den Titel „Hart am Rand“ und machte 1981, bei seiner Erstveröffentlichung vor allem durch sein gewagtes Cover Schlagzeilen.


Wie viele andere Bands auch, so bewegten sich auch Octopus in Richtung der neu aufkommenden Neuen Deutschen Welle (NDW). Sängerin Jenny Hensel, die der Band durch ihre Stimme ihren Stempel aufgedrückt hatte und Gitarrist Winfried Kowalik waren schon längst von Bord gegangen, als man mit den Aufnahmen zum neuen Album begann. Es folgten Umbesetzungen die schlussendlich im Sommer 1980 den aus Österreich stammenden Gitarristen Georg Klivinyi und den Wiesbadener Sänger Michael Stein (Ex-Schinderhannes Rocktheater) zur Band brachten. Diese Umbesetzung führte dann auch zu wegweisenden Veränderungen in der Musik von Octopus, die mit den früheren Werken nichts mehr gemein hatte.

Erste große Veränderung, es wurde ab jetzt in Deutsch gesungen. Daneben waren es vor allem gradlinige Rocknummern, die sich auf dem Album wieder finden, die wiederum in ihrem Umfeld in die NDW-Zeit passten.

„Die Band war damals noch stark in der Rock gegen Rechts-Bewegung eingebunden. Wir haben eben versucht, aus meiner Trash-Rock’n’Roll-Vergangenheit und dem sich immer mehr etablierenden deutschen Popmarkt (Stichwort Neue Deutsche Welle) einen Konsens Richtung Spaß, Kommune und Rock’n’Roll-Lifestyle zu finden. Und das war’s dann letztendlich“, erinnert sich Georg Klivinyi. „Für die alten Octopus-Fans war das natürlich ein Schock, aber für uns zwei schöne Jahre auf Tour, mit vielen damals bekannten Bands wie Extrabreit, Supermax, der kompletten Ostgarde etc. und viel ‚communards lifestyle’ in Knie- und Niemeyers Wohnung …“.

Und so finden sich dann auch so geistreiche Titel wie „Monster in der Geisterbahn“, „Verfolgungsjagd im Entlüftungsschacht“ oder „Sie hieß Phyllis“ auf dem Album. Musikalisch finden sich die typischen Keyboard-, Gitarrensounds und Schlagzeugrhythmen der frühen 80’er in den einzelnen Songs. Auch ein bisschen Punk, wie beispielsweise im Opener „Mitternacht“, ist auf dem Album zu finden, während in „Bastard“ Marius Müller-Westernhagen durchscheint. Und mit „Police lässt grüßen“ ist ein Song auf dem Album, der schon im Titel erkennen lässt, dass er nahe am Stil der berühmten britischen Band angesiedelt ist.

Die CD enthält alle Originalsongs des 81’er Albums und darüber hinaus als Bonus die beiden Stücke der Maxi-Single „Land in Sicht / Monster in der Geisterbahn“ in remasterter Fassung.

Wer auf straightem Deutschrock mit Anleihen zur NDW steht, der bekommt hier die volle Dröhnung. Eine gute Rockplatte, die allerdings nichts mit den alten Veröffentlichungen zu tun hat.

Stephan Schelle, Mai 2011

   

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